Zur Innovation verdammt
Ein Kommentar von August-Wilhelm Scheer, Herausgeber IM+io

(Titelbild: © Adobe Stock | 290718329 | tomertu)
Energieversorger, die sich für die Zukunft aufstellen wollen, müssen ihre Projekte als Teil ihrer Digitalisierungsstrategie definieren. Zum zentralen Punkt bei der Gestaltung der Energiewende wird der Umgang mit Daten. Blockchain, virtuelle Kraftwerke und Smart Home sind zentrale Themen. Erfolg und Misserfolg entscheiden sich dort, wo es darum geht, große Datenströme aus Einspeisung, Smart Metering oder auch den Netzbetrieb zu managen, und daraus sinnvolle Geschäftsmodelle zu entwickeln – Geschäftsmodelle, die es ermöglichen, sich am Energiemarkt der Zukunft zu behaupten. Die Technologien dafür stehen zur Verfügung. Mit Internetanwendungen wie Big Data Analytics oder Cloud und Mobile Computing können Energieversorgungsunternehmen den spezifischen Anforderungen der Digitalisierung in der Energiewirtschaft begegnen. So lassen sich die immer häufiger dezentral angelegten Erzeugungsanlagen besser steuern und koordinieren. Überzeugende Geschäftsmodelle werden auch deshalb immer wichtiger, weil zunehmend neue und zum Teil branchenfremde Unternehmen zu relevanten Playern auf dem deutschen Strom-, Gas- und Wärmemarkt werden. Viele von ihnen sind plattformbasiert und etablieren sich zwischen dem Endkunden und dem Energieversorger.
Für das ursprüngliche Geschäftsmodell von Energieversorgern bedeutet das einen signifikanten Wandel, auf den sie mit neuen Produkten und Angeboten reagieren müssen. Ein klassisches Beispiel für sich verschiebende Branchengrenzen stellt der Gesamtkomplex der Elektromobilität mit ihren vielfältigen Playern dar. Gehören hier doch mehrere Wertschöpfungsstufen in den Bereich der Energiewirtschaft.
Ich bin überzeugt davon, dass die Herausforderungen der Energiebranche eine echte Chance für positive Veränderungen darstellen. Sowohl die notwendige digitale Transformation als auch das Engagement neuer Player in dem Markt erhöhen den Innovationsdruck.
Start-up Unternehmen können mit ihren frischen Ideen zum wichtigen Erfolgsfaktor für das Gelingen der Energiewende werden. So erwartet der digitale Energiekunde eine neue Ansprache und hat andere Anforderungen an die Unternehmen, als es in der Vergangenheit der Fall war. Darauf müssen Anbieter reagieren und Produkte und Angebote überzeugend auf den digitalen Kunden ausrichten. Neue Ideen und Markterfahrung müssen Hand in Hand gehen. Wenn etwa Start-ups in diesem komplexen Marktsegment ihre Geschäftsideen umsetzen wollen, kann das nur funktionieren, wenn technologisches Know-how mit tiefer Kenntnis des Energiemarktes und Wissen über die Kundenbedürfnisse verknüpft wird. Alle Player in diesem disruptiven Sektor tun nach meiner Meinung gut daran, Kooperation als Wettbewerbsvorteil zu wahrnehmen.