Wie große Organisationen zum Lean Startup werden können
Ein Beitrag von: Jan Kennedy, Academy for Corporate Entrepreneurship
Kurz und bündig:
Intrapreneurship bedeutet, dass Mitarbeiter in ihrem Unternehmen unternehmerisch handeln und ihre eigenen Innovationen und Ideen, auch mithilfe des Unternehmens, voranbringen. Lean Startup beschreibt eine Methode, wie Organisationen innerbetriebliche Produktideen oder Projekte gezielt fördern können. Hierzu benötigt es nicht nur innovative Mitarbeiter, sondern ein definiertes Umfeld innerhalb des Betriebs, das diese Prozesse fördert und unterstützt.
Den Vorsprung vor der Konkurrenz entwickeln Unternehmen in den Köpfen ihrer Mitarbeiter – zum Beispiel durch das Fördern der „Intrapreneurship“. Die Idee ist nicht neu. Unternehmerisches Handeln der Mitarbeiter im eigenen Unternehmen, diesen Gedanken diskutierte schon einst der Vater der modernen Ökonomie, Adam Smith. Lean Startup beschreibt eine Methode, wie Organisationen innerbetriebliche Ideen und Projekte gezielt fördern können.
Intrapreneurship leitet sich von den beiden englischen Wörtern „Intracorporate“ (Unternehmensintern) und „Entrepreneurship“ (Unternehmertum) ab und beschreibt das unternehmerische Handeln einzelner Mitarbeiter innerhalb des Unternehmens. Die Idee dazu reicht bereits in das 18. Jahrhundert zurück, als Adam Smith, der Vater der modernen Wirtschaft, über die Bedeutung unternehmerischer Mitarbeiter sprach, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Gifford Pinchot III hat mit seinem 1982 erschienenen Buch „Intrapreneuring“ den Begriff „Intrapreneurship“ geprägt. Unternehmerische Bemühungen einzelner Personen innerhalb eines Unternehmens haben erfolgreiche Produkte, wie die Post-It Notes von 3M und den PC von IBM hervorgebracht. „Intrapreneurship ist der Akt des Verhaltens eines Unternehmers, aber innerhalb einer etablierten Organisation“, schreibt Gifford Pinchot III. Neben der Idee an sich, dem richtigen Intrapreneur-Team, der stetigen Weiterbildung der Beteiligten und strukturierten Rahmenbedingungen ist es auch wichtig, die Mitarbeiter für das Projekt Intrapreneurship zu begeistern. Intrapreneure, die hinter dem Projekt stehen und ihren Einsatz wertgeschätzt wissen, werden sich leidenschaftlicher engagieren und dadurch auch andere inspirieren und motivieren. So wird ein positiver Kreislauf für mehr Moral und Produktivität in der Organisation geschaffen.
Schnellere Entwicklung mit der Lean Startup Methode
Teilnehmer und Förderer sind eher bereit sich an einem Intrapreneurship-Programm zu beteiligen, wenn sie bereits mit der Lean Startup Methode vertraut sind. Die Lean Startup Methode beschreibt die schnelle Entwicklung eines Unternehmens und die rasche Umsetzung von Produktideen. Mit deutlich reduzierten Prozessen und möglichst geringem Kapitalaufwand erfolgt nach einem relativ kurzen Produktentwicklungszyklus der Produkt Launch, wobei das Kundenfeedback Aufschluss über den Erfolg und die weiteren Möglichkeiten geben. Dabei stellt der Bauen-Messen-Lernen-Zyklus (Build Measure Learn Cycle) einen wichtigen Bestandteil der Produktentwicklung dar. Mithilfe dieses Lernzyklus werden Ideen schnell in Produkte umgesetzt, die Reaktion der Kunden gemessen und daran entschieden ob das Produkt weiterentwickelt oder geändert wird. Dieser Zyklus wird so oft wie nötig wiederholt.
Die einzelnen Phasen des Build Measure Learn Cycles:
- Idee: Eine neue Idee wird entwickelt.
- Bauen: Die Idee wird umgesetzt, bzw. das Produkt wird gebaut.
- Produkt: Das Produkt wird auf den Markt gebracht.
- Messen: Die Verkaufszahlen werden gemessen.
- Daten: Die Daten werden ausgewertet.
- Lernen: Die Daten geben Aufschluss über die weitere Vorgehensweise, das Unternehmen lernt daraus.
Die grundlegenden Informationen liefert das „Lean Startup“-Buch von Eric Ries, www.theleanstartup.com.
Erfolgreich implementieren
Eines der wichtigsten Kriterien für erfolgreiches Intrapreneurship sind Unterstützer. Mit einem Partner an der Seite, der hinter dem Projekt steht und die nötigen Geldmittel zur Verfügung stellt, um die notwendigen Ressourcen zu generieren, wird man langfristig Erfolge erzielen. Um erfolgreich zu sein, benötigt es differenzierter und disruptiver Ideen. Diese können auf vielfältige Weise gesammelt werden, ob es nun die Wiedervorlage und Überarbeitung bereits gescheiterter Innovationsprojekte ist, mittels Crowdsourcing erfolgt oder eine bereits bestehende Ideenfindungsplattform genutzt wird. Einige Unternehmer involvieren sämtliche Mitarbeiter an der Ideenfindung. Doch nicht jeder Mensch, der eine Idee eingereicht hat, ist auch ein Intrapreneur. Ein großer Teil der unternehmerischen Fähigkeiten kann erworben und verfeinert werden, jedoch gibt es auch „geborene Unternehmer“, die bereits inhärente Qualitäten im Blut haben. Diese gilt es durch grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten wie Projektmanagement, Delegierung und Finanzbewusstsein zu erweitern, um in der Geschäftswelt erfolgreich zu sein. Mitarbeiter, die im Intrapreneurship erfolgreich sind, weisen einige gemeinsame Persönlichkeitsmerkmale auf – Mitarbeiter mit „Intrapreneur-DNA“. Um Erfolg zu haben sind kognitive Fähigkeiten und Offenheit unerlässlich. Weitere Indikatoren sind eine hohe Anpassungsfähigkeit, die Fähigkeit zum einfachen Aufbau strategischer Beziehungen und eine natürliche Fähigkeit zur Datenanalyse. Bei den kognitiven Gaben ist die Fähigkeit zur Problemlösung zwar meist wirkungsvoller als die soziale Intelligenz, für den tatsächlichen Erfolg ist jedoch beides wichtig. Die Teilnahme an Intrapreneurship-, Corporate Innovation- oder Start-Up-Konferenz hilft sich ein Netzwerk an Intrapreneuren in anderen Organisationen aufzubauen und von deren Wissen zu profitieren. Erfolgreiche Intrapreneurship-Programme lassen sich außerdem einfacher aufsetzen, wenn Unternehmen mit der lokalen Startup-Community zusammenarbeiten. Hierzu bieten sich Meetup-Gruppen, Hackathons und Startup-Wochenenden an.
Die Frage nach der Zeit
Es gilt herauszufinden, wie viel Zeit Mitarbeiter für innerbetriebliche Projekte investieren können, ohne dabei die täglichen Aufgaben zu vernachlässigen. Um mit Intrapreneurship zu starten, ist kein Vollzeitmitarbeiter nötig. Ideen benötigen Zeit, um sich zu entwickeln, daher kann zu Beginn ein Teilzeitmodell vollkommen ausreichend sein. Für einen Benchmark funktioniert ein Pilotprogramm, das zum Beispiel die Academy for Corporate Entrepreneurship entwickelt.
Die Entwicklung
Durch die jahrelange Erfahrung mit Intrapreneurship-Programmen ist bekannt, welche Programme funktionieren und welche Prozesse noch Veränderung bedürfen. Bereits 2019 wird sich daher vieles ändern: Die Lean Startup-Methode wird vermehrt eingesetzt und damit finden auch neue Formate wie Intrapreneurship- und Kickbox-Programme Beachtung. Kickbox-Programme liefern Werkzeuge, die benötigt werden, um innovative Ideen Schritt für Schritt zu entwickeln. In sechs Phasen werden Ideen kreiert, passende Geschäftsmodelle definiert, getestet und die Kundenresonanz abgeschätzt. Mit dieser einfachen Anleitung gelingt es effektiv und schnell messbare Ergebnisse zu erzielen, Kosten zu senken und die Erfolgschancen zu erhöhen. Der Trend geht dahin, bereits vorhandene Talente zu fördern und verstärkt in Weiterbildung der Führungskräfte zu investieren. Es findet ebenso eine Neuausrichtung der Corporate Innovation Labs statt und mit gezielten Programmen werden Innovationen im gesamten Unternehmen ermöglicht.
Einige Trends im Überblick:
1. Von Design Thinking hin zu Lean Startup
Unternehmen haben bisher viel mit Design Thinking experimentiert, um ihnen in der Ideenphase des Innovationsprozesses zu helfen, in die Denkweise des Kunden einzusteigen und Ideen zu generieren. Doch Design Thinking bedeutet nicht unbedingt auch Innovation. Das Grundprinzip der Lean Startup-Methode liegt darin, Annahmen im Vorfeld zu testen und zu validieren, um Projekte möglichst risikoarm zu gestalten. Besonders bei disruptiven Ideen zeigt sich eine Tendenz zur Lean Startup-Methode. Mit der Verlagerung vom Design Thinking hin zum Lean Startup begeben sich die Unternehmen auch auf die Suche nach geeigneten Strategien, um das Lean Startup zu erweitern. Um eine Vielzahl von Mitarbeitern zu erreichen, bieten sich Kreativitätssitzungen und Entwicklungs- und Designwettbewerbe an. Mit neuen Formaten, wie Intrapreneurship-Programmen, Kickbox-Programmen und Prototyp-Fonds können noch mehr Mitarbeiter erreicht werden, die so die Möglichkeit haben, eigene Experimente durchzuführen.
2. Innovationen durch Talentförderung unterstützen
Für die tatkräftige Unterstützung der Mitarbeiter bei Projekten benötigt es mehr als begeisterte Botschafter und Mentoren. Um zu wissen, welche Mitarbeiter dafür prädestiniert sind, können innerbetriebliche Persönlichkeitsmerkmale bewertet und bestimmt werden. Die Investition in die Ausbildung neuer Mentoren wird eine zunehmend größere Rolle in Innovationsstrategien spielen.
3. Verstärkte Weiterbildung für die Führungskräfte
Führungskräfte werden aufgefordert, sich selbst weiterzubilden, um zu lernen, wo und wie sie in Innovationsprojekte investieren können. Dabei sind Rahmenbedingungen für die Programmumsetzung, die Bewertung der bestehenden Produktportfolios und die Erstellung einer abgestimmten Innovationsarbeit von zentraler Bedeutung. Innovation Accounting hilft als geeignetes Messsystem bei der Bewertung der Innovationsaktivitäten.
4. Neuausrichtung der Corporate Innovation Labs
Innovation Labs haben sich in letzter Zeit mehr und mehr dazu entwickelt, zu einem Ort für die Vermarktung des Innovationsmantras des Unternehmens zu werden, anstatt neue Produkte zu entwickeln. Da der Fokus zunehmend auf Ideenfindung und Forschung gerichtet ist, können sich viele Labs auch wieder auf die Suche nach einem marktauglichen Produkt konzentrieren.
5. Von dezentral zu zentral
Bisher hat Innovation vorrangig in separaten Bereichen des Unternehmens stattgefunden, was dazu geführt hat, dass sich neue Methoden und sogar eine eigene Sprache innerhalb dieses Bereiches entwickelt hat, die jedoch im Rest des Unternehmens nicht üblich sind. Immer mehr Führungskräfte werden erkennen, dass durch die strukturierte Nutzung von Intrapreneurship, Innovation in der gesamten Organisation, auch länderübergreifend möglich ist. Mit gezielteren Programmen, die helfen Innovation im gesamten Unternehmen vorantreiben, werden gemeinsame Instrumente und Rahmenbedingungen geschaffen, die Innovationshemmnisse wie Finanzierung und Ressourcenbeschaffung verringern.
Fazit
Intrapreneur – der Unternehmer im Unternehmen kann für beide Seiten von Vorteil sein. Mitarbeiter, die sich für ein Projekt begeistern und deren Einsatz wertgeschätzt wird, sind von großer Bedeutung für ein Unternehmen und können nachhaltig zum Erfolg beitragen. 2019 wird das Jahr der Veränderungen, die Lean Startup Methode wird verstärkt eingesetzt werden und Führungskräfte werden erkennen, dass eine Zentralisierung des Intrapreneurships innerhalb des Unternehmens innovationsfördernd sein kann. Es ist also an der Zeit den Unternehmergeist im Unternehmen fördern und mehr Ressourcen in die Talentförderung und Weiterbildung der Führungskräfte zu investieren.