„Die Klimakrise ist kein Kampf, den man allein gewinnen kann!“
Nachhaltigkeit durch Digitalisierung geht bei Vodafone über die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus
Im Gespräch mit Therese Seiringer, Vodafone Deutschland
(Bildquelle: Vodafone)
Kurz & Bündig
Vodafone sieht sich in der Verantwortung, zu einem gesünderen, grünen Planeten beizutragen. Mit der GigaGreen-Strategie hat sich der Technologiekonzern ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele gesetzt – und schon einiges erreicht. 100 Prozent grüne Netze und SIM-Karten aus recyceltem Kunststoff sind dabei zwei Beispiele auf dem Weg zum klimaneutralen Unternehmen.
Die Klimakrise bringt weltweit verheerende Folgen mit sich. Als Digitalisierungskonzern sieht sich Vodafone daher in der Verantwortung, die Digitalisierung voranzutreiben, um das digitale CO2-Einsparpotenzial auszuschöpfen. Der Konzern denkt Klimaschutz dabei nicht nur in seiner strategischen Ausrichtung mit, sondern auch in der Entwicklung innovativer und grüner Technologien. Dem Unternehmen ist wichtig, Nachhaltigkeit auch jenseits der eigenen Unternehmensgrenzen zu betrachten und die Potenziale der eigenen Arbeit für andere zu prüfen, um ganzheitlich einen Wandel zu klimaneutralem Wirtschaften zu erzielen. Über den Effekt der Digitalisierung im Kampf gegen die Klimakrise und die angestrebten Ziele von Vodafone haben wir mit Therese Seiringer gesprochen, die für das Thema Nachhaltigkeit bei Vodafone Deutschland verantwortlich ist.
Frau Seiringer, wie bewertet Vodafone als Digitalisierungskonzern ganz grundsätzlich die Herausforderungen der Klimakrise und die Möglichkeiten, ihr zu begegnen?
Der Klimawandel ist die größte Herausforderung der Menschheit. Politiker und Politikerinnen sowie Experten haben jüngst bei der Weltklimakonferenz COP26 über die verheerenden Auswirkungen und die Eindämmung der Klimakrise beraten. Zufriedenstellend war der Ausgang nicht, doch es wurde deutlich: ein Wandel der globalen Gesellschaft und Wirtschaft muss geschehen. In diesem Zusammenhang werden auch die Effekte der Digitalisierung genannt. Eine Bitkom-Studie untersuchte vor kurzem die positiven Auswirkungen auf den Klimaschutz. Diese zeigt die Potenziale der Digitalisierung für die Klimaziele Deutschlands auf. Bis 2030 könnten mit digitalen Technologien mehr als 150 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden – das ist mehr als die Hälfte der Einsparungen, die in Deutschland zum Erreichen der Klimaziele erfolgen müssen. Als globaler Digitalisierungskonzern nehmen wir unsere Verantwortung ernst. Neben der eigenen grünen Transformation schaffen wir auch gleichzeitig Chancen für andere Unternehmen, nachhaltiger zu werden – durch smarte digitale Lösungen. Für Vodafone geht „Digitaler Klimaschutz“ weit über das eigene Unternehmen hinaus. Mit seiner GigaGreen-Strategie verfolgt Vodafone ambitionierte Nachhaltigkeitsziele. Bis 2025 will Vodafone Deutschland klimaneutral und bis 2040 emissionsfrei werden. Das ist mehr als die Hälfte der Einsparungen, die in Deutschland zum Erreichen der Klimaziele erfolgen müssen. Als globaler Digitalisierungskonzern nehmen wir unsere Verantwortung ernst. Die erste Stufe unserer GigaGreen-Strategie fokussiert sich auf das Ziel der Klimaneu-tralität. Dabei will Vodafone alle selbst erzeugten sowie durch die eingekaufte Energie verursachten CO2-Emissionen reduzieren. Mithilfe von vier Maßnahmenpaketen soll dieser erste große Schritt gelingen: Im Juli 2021 stellte Vodafone seine Netze auf 100 Prozent Grünstrom um – europaweit. In Deutschland ist der Wechsel auf Grünstrom bereits im Oktober 2020 erfolgt. Damit betreibt Vodafone das größte grüne Netz Europas und nimmt eine Vorreiterrolle ein. Vodafone Deutschland reduziert so seinen jährlichen CO2-Ausstoß um 92 Prozent oder 245.000 Tonnen – das entspricht dem CO2-Ausstoß von 360.000 Flugreisen von Düsseldorf nach Palma de Mallorca und zurück. Grüne Innovationen für Mobilfunkmasten sollen aber auch dafür sorgen, dass eigener Grünstrom produziert wird – vor Ort an den Mobilfunkmasten. Dazu arbeitet Vodafone mit dem Startup Mowea zusammen, das modulare Windräder entwickelt hat. An Standorten mit wenig Wind kommen künftig verstärkt Solaranlagen zum Einsatz. Noch besser als grüner Strom ist aber weniger Strom. Neben dem Umstieg auf Grünstrom steigert Vodafone fortlaufend seine Energieeffizienz. Der Energieverbrauch von Vodafone ist im letzten Jahr weitgehend unverändert geblieben, obwohl der mobile Datenverkehr im selben Zeitraum um 47 % von 7.983 Petabytes (PB) im Geschäftsjahr 2019/20 auf 11.714 PB im Geschäftsjahr 2020/21 gestiegen ist – in der gesamten Vodafone Group. Dies ist auf den verstärkten Einsatz energieeffizienterer Mobilfunk-Technologie und Analytik zurückzuführen. Das Echtzeit-Netz 5G überträgt die gleiche Datenmenge sogar mit fast 80 Prozent weniger Energie als sein Vorgänger 4G (LTE). Um die restlichen 8% unserer Emissionen zu verringern, setzt Vodafone unter anderem auf grüne Mobilität und stellt seine Flotte deshalb auf Hybrid- und Elektrofahrzeuge um.
Und wie will Vodafone gänzlich emissionfrei werden?
Die zweite Stufe unserer Nachhaltigkeitsstrategie sieht Netto-Null-Emissionen bis 2040 vor. Das beinhaltet vor allem, die Emissionen entlang unserer gesamten Wertschöpfungskette auf Null zu reduzieren. Vom Produkt über unsere Shops bis hin zur SIM-Karte. Der Großteil der vom Unternehmen nicht selbst kontrollierten Emissionen entsteht bei einer Handvoll sehr großer Zulieferer. Einige von ihnen, wie z. B. Apple oder Microsoft haben selbst sehr ambitionierte Klimaschutzziele, während andere diese noch definieren. Vodafone steht im regen Austausch mit seinen Lieferanten und will gemeinsam daran arbeiten, die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Gleichzeitig wurde der Lieferantenauswahlprozess angepasst. 20% der Vergabekriterien beziehen sich nun zum Beispiel auf Klimaschutz, Diversität und soziale Inklusion. Darüber hinaus möchten wir Hilfe zur Selbsthilfe für andere Unternehmen bieten. Durch smarte digitale Lösungen. Denn es ist wichtig, nicht nur auf sich selbst zu schauen, sondern auch darauf, wie wir anderen helfen können. Die Klimakrise ist kein Kampf, den man allein gewinnen kann. Es muss eine Zusammenarbeit von Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sein – weltweit.
In welchen Branchen kann Digitalisierung zu deutlich mehr Nachhaltigkeit beitragen?
Das Einsparpotenzial durch die Digitalisierung ist über sämtliche Branchen verteilt. Die Bitkom-Studie sieht in dem Bereich der Fertigung das größte Einsparpotenzial. Aber auch in anderen Sektoren wie Mobilität, Landwirtschaft oder Energiemanagement könnte durch digitale Technologien ein entscheidender Schritt gemacht werden. Umso wichtiger ist es, dass die Potenziale der einzelnen Anwendungsbereiche erkannt und genutzt werden. Wir bei Vodafone versuchen mit unseren vielfältigen Lösungen das bestmögliche Ergebnis für Wirtschaft und Umwelt zu erzielen. Zahlreiche international eingesetzte Lösungen führen schon heute zu nachhaltigerem Wirtschaften.
Können Sie uns konkrete Beispiele für digitale Lösungen nennen, die zum Klimaschutz beitragen?
Digitale Technologien helfen zum Beispiel in der Fertigung Ressourcen zu schonen. Überproduktion kann reduziert, Energie effizienter genutzt und die Fehlerquote bei der Produktion verringert werden. Der Automobilzulieferer Magna zum Beispiel spart durch die smarte Überwachung von Maschinen und anderen Stromverbrauchern schon heute bis zu zehn Prozent des jährlichen Energieverbrauchs pro Standort ein. Dabei sind Datenlogger an den Geräten befestigt, die den Energieverbrauch in Echtzeit messen. In der Cloud zusammengeführt und analysiert, helfen die Daten, Stromfresser zu erkennen und zu beseitigen. Auch im Bereich Mobilität können intelligente digitale Lösungen die CO2-Emissionen deutlich reduzieren. Mit dem Unternehmen Geotab hat Vodafone eine digitalisierte Flottenmanagementlösung entwickelt. Vodafone Business Fleet Analytics ist eine modulare Lösung, die Unternehmen dabei hilft, große Mengen an Echtzeitdaten von Fahrern in verschiedenen Fahrzeugen, Standorten und Fahrbedingungen zu erfassen. Durch die Datenauswertung werden beispielsweise die Routen der Fahrer so optimiert, dass Staus oder Extrafahrten vermieden werden. Auch Smart Parking-Lösungen tragen zu einer deutlich geringeren Umweltbelastung bei, indem sie den innerstädtischen Verkehr um bis zu 30% reduzieren und so deutschlandweit bis zu 0,9 Millionen Tonnen CO2 jährlich vermeiden könnten. Großes Potenzial auf dem Weg zur grünen Energieversorgung der Zukunft bergen smarte IoT-Lösungen, die mit intelligenter Vernetzung smartes Energiemanagement bei Unternehmen und Energieversorgern ermöglichen. Mit Narrowband-IoT von Vodafone kann der Energiemanagementanbieter Techem Energieverbräuche nicht nur zuverlässig und kostengünstig auslesen, sondern seine Kunden auch bei der Steigerung ihrer Energieeffizienz unterstützen. So können jährlich 8,7 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden. Doch auch für Energieversorger sind smarte Netze entscheidend auf dem Weg zur Energiewende. IoT-Lösungen helfen dabei, nachhaltig gewonnene Energie effizient zu produzieren und sinnvoll zu verteilen. Dafür vernetzen wir Komponenten aus dem Stromverteilnetz per Mobilfunk. Das Ergebnis: eine smarte grüne Energieversorgung. Vodafone stellt bereits heute die Kommunikations-verbindungen von mehr als fünf Millionen Smart Metern in mehr als 90 Projekten von Energieversorgern auf der ganzen Welt sicher.
Lassen sich die Einsparpotenziale durch Ihre digitalen Lösungen für Kunden verlässlich quantifizieren?
Der Carbon Trust hat errechnet, dass Vodafones Kunden und Kundinnen dank IoT-Technologien im Geschäftsjahr 2020/21 geschätzte 7,1 Millionen Tonnen CO2 vermeiden konnten. Das weltweite Ziel der Vodafone Group: Diese Zahl allein in den nächsten neun Jahren zu verfünfzigfachen. Bis 2030 will Vodafone seinen Kunden helfen, rund 350 Millionen Tonnen CO2 einzusparen – das entspricht den gesamten jährlichen CO2-Emissionen Italiens im Jahr 2019.