Konzept des digitalen Zwillings. Ein Finger berührt und verbindet sich mit einem digitalen Finger, um sowohl die physische als auch die digitale Welt zu aktivieren. Geschäfts- und Technologie-Simulationsmodellierung

Virtuelle Körper, echte Chancen – Für eine Medizin, die Geschlecht mitdenkt

Laura Steffny, August-Wilhelm Scheer Institut
Digitale Zwillinge revolutionieren die Medizin: Statt Durchschnittswerte zu verwenden, ermöglichen sie individuell zugeschnittene Diagnosen und Therapien. Besonders in der geschlechtersensiblen Versorgung schließen sie Datenlücken, die bisher zu Fehldiagnosen und unpassenden Behandlungen führten. Erste Studien zeigen eine deutlich höhere Präzision bei Vorhersagen etwa von Schwangerschaftsdiabetes oder Prostatakrebs. Digitale Zwillinge basieren auf realen Gesundheitsdaten und modellieren den menschlichen Körper dynamisch und lernfähig. Damit könnten sie den Weg zu einer gerechteren, personalisierten Medizin ebnen – wenn ethische Standards, Datenschutz und Diversität berücksichtigt werden.

Vom All auf den Acker: Wenn Satelliten die Saat lenken

Helena Schulz-Mirbach, Philipp Wichmann, Ari Satanowski, Max Planck Institute for Terrestrial Microbiology im Gespräch mit Milena Milivojevic, IM+io
Die MyDataPlant GmbH entwickelt digitale Lösungen für die Landwirtschaft auf Basis von Satellitendaten. Mithilfe von Fernerkundung und KI-gestützten Modellen erstellt das Unternehmen Applikationskarten, mit denen Landwirtinnen und Landwirte ihre Maschinen effizienter und nachhaltiger einsetzen können. Ursprünglich aus einer Idee der Kleffmann Group entstanden, hat sich MyDataPlant als eigenständiger Anbieter im Bereich Precision Farming etabliert. Die Plattform erlaubt es, Felder individuell zu analysieren, ressourcenschonend zu bewirtschaften und flexibel auf Wetterveränderungen zu reagieren. Durch enge Kooperationen mit Forschungseinrichtungen und höchsten Datenschutzstandards treibt das Unternehmen Innovation und Vertrauen in der Agrarbranche voran.

Biotechnologische Innovationen brauchen Struktur, Kapital und Akzeptanz, um gesellschaftlich wirksam zu werden.

Start mit Stolpern: Was Biotech-Innovationen zum Scheitern bringt

Max Pöhlmann, Ralf Huss, BioM Biotech Cluster Development GmbH
Biotechnologische Innovationen sind zentral für medizinischen Fortschritt, Klimaschutz und Ernährungssicherheit – doch ihr Weg von der Forschung zur Anwendung ist lang, komplex und teuer. Viele Ideen scheitern nicht an ihrem Potenzial, sondern an strukturellen Hürden, fehlender Skalierung und mangelndem Verständnis für Marktmechanismen. Erfolgreiche Innovation erfordert Interdisziplinarität, gezielten Technologietransfer und ausreichend Risikokapital. Gleichzeitig sind regulatorische Auflagen und gesellschaftliche Akzeptanz entscheidend dafür, ob biotechnologische Produkte überhaupt den Markt erreichen. Um das volle Potenzial dieser Zukunftstechnologie zu heben, braucht es Mut, unternehmerischen Geist und klare politische Rahmenbedingungen.

eine Fliege im Hologramm- und Drahtgitterstil

Digitalisierung als Wachstumstreiber für aufstrebende Märkte

Urs Liebau, Jana Smolka, Tom Patzwald, August-Wilhelm Scheer Institut
Die Digitalisierung eröffnet neue Chancen für nachhaltige Ernährungssysteme, insbesondere in aufstrebenden Märkten. Alternative Proteine wie Insekten bieten ökologische Vorteile, doch bisher fehlt es an skalierbaren digitalen Lösungen. Mit Grow Detect AI wird die Insektenzucht durch Künstliche Intelligenz, Sensorik und Blockchain effizienter, transparenter und ressourcenschonender. Technologien wie InsectCounting und Insectpassport ermöglichen präzise Produktionsplanung und erhöhen das Vertrauen der Konsumierenden. So kann Digitalisierung nicht nur die Lebensmittelproduktion revolutionieren, sondern auch den Wandel hin zu einer klima- und biodiversitätsfreundlichen Ernährung beschleunigen.

Ökologisches Kleinplanetenkonzept, ökologisches Bild, grüne Erde

Ernte 2.0: Wenn Reststoffe zu Ressourcen werden

Michael Zavrel, Technische Universität München
Die Nutzung von Agrarreststoffen als nachhaltige Rohstoffquelle bietet großes Potenzial zur Reduktion von Treibhausgasen und zur Entkopplung von fossilen Ressourcen. Statt wertvolle Anbauflächen für die Kunststoff- oder Kraftstoffproduktion zu beanspruchen, können pflanzliche Reststoffe wie Stroh oder Zuckerrohr-Bagasse sinnvoll verwertet werden. Biotechnologische Verfahren ermöglichen es, die in diesen Reststoffen enthaltenen Zucker der zweiten Generation in Biokunststoffe, Enzyme oder Biokraftstoffe umzuwandeln. Dabei helfen moderne Technologien wie Soft-Sensoren und Künstliche Intelligenz, die Prozesse effizient und flexibel zu steuern. Für eine erfolgreiche Umsetzung im industriellen Maßstab sind frühzeitige Analysen und eine praxisnahe Testung entscheidend.

Kreative Wissenschaftler arbeiten in modernen Labors mit innovativen Forschungstechniken und fortschrittlicher Technologie.

Mission Possible: Ein Enzym verlässt den Naturpfad

Helena Schulz-Mirbach, Philipp Wichmann, Ari Satanowski, Max Planck Institute for Terrestrial Microbiology im Gespräch mit Milena Milivojevic, IM+io
Das Projekt beschäftigt sich mit der Entwicklung künstlich hergestellter Enzyme, die natürliche Stoffwechselprozesse gezielt erweitern oder verbessern. Ziel ist es, CO₂ mithilfe mikrobieller Systeme effizient zu fixieren und in wertvolle Produkte wie Bioplastik-Vorläufer umzuwandeln. Dabei werden Enzyme nicht nur angepasst, sondern komplett neu entworfen – mithilfe theoretischer Modelle, Laborexperimenten und Screening in lebenden Zellen. Der Designprozess folgt einem strukturierten Workflow vom Reagenzglas bis zur Anwendung in Bakterien. Künstliche Intelligenz spielt dabei zunehmend eine Rolle, um potenzielle Verbesserungen vorherzusagen und schneller umzusetzen.