Impact oder Erfolg?
Dirk Werth, Chefredakteur IM+io
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Wir stehen in unserer heutigen Gesellschaft oft vor der Frage, was für uns wirklich zählt: der persönliche Erfolg oder der gesellschaftliche Impact? Ist es wichtiger, seine eigenen Ziele zu erreichen und Anerkennung zu erlangen, oder sollten wir uns eher darauf konzentrieren, einen positiven Einfluss auf die Umwelt und unsere Mitmenschen zu haben? Vielleicht ist es aber auch kein „Oder“!
Gleiches gilt für Unternehmen. Die moderne Geschäftswelt ist geprägt von einem regelrechten Erfolgsdruck. Von Beginn an werden betriebswirtschaftliche Maßstäbe für Erfolg gesetzt: die meisten Mitarbeitenden, den größten Umsatz, das schnellste Wachstum. Höher, schneller, weiter: Der Mensch, und so auch der Unternehmer oder die Unternehmerin, misst seinen beziehungsweise ihren Wert gerne im Vergleich mit anderen.
Auf der anderen Seite des Profits steht der Impact, den Unternehmen auf die Mitmenschen und die Welt um uns herum haben können. Impact kann auf verschiedene Weise erreicht werden: durch ehrenamtliches Engagement, soziales Unternehmertum, politisches Handeln oder auch durch künstlerischen Ausdruck. Wenn sich Unternehmen darauf konzentrieren, anderen zu helfen und positive Veränderungen anzustoßen, kann man ein erfülltes Leben führen, das weit über wirtschaftliche, beziehungsweise persönliche, Erfolge hinausgeht. Dies wirft die Frage auf: Gibt es ein „Karma-Konto“ für den Impact den Unternehmen leisten?
Eine erfolgreich unternehmerisch tätige Person mag viel Geld verdienen und gesellschaftlich anerkannt sein. Mein Haus, mein Auto, meine Yacht. Aber was bleibt wirklich von ihrem Wirken? Bleibt ein Mensch, der sich für andere einsetzt und Ihre Lebenssituation verbessert eher im Gedächtnis? Es sollte nicht die Frage sein, ob Erfolg oder Impact, sondern vielmehr, welche Art von Erfolg man anstreben will. Der individuelle Blickwinkel entscheidet, welche Währung am Ende wertvoller ist.
In der Unternehmenswelt spielen beide Faktoren eine immer bedeutendere, gemeinsame Rolle. Viele Unternehmen sind der Meinung, dass der Impact, den sie auf die Welt haben, sich letztendlich auf ihre langfristige Rentabilität auswirken kann. Zum Beispiel können Unternehmen, die auf nachhaltige Praktiken und Umweltschutz achten, Kosten senken, indem sie Energie und Ressourcen einsparen und gleichzeitig das Image des Unternehmens verbessern und neue Kund:innen gewinnen.
Aber nicht nur Kund:innen. Wie steht es um neue Fachkräfte? Will man die Arbeitsleistung der Generation Y und Z für sich gewinnen, werden die Impactziele eines Unternehmens bei der Entscheidung immer wichtiger. Sind Impact Maßnahmen für Unternehmen also der neue Obstkorb in der Mitarbeitendengewinnung?
Betrachtet man das kurzfristige Geschäftsjahr, ist das Thema Impact eher irrelevant. Vielleicht sogar ein Marketing-Gag. Definiert man den Begriff Impact aber in einer größeren Relation und bezieht neben dem Umwelt- und Klimaschutz auch die soziale Verantwortung mit ein, erlangt das Ganze strategische Relevanz für die Zukunft. Wird das Rennen demnach über die Langstrecke gewonnen?
Natürlich bedeutet das nicht, dass wir unseren persönlichen oder unternehmerischen Erfolg vollständig aufgeben sollten. Es geht vielmehr darum, eine Balance zu finden. Mit einer gesunden Mischung, dem „sozio-ökonomischen Impactionismus“, kann es gelingen! Wenn wir unseren individuellen Erfolg mit dem Ziel verbinden, einen positiven Impact zu erzielen, können wir beides erreichen. Wir können unsere Fähigkeiten und Ressourcen nutzen, um etwas Größeres zu bewirken und gleichzeitig persönlich zu wachsen.