NFTs sind da, um zu bleiben.
Die Revolution der Kreativwirtschaft
Amke Block, UN1K.ART
(Titelbild: AdobeStock | 489043550 | Passakorn)
Kurz & Bündig
„NFTs sind da, um zu bleiben, sie geben Kreativität und Kunst im Web wieder Wert“, so ist es auf der Homepage von UN1K.ART zu lesen. Das erst im vergangenen Jahr gegründete Start-up bietet Künstlern und Rechteinhabern Beratung dazu an, Kreationen und IP-Assets für eine Zukunft auf der Blockchain zu formatieren und zu gestalten. NFTs bieten hier ganz neue Möglichkeiten und Chancen.
Das Internet im sogenannten Web2 hat ihn möglich gemacht, den umfassenden Zugriff auch auf kreative Inhalte von Künstlern. Damit einher ging jedoch ein schleichender Wertverlust jener Werke. Nicht zuletzt die großen Plattformen, auf denen alles geteilt werden kann, haben dafür gesorgt, dass die Kontrolle über das geistige digitale Eigentum – allen voran in der Musikbranche – verloren ging. Mit dem Web3, das auf Blockchain-Technologie basiert, kann dieses Eigentum jetzt geschützt werden. Der magische Begriff lautet NFT, Non-Fungible Token, ein nicht austauschbares digitales Objekt. Das erst im Jahr 2021 gegründete Start-up UN1K.ART will nun über diese Technologie Künstlern und jenen, die digitale Kunst erworben haben, zu ihrem gesicherten Eigentumsrecht verhelfen. Im Gespräch mit Gründerin Amke Block haben wir mehr darüber erfahren.
Frau Block, auf Ihrer Website ist zu lesen, dass Sie Kreativität und Kunst im Web ihren Wert zurückgeben. Was genau ist darunter zu verstehen?
AB: Seit Beginn der Digitalisierung haben Inhalte der Kultur- und Kreativwirtschaft (Wort, Bild, Ton) stetig an Wert verloren. Am Beispiel Musik wird das besonders deutlich: Früher kostete ein Album als CD gut 15 Euro. Dafür bekommt man heute ein komplettes Familienabo bei Spotify mit Zugriff auf über 30 Millionen Songs für einen Monat. Was für den Musikhörer angenehm ist, ist für die meisten Künstler und Künstlerinnen desaströs, denn mit den Aufnahmen ihrer Musikwerke können sie in der Regel schlicht kein Geld mehr verdienen. Für einen Stream bei Spotify gibt es lediglich 0,3 Cent. Dazu muss der Track in den unendlichen Tiefen des Spotify-Kataloges unter mehr als 80 Millionen Musikstücken erstmal gefunden werden – und täglich kommen mehr als 60.000 konkurrierende Tracks hinzu, mit steigender Tendenz. NFTs ermöglichen nun eine direkte Verbindung zwischen Fan und Künstler sowie Einnahmen jenseits von Streaming-Formaten und Suchalgorithmen. Warum? Weil der Fan den NFT wie einen Container mit Spezialinhalten direkt bei den Künstlern und Künstlerinnen erwerben kann. Das ist ein bisschen wie der Kauf einer LP, einer Sammelbox in Sonderedition oder eines Band-T-Shirts direkt beim Fanshop am Rande eines Konzertes. Der Unterschied hierzu wiederum ist, dass hier eine neue, stabilere direkte Verbindung zwischen Käufer und Künstler entsteht, über die weitere Kommunikation stattfinden kann, ohne dass Social Media Plattformen wie Facebook oder Youtube beteiligt sind, profitieren und auf den wertvollen Nutzerdaten sitzen. So gibt es also erstmals eine Möglichkeit, digitalen Werken einen Wert jenseits von Centbeträgen beizumessen und zusätzlich noch direkte Fanbindungen aufzubauen; das ist ein sehr positives Signal nicht nur für Musiker, sondern für alle Kreativschaffenden.
Was ist Ihr konkretes Businessmodell, mit dem Sie Geld verdienen?
AB: Im Moment verdienen wir zum einen mit Beratungsleistungen Geld, zum anderen, wenn unsere Kunden mit NFTs Geld verdienen. Unsere Zielgruppen sind Kreative aus der Musik und den visuellen Künsten, Artist-Managements und IP-Rechteinhaber aus unserem Netzwerk, das aufgrund unserer jahrzehntelangen Arbeit im Kultur- und Entertainmentbereich eine ordentliche Größe hat. Neue potenzielle Kunden finden wir auf Konferenzen und in Online-Communities, die sich mit dem Thema Blockchain- und NFT-Technologie auseinandersetzen.
Warum sind gerade NFTs eine interessante Option für die Wertsicherung von Kunst im Netz? Was macht NFTS hier so besonders?
AB: Das Stichwort hier ist „ownership“: Der Eigentümer eines tokenisierten Gutes ist zu jeder Zeit in der Blockchain festgeschrieben. Letztlich sind wir hier erst am Anfang einer aus unserer Sicht unaufhaltsamen Entwicklung: in Zukunft wird im Prinzip alles tokenisiert werden; wir werden mit ganz neuen Wertbegriffen umgehen. Der einfachste Wertbegriff, sozusagen als kleinster gemeinsamer Nenner, ist sicherlich Geld (also fungible Tokens). Non-Fungible Tokens repräsentieren Werte, die von ihren Eigentümern und Nutzern im Konsens jeweils definiert werden. Digitale Kunst und Musik sind dabei – wie auch schon früher bei technischen Innovationen – an vorderster Stelle, weil ihre Verbreitung im Netz einfach und unbegrenzt ist. Dadurch wird letztlich ihre Popularität und damit auch die Nachfrage und der Wert definiert.
Der Inhaber oder die Inhaberin des Eigentumszertifikats eines solchen digitalen Objektes – nichts anderes ist ein NFT – kann also wahrscheinlich einen höheren Preis beim Weiterverkauf des Zertifkats erzielen, je häufiger die digitale Datei an sich im Netz geteilt wurde, also je höher die Nachfrage ist. Beim Weiterverkauf auf gängigen NFT-Marktplätzen erhält dann auch der Urheber des Werkes nochmals eine anfangs festgelegte Beteiligung am Verkaufspreis, und das über alle Verkaufsprozesse hinweg. Das ist ein Novum, denn bislang war zumindest ein bildender Künstler nicht am Weiterverkauf und Wertgewinn seiner bereits im Umlauf befindlichen Werke beteiligt. Kritiker führen nun gerne an, dass dies ja nur in bestimmten Systemen und Marktplätzen der Fall ist. Das ist richtig, aber der gesamte Markt ist noch in seinen Kinderschuhen; Interoperabilitätsprobleme werden gelöst werden. Gleiches gilt auch für die Bedenken hinsichtlich der Umweltschädlichkeit von NFT-Transaktionen. In den Ur-Blockchain-Netzwerken von Bitcoin und Ethereum ist der Vorwurf durchaus gerechtfertigt. Letztlich sind die hier aufgrund hoher Rechner- und Energieleistungen anfallenden Transaktionskosten aber so unwirtschaftlich, dass an dieser Stelle kein Massenmarkt stattfinden wird. Dieser kann mit anderen, effizienteren Blockchains adressiert werden, bei denen eine Transaktion nicht mehr Energieaufwand benötigt als eine Suchanfrage auf Google oder ein Verkauf auf Amazon.
Haben NFTs aus Ihrer Sicht weiteres Potenzial für neue Business Modelle? Welche könnten das sein?
AB: Derzeit werden NFT-Businessmodelle vom Kunstbetrieb, der Kreativwirtschaft und von großen Intellectual Property-Marken vorangetrieben. Grundsätzlich aber ist nicht nur jedes digitale, sondern auch jedes physische Gut tokenisierbar. Und das entsprechende Eigentum kann von vielen Gleichgesinnten, die zum Beispiel in einer neuen Gesellschaftsform, der DAO (Decentralized Autonomus Organization), organisiert sind, gehalten werden. Von disruptiven bis hin zu völlig neuen Geschäftsmodellen ist im sogenannten Web3 so ziemlich alles denkbar, auch das Undenkbare.
Das Thema NFT ist noch recht jung und wird erst seit einigen Monaten heiß diskutiert. Wie ist die Idee zur Gründung Ihres Unternehmens entstanden, und wie setzt sich Ihr Gründerteam zusammen?
AB: Die Idee entstand, als wir mit der klassischen Auswertung eines Kreativprojekts covidbedingt vor einer Wand standen, und die Tools des sogenannten „Web 3“, also Blockchain- und NFT-Technologie, eine neue Auswertungsebene für dieses Projekt entstehen ließen. Das hat uns Mut gemacht, das Thema größer zu denken.
Was zeichnet das Gründerteam aus, und welche Fachkompetenzen sind dabei vertreten?
AB: Uns zeichnet sicherlich die jeweils gut 30-jährige Erfahrung in den diversen Bereichen der Kreativwirtschaft aus, in Kombination mit dem guten Gespür dafür, was geht und was nicht geht. Dabei ergänzen sich unsere Kompetenzen beim Thema NFT hervorragend. Wir bauen so eine stabile Brücke zwischen den neuen Technologie-Plattformen, die nach populären, beispielhaften Inhalten verlangen, aber die komplizierten Rechteketten nicht verstehen, und den Künstlern, die es insbesondere nach dem langen Weg durch die Covidwüste nach neuen Einnahmequellen dürstet.
Der Name UN1K.ART impliziert bereits Unikat und Kunst, dennoch die Frage, wie ist er entstanden und warum die 1 anstatt eines i?
AB: In unserem Firmennamen stellen wir die Einzigartigkeit eines jeden Werkes heraus, physisch, aber eben auch digital. Die 1 steht für digitale Werke, das „Ja, der Strom ist an“. Der vollständige Name ergab sich durch die Möglichkeit, die Top-Level-Domain „.art“ zu sichern.
Wie konnten Sie den Start von UN1K.ART finanzieren, und bis wann hoffen Sie, profitabel zu arbeiten?
AB: Wir haben UN1K.ART mit Eigenmitteln gestartet und gehen davon aus, noch in diesem Jahr profitabel arbeiten zu können.
Wie sieht Ihre Zukunftsplanung aus? Werden Sie Ihr Businessmodell erweitern und wenn, ja, wissen Sie schon, in welche Richtung es gehen soll?
AB: Das Feld der Kreativwirtschaft allein ist riesig. Wir fokussieren unser Beratungsgeschäft deshalb zunächst auf die audio-/visuellen Bereiche und deren Kombination. Hier ergeben sich aber auch natürliche Schnittstellen zu Marken, die ebenfalls kreative coole Inhalte für ihre Botschaften benötigen.
.