Vom gesellschaftlichen Trend zur Meisterschale
Virtueller Fußball auf Bundesliga-Niveau
Andreas Heyden, Jörg Höflich, Johannes Kanz, DFL Deutsche Fußball Liga GmbH
Kurz & Bündig
Die Virtual Bundesliga ist die erste vollständig in einer Spielsimulation abgebildete professionelle Fußball-Liga der Welt. Mit ihr setzt die DFL sowohl auf einen offenen Wettbewerb für Einzelspieler als auch auf das Engagement etablierter Clubs. Gemeinsam mit dem Partner ESL, hochklassigem Content und dem richtigen Medien-Mix trägt die DFL zur Professionalisierung des „eFootball“ bei.
Ihren Lieblingsspielern „nur“ bei der Arbeit zuzusehen, reicht vielen, gerade jüngeren Fußballfans, nicht mehr aus. Sie wollen selbst um die Deutsche Meisterschaft spielen – an der Konsole. Das Ergebnis: Der Markt für Fußball-Simulationen boomt. Diesen gegenwärtigen Trend hat die DFL Deutsche Fußball Liga aufgegriffen und brachte sehr früh traditionellen Fußball mit eSports in Verbindung. Mit der Virtual Bundesliga wurde der notwendige Grundstein gelegt; seit Kurzem treten auch Profi-Clubs mit eigenen eFootball-Teams an.
Am 18. Dezember 2000 gründeten 36 Vereine und Kapitalgesellschaften der Bundesliga und 2. Bundesliga die Deutsche Fußball Liga (DFL). Zuständig ist diese für die Organisation und Vermarktung des deutschen Profifußballs, also vor allem für die Spielansetzungen und den Vertrieb der entsprechenden nationalen und internationalen Medienrechte sowie die Gruppenvermarktung.
In dieser Verantwortung hat sich die DFL schon früh damit beschäftigt, welche Erwartungen die Menschen, die sich für Fußball interessieren, an dessen mediale Berichterstattung haben. Mit derartigen Erkenntnissen, jüngst zum Beispiel mit einer Studie über das Mediennutzungsverhalten der „Generation Z“ [1], gelingt es der DFL, selbst wie ein Medienunternehmen zu agieren und entsprechende Angebote stets am Bedarf und der Erwartungshaltung auszurichten. Hierzu hat die DFL in den vergangenen Jahren mehrere Tochterfirmen gegründet und die Bandbreite eigener medialer Angebote deutlich vergrößert. Unter anderem gehört mit der Sportcast GmbH eine der größten Firmen für die Live-Produktion von Sportereignissen unter das Dach der DFL-Gruppe. Im Jahr 2012 wurde die DFL Digital Sports gegründet, deren Aufgabe es ist, digitale Bundesliga-Inhalte redaktionell zu erstellen und über verschiedene Kanäle wie App, Website und Social Media zur Verfügung zu stellen.
Dieser integrierte Ansatz ist der Grund, weshalb die DFL Fortschritt und Innovationen gegenüber sehr aufgeschlossen ist. Trends in der Nachfrage nach medialen Inhalten und die Bedürfnisse aller Generationen, ob jung oder alt, werden durch die DFL identifiziert und in Form von innovativen Ansätzen aufgegriffen.
Sehr früh, bereits im Jahr 2012, hat sich die DFL gemeinsam mit Spiele-Publisher Electronic Arts (EA) dazu entschieden, das steigende Interesse an Fußball-Simulationen aufzugreifen und auch auf dem virtuellen Rasen aktiv zu werden. So wurde mit der Virtual Bundesliga (VBL) ein eigener eSport- bzw. eFootball-Wettbewerb ins Leben gerufen, der allen Spielern der beliebten „FIFA“-Serie von EA offen steht. Damit war die Bundesliga die erste professionelle Fußball-Liga überhaupt, die vollständig in einer Fußball-Simulation abgebildet wurde. Erster Deutscher Meister der Virtual Bundesliga wurde Kevin Assia, der sich im weiteren Verlauf seiner Karriere auch international einen Namen im eSport gemacht hat und unter anderem bei der Weltmeisterschaft im Jahr 2016 in New York bis in das Viertelfinale vorgestoßen ist.
Seither hat sich das Bedürfnis nach interaktiver Mediennutzung verstärkt. Passiver Medienkonsum wird zumindest teilweise durch eigene Betätigung und dem Wunsch nach gestaltender Einflussnahme abgelöst. Insofern kommt dem eFootball eine wachsende Bedeutung zu, denn er bietet die Chance, selbst Entscheidungen zu treffen, die Spieler auf dem virtuellen Spielfeld zu bewegen und somit das Ergebnis aktiv zu gestalten. Dieser Trend wird das Verfolgen eines „echten“ Fußballspiels nicht ablösen, gerade für jüngere Menschen eröffnet er aber zusätzliche Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit dem Sport, einzelnen Clubs und Spielern oder bestimmten Begegnungen. Die Authentizität der Simulationen in Bezug auf das Aussehen der Spieler, ihre typischen Bewegungen und Stärken sowie einer immer größer werdenden Anzahl an realistisch abgebildeten Stadien lässt die virtuelle Welt dabei sehr nah an das Geschehen auf dem grünen Rasen heranrücken.
Die steigende Beliebtheit der VBL und generell des eSport haben dazu geführt, dass die DFL den gesellschaftlichen Trend in der Saison 2018/19 abermals aufgegriffen und zusätzlich einen Clubwettbewerb innerhalb der VBL ins Leben gerufen hat. In der „VBL Club Championship by bevestor“ treten die eFootball-Teams der Clubs aus Bundesliga und 2. Bundesliga gegeneinander an und spielen die Deutsche Meisterschaft aus. Der Wettbewerb fand in der aktuellen Saison 2020/21 zum dritten Mal statt und konnte eine Rekordbeteiligung von 26 Clubs verzeichnen. Ende März hat der 1. FC Heidenheim 1846 als neuer Deutscher Club-Meister im eFootball den vorherigen und zweimaligen Titelinhaber SV Werder Bremen abgelöst.
Die DFL fokussiert sich bei ihrem Engagement ausschließlich auf Fußball-Simulationen, weil der Fußball das verbindende Element ist. Damit können die Clubs ihren Fans ein zusätzliches mediales Angebot im virtuellen Raum machen und treffen damit auf Zustimmung. Nach einer aktuellen Umfrage der DFL in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) unter Fußball-Fans befürworteten 88 Prozent der Befragten, die Fan eines Bundesliga-Clubs sind, ein eigenes eFootball-Team bei ihrem Lieblings-Club. Weiterhin gaben 51 Prozent an, dass sie durch ihren favorisierten Bundesliga-Club auf die VBL aufmerksam geworden sind, und 62 Prozent der Befragten verfolgten die VBL, weil ihr bevorzugter Bundesliga-Club auch daran teilnimmt. Auch diese Zahlen belegen, dass hier ein Zusammenhang besteht, dass Fußball und dessen virtuelles Abbild keine voneinander getrennten Welten darstellen. Unter den Befragungsteilnehmern, denen die VBL ein Begriff ist, spielt die Mehrheit gerne selbst sowohl eFootball als auch Fußball.
Ziel der DFL ist es, die Virtual Bundesliga als dritte, virtuelle Wettbewerbsmarke der DFL zu etablieren. Mit der aktuellen Saison gingen zahlreiche Maßnahmen einher, die der fortschreitenden Professionalisierung dienen. Einerseits schloss die DFL eine strategische Partnerschaft mit der ESL, dem weltweit größten eSport-Unternehmen. Deren Expertise hilft der DFL dabei, die Interessen der eSportler noch besser zu verstehen, die richtigen Kommunikationskanäle zu bedienen und damit den Auf- und Ausbau eines eFootball-Ökosystems im digitalen Sport zielgerichtet zu gestalten.
Die teilnehmenden Clubs sorgten an ihren Heimspielstätten für ein Gaming-Setup, um alle Spiele live über Streaming-Kanäle zu übertragen. Gleichzeitig wurden an jedem Spieltag ausgewählte Begegnungen durch ein professionelles Team aus Moderatoren und Experten aus einem virtuellen Studio heraus begleitet und analysiert. Diese Begegnungen waren auf dem offiziellen Twitch- und YouTube-Kanal der Virtual Bundesliga zu sehen. Bei allen Übertragungen wurde primär auf eine digitale Verbreitung abgezielt, um insbesondere jüngere Zuschauer zu erreichen. Zudem wurden die Halbfinalbegegnungen und das Finale live im linearen Fernsehen auf ProSieben Maxx übertragen.
Doch damit ist die Saison 2020/21 noch nicht vorbei. Nach dem Deutschen Club-Meister im eFootball wird im Juni noch im Einzelspielerwettbewerb der Deutsche Meister im eFootball ermittelt. Über die bisherigen Ausscheidungsrunden konnten sich die besten Einzelspielerinnen und -spieler Deutschlands einen Platz für das große Finale sichern. Teilnehmen kann jeder, und somit besteht auch für Anfänger und Freizeitspieler die Möglichkeit, mit guten Leistungen bis in die Finalrunden vorzudringen. Je weiter sie durch gute Leistungen kommen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sie auf etablierte eSportler und Vertreter der Clubs treffen, darunter auch Profis, die ihren Lebensunterhalt als FIFA-Spieler verdienen. Der Traum vom Kräftemessen mit den bekannten Namen der Szene – und vom Überraschungssieg – kann also in Erfüllung gehen. Das VBL Grand Final by bevestor findet am Wochenende vom 4. bis 6. Juni 2021 statt.
(Bildquelle: DFL – Deutsche Fußball Liga)