Wenn Mitarbeiter zu Unternehmern werden...
Wie die Digitalisierung modernes Management herausfordert
Editorial, August-Wilhelm Scheer
Wie beschleunigen Unternehmen Innovationen, die die Chance eröffnen dem Wettbewerb einen Schritt voraus zu sein? Welche Impulse kommen dazu aus der Forschung? Beschleunigte Innovationszyklen erfordern ein Umdenken des Managements. Es geht darum, ein Unternehmen dazu zu befähigen, kreativ und flexibel zu agieren – mit Mitarbeitern, die unternehmerisch denken sollen und dürfen und Freiraum für unternehmerisches Handeln erhalten. Intrapreneurship heißt das Schlagwort.
Doch was muss ein Unternehmen tun, um Intrapreneurship mit neuen Denk- und Handlungsweisen, Freiräumen und Chancen zu scheitern, zu fördern? Management 4.0 bedeutet an dieser Stelle nicht nur, die Optionen der Digitalisierung auszuschöpfen, sondern – auch mithilfe digitaler Software – das Führen von Mitarbeitern an neuen Gesetzmäßigkeiten und Zielen auszurichten. Der Mensch und seine Fähigkeit zum Kreuz- und Querdenken stehen hier im Mittelpunkt. In einer agilen Organisation wandeln sich starre Hierarchien zu flexiblen Netzwerken, Testinseln entstehen, wo selbst Scheitern als Zwischenschritt zum Erfolg gesehen wird. Der 4.0-Manager erweitert seine Gestaltungsmöglichkeiten auch um das Potenzial neuester Technologien wie der Künstlichen Intelligenz, um Prozesse neu zu gestalten, er nutzt Big Data im HR-Management, um die nötigen Skills im Unternehmen auszubilden. Die sinnvolle Nutzung verfügbarer Daten wird zum erfolgskritischen Faktor für Unternehmensziele.
Um diese zu erreichen, werden oft Umwege genommen. Dies geschieht, wenn Unternehmen ihren Mitarbeitern nicht die adäquaten Ressourcen zur Verfügung stellen. Motivierte Mitarbeiter agieren dann „um eine Hürde herum”. Nicht funktionale Systeme, ineffiziente Geschäftsprozesse oder in Konflikt stehende Ziele können zu jenen Phänomenen führen, die als Schatten-IT und Organizational Workarounds bezeichnet werden. „Plug and Play” macht es möglich. Dies birgt große Risiken. Schatten-IT verstößt häufig gegen Unternehmensrichtlinien, den Datenschutz, die Compliance-Regeln. Positiv gesehen ist ihr Einsatz ein Ausdruck von Mitarbeiter-Kreativität und des Willens, Aufgaben erfolgreich zu erledigen. Forschungen der TU München geben dazu interessante Einblicke. Auf Schatten-IT mit Umsicht zu reagieren heißt die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu verstehen. Dem am Ende nicht erstrebenswerten „Wildwuchs” solcher Systeme kann mit einem engen Monitoring der Usability von Systemen, mit vorausschauendem Software Asset Management begegnet werden.
Wir sind die Themen dieses Heftes ohne Umwege angegangen und hoffen, Ihnen spannende Einblicke in Management 4.0, Intrapreneurship und das Phänomen Schatten-IT zu geben.
Ihr August-Wilhelm Scheer