Die lehrende KI
Eine Entlastung für Lehrkräfte und individuellere Betreuung für Schüler und Studenten
Franz Steinberger, Jan Ullmann, Lernhandwerk.de
Kurz und bündig:
Unser Bildungswesen geht in großen Teilen noch auf die Zeit der Industrialisierung zurück und zielt auf das Erlernen standardisierter Tätigkeiten ab. In der digitalisierten Welt ist das nicht mehr zeitgemäß. Heute sind personalisierte Lernprozesse gefragt. KI könnte die längst überfällige Disruption im Bildungswesen auslösen. Erste Praxisanwendungen gibt es heute schon. So helfen virtuelle Assistenzsysteme beispielsweise bei der halbautomatischen Erstellung von Erklärvideos oder der individuelleren Vorbereitung von Vorlesungen.
Fortschreitende Entwicklungen künstlicher Intelligenz (KI) werden laut aktueller Prognosen große Einschnitte für die Arbeitswelt, aber auch für die Bildung mit sich ziehen. Aber welche sind das genau? Ein Blick in die Praxis zeigt, wo KI heute schon gewinnbringend für Lehrende und Lernende eingesetzt wird und welches Potenzial die neuen Technologien für die Zukunft des Bildungswesens im Allgemeinen mitbringen.
Bildung und Technik: (K)ein neues Spannungsfeld
Bereits der Einzug des Fernsehgeräts war eine kleine Revolution im Bildungsbetrieb. Damals waren viele skeptisch: Wird die Lehrkraft bald nicht mehr gebraucht? Setzt man die Schulklasse jetzt einfach sechs Stunden lang vor den Fernseher? Beides ist nicht eingetreten, da Lernprozesse individuell und in sozialer Interaktion geschehen – im besten Falle eingeleitet und moderiert von ausgebildeten Pädagogen. Schnell war das Stichwort „Pädagogik vor Technik“ geboren. Doch eines verkennt diese Binsenweisheit, wie der Didaktiker Axel Krommer auf seinem Blog treffend argumentiert: Die Existenz des Digitalen verändert die möglichen Lernziele und auszubildenden Kompetenzen fundamental. Wer also das Digitale beim Curriculum-Design nicht mitdenkt, kann in der Folge keine Bildungsarrangements schaffen, die auf die digital geprägte Welt nach der (Aus-)Bildung vorbereiten [1].