EINHUNDERT Prozent CO2-neutrale Städte
Der Weg zur Erreichung der Klimaziele im Immobiliensektor
Ernesto Garnier, Markus Reinhold, EINHUNDERT GmbH
(Bildquelle: Adobe Stock| aryfahmd | 272334789)
Kurz & Bündig
Das Start-up EINHUNDERT sieht sich als Vorreiter in Sachen Mieterstrom. Man unterstützt Immobilien- und Energieunternehmen beim skalierbaren Rollout im gesamten Gebäudeportfolio. Mieterstrom bedeutet: Strom wird auf dem Dach eines Mehrparteien-Gebäudes durch eine Photovoltaikanlage erzeugt und direkt vor Ort von den Mietern des Hauses verbraucht. Wir bieten somit einen Weg zur Erreichung der Klimaziele im Immobiliensektor.
Noch sind auf großen Mietshäusern Solarpanels, die Strom für die Versorgung der Mieter oder auch für die Einspeisung ins allgemeine Netz bieten, die Ausnahme. Die EINHUNDERT Energie GmbH will das ändern. Das Kölner Start-up geht davon aus, dass weitere vier Millionen Dächer in Deutschland mit Photovoltaik ausgestattet werden könnten. Das 2017 gegründete Unternehmen hat bereits bewiesen, dass das System ökologisch und auch wirtschaftlich funktioniert. Beim diesjährigen Wettbewerb „Startup-Champs 2021“ wurde EINHUNDERT zum Gesamtsieger gewählt. Im Gespräch mit den Gründern Dr. Ernesto Garnier und Markus Reinhold haben wir mehr über das ambitionierte Vorhaben erfahren.
Herr Dr. Garnier, was genau bietet die EINHUNDERT Energie GmbH an und wer sind Ihre Kunden?
EG: Mit EINHUNDERT stehen wir als digitaler Servicepartner für skalierbaren Mieterstrom an der Seite unserer Kunden und Kundinnen, zu denen unter anderem die „Rheinenergie“, die „GAG“ aus Köln und die „Rheinwohnungsbau“ aus Düsseldorf gehören. Mit Sitz in Köln sind wir bereits seit 2017 Vorreiter in Sachen Mieterstrom und unterstützen Immobilien- und Energieunternehmen beim skalierbaren Rollout im gesamten Gebäudeportfolio.
Als Team kombinieren wir skalierbare Prozesse, eine innovative Software und starke energiewirtschaftliche Kompetenzen. Gemeinsam mit unseren Kunden und Kundinnen können wir so bereits über 3.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr einsparen. Das Konzept hinter Mieterstrom ist simpel: Strom wird auf dem Dach eines Mehrparteiengebäudes durch eine Photovoltaikanlage erzeugt und direkt vor Ort von den Mietern des Hauses verbraucht. Mieterstrom bietet daher unendliches Potenzial, um dank einer fortschrittlichen Lösung den Weg zur Erreichung der Klimaziele im Immobiliensektor zu ebnen.
Ihre Idee vom ökologischen Mieterstrom verbinden Sie auch mit der wirtschaftlichen Effizienz. Wie ist Letzteres tatsächlich zu realisieren?
EG: Wirtschaftliche Effizienz ist nur durch Technologie und Skalierung zu erreichen. Aufgrund der regulatorischen Auflagen und technischen Komplexität ist Mieterstrom ein Geschäft mit schmalen Margen. Wer hieraus ein Massenmarktgeschäft machen will, braucht eine enge Vernetzung aus standardisierten Prozessen und Softwaretechnologien. Und man muss in großen Stückzahlen, also Gebäudezahlen, denken.
Ihr Angebot wendet sich an die Immobilienwirtschaft. Spielen die Mieter selbst in Ihren Projekten auch eine Rolle?
EG: Mieter spielen eine große Rolle bei Mieterstromprojekten. Sie sind die Endkunden des Angebotes und haben dadurch die Möglichkeit, aktiv die Energiewende voranzutreiben. Es gilt: je mehr Mieter sich beteiligen und am Mieterstromprojekt teilnehmen, desto erfolgreicher wird das Projekt – wirtschaftlich und ökologisch.
Zusätzlich ist der wirtschaftliche Erlös aus dem Stromverkauf abhängig von der Teilnahmequote der Mieter. Durch den direkten Verkauf des Stroms an die Mieter erzielen Projektentwickler und Immobilienunternehmen höhere Erlöse als durch die Einspeisevergütung in das Stromnetz. Demnach ist es nicht nur ein ökologischer, sondern auch ein wirtschaftlicher Faktor, der für die Umsetzung von Mieterstrom spricht. Zusätzlich sorgen die Parteien, die Mieterstrom beziehen, dafür, dass sich die CO2-Emissionen für die Nutzung des Gebäudes reduzieren – das sind 10 – 30 Tonnen pro Gebäude! Mit dem EINHUNDERT Mieterportal haben Mieter zudem jederzeit vollste Transparenz über Stromverbräuche und Kosten. Dank Echtzeitdaten gehört die Abschlagslogik der Vergangenheit an – Mieter zahlen so nur noch das, was sie auch tatsächlich verbrauchen.
Herr Reinhold, welche Rolle spielt für Investoren bei Neubauprojekten die KfW-Förderung?
MR: Immobilieninvestoren, welche die KfW 40 oder 40 Plus Förderung für ein MFH beantragt haben bzw. ähnliche Förderungen nach dem neuen BEG, unterliegen hohen Auflagen bezüglich des Energiekonzepts. PV-Mieterstrom inklusive einer Visualisierung der Energieflüsse gehört dort in aller Regel dazu. Das können wir mit unserer Lösung aus PV Mieterstrom mit Smart Metering und einem Echtzeit-Portal für die Mieter gewährleisten – somit helfen wir Investoren, ihre Auflagen zu erfüllen.
EINHUNDERT will in den nächsten Jahren Tausende weitere Gebäude zu kleinen grünen Kraftwerken machen. Wie kann das funktionieren, wo doch gerade Wohnhochhäuser über relativ kleine Dachflächen verfügen?
MR: Die Dachflächen sind absolut ausreichend. Wir decken in der Regel über 40% des Strombedarfs direkt mit Solar ab, der Rest kommt als Ökostrom aus dem Netz. Gleichzeitig speisen wir in relevantem Maße auch Strom ins Netz ein. Die Lösung ist, wirtschaftlich und technisch betrachtet, einer der besten Beiträge zu den angestrebten Klimazielen. Die Herausforderung ist nun, den Rollout effizient zu skalieren, trotz der vielen bürokratischen Hürden und der aufwändigen Abstimmungsprozesse an der Schnittstelle zu den Stromnetzbetreibern.
Herr Dr. Garnier, wie ist die Idee zur Gründung Ihres Unternehmens entstanden und wie setzte sich Ihr Gründerteam zusammen? Ist das Gründungsteam noch vollständig an Bord?
EG: EINHUNDERT wurde 2017 von mir und Herrn Reinhold gegründet – diese Zusammenarbeit wird auch künftig so bleiben. Wir haben von Anfang an das Ziel verfolgt, die Stromversorgung von Mehrparteiengebäuden mithilfe von Software- und Prozessautomatisierung zu revolutionieren. Mittlerweile haben wir ein hochmotiviertes Team von über 50 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.
Wie entstand der Name „EINHUNDERT“?
EG: EINHUNDERT steht für 100% digital, grün und groß gedacht mit dem Ziel, irgendwann alle Immobilien solarelektrisch und CO2-frei zu betreiben. Zusätzlich steht EINHUNDERT für Konsequenz in unserem Handeln und im Bezug auf die von uns vertretenen Werte.
Wie konnten Sie den Start von „EINHUNDERT“ finanzieren?
EG: Die Gründung von EINHUNDERT wurde durch eigenes Kapital, Netzwerk und dank der Unterstützung der Familie ermöglicht. Mittlerweile haben wir professionelle Investoren an Bord.
Wie sieht Ihre Zukunftsplanung aus? Soll aus dem Start-up ein großer Marktplayer werden, oder reizt Sie das Unternehmen vorrangig als Startup-Projekt?
EG: EG: Wir streben an, einer der führenden Servicepartner der europäischen Immobilienwirtschaft für die digitale Energietransformation zu werden. Ein Verkauf ist derzeit nicht geplant.