GAIA-X bezeichnet nach der personifizierten Erde in der griechischen Mythologie – soll Ordnung in das Chaos der Cloud- und Netzanbieter bringen, indem eine sichere und vertrauenswürdige Dateninfrastruktur in Europa aufgebaut und bereitgestellt wird, die die Souveränität aller Daten gewährleistet. Kommunen und Unternehmen stehen vor der Herausforderung, dass sensible Daten in der Cloud gelagert werden, ohne dass andere Unternehmen oder Staaten Zugriff auf diese haben. Ein Wechsel zwischen den Cloudanbietern erfordert meist eine Umstellung der Infrastruktur. Lock-In Effekte erschweren dies. Datenaustausch, -analyse und -aufbereitung kann für Unternehmen häufig nur intransparent und oder zu hohen Kosten erfolgen. Datensouveränität ist nur bedingt gewährleistet. Diese Probleme versucht GAIA-X zu lösen. Der breiten Öffentlichkeit wurde Gaia-X zum ersten Mal auf dem Digitalgipfel 2019 vorgestellt. GAIA-X versteht sich selbst als offenes und transparentes Ökosystem – ein Verbundsystem von Cloud-Anbietern auf Basis einheitlicher Schnittstellen. Gestartet ist das Projekt 2019 mit 22 deutschen und französischen Gründungsmitgliedern, darunter Unternehmen wie SAP, Deutsche Telekom, International Data Spaces Association und Atos. 2021 schlossen sich 212 weitere Organisationen dem Projekt an. Darunter tritt auch die Scheer GmbH als Day-One Member dem Kreis der Unterstützer bei. Dr. Sabine Wilfling, Unit Lead Public/Government bei der Scheer GmbH verantwortet die Aktivitäten bezüglich GAIA-X im Scheer Ökosystem seit 2019. Die Herausforderungen und Chancen von GAIA-X, insbesondere für den öffentlichen Sektor, hat sie auf zahlreichen Panels mit renommierten Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutiert und an den ersten Kernpapieren als Autorin mitgewirkt.
Die Scheer GmbH als mittelständisches Software und Beratungshaus steht als prozessorientierter Umsetzungspartner an der Schnittstelle zu konkreten wirtschaftlichen Anwendungsbereichen. Nur wenn schnellstmöglich wettbewerbsfähige Angebote mit konkretem Mehrwert für Unternehmen unterschiedlichster Größe und Branche sowohl auf Provider- als auch Consumerseite entstehen, kann die Chance, mit GAIA-X die Digitalisierung der Wirtschaft und öffentlichen Verwaltung voranzutreiben, erfolgreich gelingen. Ziel ist es, hierbei die digitale Transformation unserer Kunden mit Hinblick auf die Datenökonomie zu beschleunigen. Dies gilt zum einen für die in den Geschäftsprozessen verwendeten Daten und daraus resultierenden datengetriebenen Serviceangeboten, aber auch für die Transformation der IT des Kunden hin zu einer souveränen Infrastruktur. Insbesondere im Bereich der Verwaltung müssen Bürgerdaten geschützt und Datenkompetenz gewährleistet werden. Datensouveränität ermöglicht aber auch neue Geschäftsmodelle und die Nutzung von künstlicher Intelligenz zur Umsetzung von Advanced Smart Services – die Auswertung von Daten ohne die Datenhoheit aus der Hand zu geben. Um diese Ziele zu erreichen, initiierten und beteiligen sich gleich mehrere Unternehmen der Scheer Gruppe an Leuchtturmprojekten zur Umsetzung von GAIA-X. Im Projekt POSSIBLE wird die Erschließung und Verknüpfung verschiedenster Datenräume vorangetrieben, um dem Bürger einen GAIA-X konformen, sicheren Zugang auf alle mit ihrer Identität verbundenen Datenräume zu ermöglichen. Das Projekt MERLOT, geleitet von der imc AG, hat zum Ziel besonders geschützte Bildungsdatenräume zu schaffen. Hierzu werden intelligente Services entwickelt, die über einen Marktplatz und damit dem Lernenden verfügbar gemacht werden. Die Entwicklungen in den Projekten geben Aufschluss darüber, wie sich öffentliche Verwaltung und Lehre in Zukunft verändern und wie die Transformation dahin gelingen kann.
Dr. Sabine Wilfling ist überzeugt, dass sich durch GAIA-X neue Geschäftsmodelle und intelligente Services entwickeln werden und sich der Cloud-Markt stark verändern wird. Herausfordernd wird hierbei insbesondere der Transfer in die Praxis und die dortige schnelle Nutzung der souveränen Dateninfrastruktur. Ein erster Schritt sind die Leuchtturmprojekte. Um eine schnelle praktische Umsetzung von GAIA-X zu gewährleiten, müssen kurze Lern- und Feedbackzyklen in Design und Implementierung den Praxisbezug durch reale Anwendungsszenarien sicherstellen. Hier erwartet sie bis 2022 eine erste Umsetzung der technischen GAIA-X Infrastruktur und erste Erkenntnisse, welche Voraussetzungen und welche Konsequenzen sich aus der Nutzung von GAIA-X für Branchen ergeben.
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