Von Sollen und Können
Wissenschaftsbasierte Politikberatung im Lichte der Ideen von Max Weber
Hansrudi Lenz, Julius-Maximilians-Universität Würzburg
(Titelbild: © Hacerahsen, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons <https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Max_Weber_(Sociologist).jpg>)
Kurz und Bündig
Aufgabe von Erfahrungswissenschaften ist es, unabhängig und objektiv bewährtes Wissen über die Welt bereit zu stellen, das von Politik und Gesellschaft zu Steuerungszwecken genutzt werden kann. Wissenschaftliche Institutionen informieren über die Mittel, welche zur Erreichung gesellschaftlicher und politischer Ziele eingesetzt werden können. Wie die Welt jedoch aussehen soll, in der wir leben wollen, ist Gegenstand gesellschaftspolitischer Debatten über Werte und Normen. Über deren normative Geltung können Erfahrungswissenschaften nichts aussagen, vom Sein führt kein Weg zum Sollen.
Vor über 100 Jahren formulierte der einflussreiche deutsche Soziologe Max Weber seine Ideen über die Abgrenzung von Wissenschaft und Politik. Durch die COVID-19 Pandemie haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen wichtigen Anteil in der öffentlichen Diskussion eingenommen. Sie überschritten dabei in ihren Tätigkeiten die von Weber gezogenen Grenzen. Es stellt sich daher die Frage, ob Webers Postulat weiterhin zutreffend ist und wie die moderne Wissenschaft damit umzugehen hat.