Weit mehr als nur Umweltschutz
Nachhaltiges Wirtschaften in deutschen Unternehmen
Editorial, August-Wilhelm Scheer
Daimler prämiert seine Zulieferer erstmals für Nachhaltigkeit. Im vergangenen Herbst trafen sich erstmals Staats- und Regierungschefs zum ersten Sustainable-Development-Gipfel der Vereinten Nationen in New York. Und die internationale Forschungsgemeinschaft Future Earth, geleitet vom International Science Council, kommt in ihrem Bericht „Digital Disruptions for Sustainability“ (D2S) zu dem Schluss, dass digitale Disruptionen in der gesellschaftlichen Transformation zu mehr Nachhaltigkeit beitragen können. Das sind gute Nachrichten, denn es zeigt: Das Thema Nachhaltigkeit ist national und international wirklich angekommen. Doch was bedeutet dies für Unternehmen, für den Mittelstand, für Geschäftsmodelle? Dieser Frage gehen wir in der aktuellen Ausgabe der IM+io nach.
Ja, zum einen geht es hier auch um Umwelt- und Klimaschutz. Kann dies überhaupt mit unserem wirtschaftlichen Handeln zusammengehen, in einem Zeitalter des Menschen, dem Anthropozän? Prof. Dr. Klaus Töpfer, Deutschlands zweiter und bekanntester Umweltminister und ehemaliger Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms, hat sich hierzu für die IM+io Gedanken gemacht. Soviel sei vorab gesagt: Die Fakten sind ernüchternd, somit seien nun mutige Entscheidungen gefragt, so Töpfer.
Zum Umweltschutz beitragen soll in Deutschland die Elektromobilität. Die kommt nur schleppend in Gang. Dennoch gibt es bereits eine Vielzahl innovativer Unternehmen. Und die kümmern sich sogar darum, dass uralte CO2- Schleudern wieder guten Gewissens ausgemottet werden können, indem sie die automobilen Schätze elektrisch aufmotzen. Schließlich stammen die Motoren vieler Oldtimer noch aus Zeiten, in denen zweistelliger Spritverbrauch die Regel war. Weniger Plastik für Verpackungen zu Weit mehr als nur Umweltschutz produzieren, das wäre zudem eine gute Nachricht für die Weltmeere. Auch hier gibt es Ansätze, den lebensgefährlichen Müll mithilfe innovativen Rohstoffeinsatzes zu vermeiden.
Zum anderen geht es aber auch um Prozesse in den Unternehmen – etwa durch das „richtige Rechnen“, wie Regionalwert-Chef Christian Hiß es beschreibt. „richtig Rechnen“ heißt für ihn, externe Kosten der Produktion in die Bilanzierung eines Unternehmens aufzunehmen. Ein Vorgang, den Betriebswirtschafts-Wissenschaftler schon sehr lange untersuchen. Hiß versucht es im landwirtschaftlichen Betrieb und zieht damit die Aufmerksamkeit von SAP und Ernst & Young auf sich. Anders rechnen will auch Stefan Schaltegger von der Leuphana und damit Controller in Unternehmen für externe Kosten sensibilisieren. Außerdem heißt nachhaltiges Wirtschaften heute, sich zu digitalisieren. Deutsche Mittelständler leben dies vor allem dann erfolgreich, wenn die Chance eröffnet wird, dass die nächste Generation das Familienunternehmen rechtzeitig übernimmt.
Nachhaltigkeit, das bedeutet dreierlei: die ökologischen, die sozialen und die ökonomischen Kosten des Wirtschaftens im Blick behalten. Somit lassen sich grundsätzlich alle Prozesse im Unternehmen auf Nachhaltigkeit überprüfen – bis hin zum Aushandeln von Verträgen mit Kunden. Wie das funktioniert, beschreiben die Spieltheorie-Spezialisten von Kerkhoff Negotiations. Diese und noch viel mehr Facetten zum Thema nachhaltiges Wirtschaften trägt die IM+io in ihrer neuen Ausgabe zusammen – in der Hoffnung, Ihnen gute Anregungen und spannende Einblicke zu gewähren.
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