Transparenz statt Greenwashing
Datenbasiertes und automatisiertes Umweltmonitoring
Lubomila Jordanova und Ramana Gudipudi, Plan A
(Bildquelle: Adobe Stock | 457954289 | Pcess609)
Kurz & Bündig
Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive der EU sind künftig fast 50.000 Unternehmen verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen. Software-Lösungen wie die des Berliner Greentechs Plan A helfen Unternehmen, ihren CO2-Fußabdruck automatisiert sichtbar zu machen und ihre Leistungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung (ESG) zu verbessern. Dazu sammelt, verarbeitet und analysiert die KI-gesteuerte Plattform Emissions- und ESG-Daten, erstellt CO2-Reduktions- und ESG-Optimierungspläne und automatisiert den Berichtsprozess.
Aktien- und große Personengesellschaften müssen in regelmäßigen Abständen Geschäftsberichte veröffentlichen. Diese geben der Öffentlichkeit Einblicke in die finanzielle Geschäftsentwicklung des Unternehmens. Für nichtfinanzielle Informationen – also solche, die die Bereiche Umwelt, Soziales und Unternehmens- führung betreffen – besteht eine solche Berichtspflicht bislang nur für wenige Firmen. Diese wird nun aber von der EU-Kommission ausgeweitet, um mehr Transparenz beim Thema Nachhaltigkeit zu schaffen. Digitale Software-as-a-service-Lösungen (SaaS) wie die des Berliner Greentechs Plan A helfen Unternehmen, ihren CO2-Fußabdruck entsprechend international anerkannter Standards und Methodiken zu messen, zu reduzieren und darüber zu berichten.
Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichtet die EU- Kommission statt bisher 11.600 künftig fast 50.000 Unternehmen in der Europäischen Union, einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen [1]. Banken, Investoren sowie der Öffentlichkeit sollen somit standardisierte, zuverlässige und transparente Informationen über das Unternehmen in den Bereichen Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung (ESG) zur Verfügung gestellt werden. Greenwashing – dem grünen Schönfärben des eigenen Geschäftsgebarens in der Öffentlichkeit ohne hinreichenden Nachweis – wird endgültig ein Riegel vorgeschoben. Folgen Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung vornehmlich legislativen und moralischen Richtlinien (gerechte Entlohnung, Geschlechterquoten, Sicherheit usw.), beruhen die ökologischen Aspekte auf physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Die Messung der Auswirkungen des Unternehmens auf das Klima sowie etwaige Lösungsansätze basieren folglich auf wissenschaftlichen Daten und Erkenntnissen. Das prädestiniert vor allem die „E“-Sparte, in ein digitales mittels Künstlicher Intelligenz (KI) gesteuertes Software-Instrument überführt zu werden, das automatisiert und branchenübergreifend die Kohlenstoffbilanz für Unternehmen erstellt, Dekarbonisierungspfade ausweist und die Berichterstattung automatisiert.
Wissenschaftlich fundiert und KI-gesteuert
Das 2017 gegründete Berliner Software-Unternehmen Plan A entwickelt wissenschaftlich fundierte digitale Lösungen für Kohlenstoffbilanzierung, Dekarbonisierung, ESG-Management und Berichterstattung. Die Kernsoftware des Unternehmens ist eine KI-gesteuerte Software-as-a-Service (SaaS)-Plattform, die Unternehmen bei der Sammlung, Verarbeitung und Analyse von Emissions- und ESG-Daten unterstützt, CO2-Reduktions- und ESG-Optimierungspläne erstellt und die Berichterstattung automatisiert.
Um den CO2-Fußabdruck von Unternehmen zu berechnen, folgt die Softwarelösung von Plan A der Methodik des international anerkannten „Greenhouse Gas Protocol Corporate Standard”. Dieser Standard wurde vom World Resources Institute (WRI) und dem World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) als umfassender Rahmen für die Treibhausgasbilanzierung und Berichterstattung konzipiert.
Die Software erhebt dabei in einem ersten Schritt notwendige Aktivitätsdaten – von Angaben zu einzelnen Büros und Anlagen über den Strom- und Energieverbrauch bis hin zum Transportverhalten – über alle relevanten Emissionsbereiche (Scopes 1, 2 und 3) hinweg. Während sich Scope 1 auf die direkte Freisetzung klimaschädlicher Gase im eigenen Unternehmen bezieht, umfassen die Scopes 2 und 3 die indirekte Freisetzung klimaschädlicher Gase durch Strom- und Energielieferanten beziehungsweise in der vor- und nachgelagerten Lieferkette. All diese Daten werden von der Software anschließend mit entsprechenden nationalen Emissionsfaktoren zusammengeführt. Daraus leitet die Software-Plattform konkrete Emissionsangaben ab – der betriebliche Kohlenstoff-Fußabdruck in Tonnen CO2 – und überwacht sie im Laufe der Zeit, um Fortschritte zu visualisieren und sie mit den Benchmarks der Branche beziehungsweise den im Pariser Klimaabkommen verankerten Zielen zu vergleichen (siehe dazu Abbildung 1).
Dekarbonisierung statt Kompensation
Auch wenn in den vergangenen 20 Jahren grüne Investitionen sowie die Anzahl der Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsbemühungen reporten, gestiegen sind, haben im gleichen Zeitraum die Kohlenstoffemissionen und Umweltschäden weiter zugenommen [2]. Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, reicht es also nicht aus, dass Unternehmen ihren aktuellen CO2-Fußabdruck nur sichtbar machen. Vielmehr ist es das Gebot der Stunde, tätig zu werden. Das heißt, Rückschlüsse aus den gewonnenen Erkenntnissen des eigenen Klimaimpacts zu ziehen und daraus gezielte wissenschaftlich fundierte Ziele und Maßnahmen zur Dekarbonisierung der eigenen Geschäftstätigkeiten entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von den Lieferanten über die Produktion, den Lebenszyklus des Produkts bis hin zur Entsorgung beziehungsweise zum Recycling – abzuleiten. Hierbei ist zu erwähnen, dass der in der öffentlichen Debatte häufig verwendete Begriff der „Klimaneutralität” irreführend ist und kein erstrebenswertes Ziel darstellt. Denn um „CO2-neutral” zu werden, genügt es bereits, eigene CO2-Emissionen einfach durch Offsetting – einen Ausgleich des eigenen Treibhausgas-Ausstoßes durch Finanzierung von Projekten zur Vermeidung oder Speicherung von Treibhausgasen an anderer Stelle – zu kompensieren. Erstes Instrument sollte daher immer sein, die eigenen Geschäftsaktivitäten auf Basis wissenschaftlich fundierter Maßnahmen zu dekarbonisieren und nur unvermeidbare Emissionen zu kompensieren.
Als „wissenschaftlich fundiert” gelten Ziele dann, wenn sie dem neuesten Stand der Klimawissenschaft entsprechen, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen: Eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau – bestenfalls sogar auf 1,5 Grad Celcius [3]. Um dies zu gewährleisten, beschäftigt das Berliner Unternehmen ein Team aus internationalen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, Forschern und Forscherinnen sowie Experten und Expertinnen für Emissionsbilanzierung, Kohlenstoffreduktion, Nachhaltigkeits- und Lebenszyklusanalyse. Dieses zeichnet zum einen für die hinter den Emissionsberechnungen stehenden, TÜV-zertifizierten Methodiken verantwortlich. Zum anderen entwickelt es auch die in die Software-Plattform integrierten mehr als 1.000 Dekarbonisierungslösungen und -aktivitäten. Erstellt nun die Plattform das Emissionsprofil für ein Unternehmen, identifiziert es auch die Indikatoren mit dem größten Reduktionspotential. Das versetzt die Software-KI anschließend in die Lage – auch unter Einbeziehung vorheriger Datenanalysen sowie Best Practices – gezielte, industrie-spezifische Aktionspläne zur Dekarbonisierung zu erstellen, damit das Unternehmen die gesteckten Klimaziele schnell und effizient erreichen kann.
Die Aktionspläne setzen sich dabei aus einer Vielzahl an Lösungsvorschlägen zusammen. Diese lassen sich grob in folgende Kategorien einteilen: (1) niedrig hängende Früchte, die einfachere Verhaltensweisen und unternehmenskulturelle Veränderungen ansprechen, um Emissionen zu reduzieren, zum Beispiel eine nachhaltige Verkehrspolitik auf Unternehmensebene; (2) Effizienzgewinne, die auf die Verbesserung der Systemeffizienz und langfristige monetäre Gewinne abzielen, zum Beispiel die Verbesserung der Energieeffizienz von Bürogebäuden; (3) infrastrukturelle/technologische Lösungen zusammen mit den vor- und nachgelagerten Zulieferern, die auf die Reduzierung von Emissionen in der Liefer-/Wertschöpfungskette abzielen.
Unternehmen haben anschließend die Möglichkeit, einen Zeitrahmen zur Umsetzung einzelner Maßnahmen zu definieren. Die Software erstellt dann automatisch eine Emissionsprognose, die den voraussichtlichen Verlauf bis hin zur Erreichung des gesetzten Emissionsziels illustriert (siehe dazu Abbildung 2).
Automatisierte Berichterstattung
Am Ende dieses holistischen Prozesses steht die Berichterstattung. Noch immer – so zeigt die Erfahrung – werden hierfür zeitaufwendig gepflegte, tabellarische Übersichten verwendet, die oftmals keinen international anerkannten Standards entsprechen. Auch hier schafft die Software des Berliner Unternehmens Abhilfe. Als zentrale Datenmanagementplattform beherbergt sie die aktuellen und essentiellen Informationen. Per Klick lassen sich die Daten automatisch in einem internationalen Standard entsprechenden Reporting-Format (unter anderem GHG, Global Reporting Initiative, Partnership for Carbon Accounting Financials) zusammenfassen, exportieren und an die zuständigen Aufsichtsbehörden übermitteln. Das automatisierte Prozedere minimiert einerseits die für das Reporting benötigte Zeit und stellt andererseits eine sichere und konforme Kommunikation der Emissions- und ESG-Leistung sicher.