Bitcoin den richtigen Schliff geben
Tipps für den Umgang mit Kryptos
Holger Rohm, Kryptonauten GmbH
(Titelbild: AdobeStock | 280356299 | tiero)
Kurz & Bündig
Der Einstieg in das Bitcoingeschäft gelingt heutzutage ohne große Vorbereitung oder Know-How. Allerdings sollte heute niemand mehr erwarten, durch Bitcoinkäufe schnell reich zu werden. Diese Zeiten sind vorbei. Heute kann Bitcoin als alternative Anlageklasse fungieren und bietet im Vergleich zu Gold viele Vorteile. Bitcoins sind beliebig teilbar, verursachen keinerlei Lagerkosten und lassen sich in wenigen Sekunden weltweit versenden.
Bitcoin soll das Zahlungsmittel der Zukunft werden. Eine stabile Währung, die frei vom Einfluss von Notenbanken, Geldmarktpolitik oder Kreditinstituten auskommt. Wenn es auch zurzeit noch wenig Zahlungsmöglichkeiten gibt, so ist Bitcoin als Geldanlage gefragt. Ein Rücktausch in Euro, das Sparen oder Vererben von Bitcoins ist ebenfalls möglich. Tipps für den Umgang mit Bitcoin als Einsteiger gibt es im folgendem Artikel.
Es gibt viele Wege in den sprichwörtlichen „Kaninchenbau“ Bitcoin. Ins „Bitcoin Geschäft einsteigen“, um irgendwann wieder auszusteigen und danach mehr Euros zu haben als vorher, ist sicherlich einer der populärsten Gedanken, geht aber eigentlich am Sinn von Bitcoin vorbei. Denn Bitcoin wurde als Gegenentwurf zu Zentralbankgeld entworfen. Als hartes Geld, dessen Geldpolitik nicht von zentraler Stelle geändert werden kann. Es wird niemals mehr als 21 Millionen Bitcoin geben, und auf Basis dieses Versprechens und der Eigenschaften von Bitcoin als Transportmedium für Werte erwartet man, dass Bitcoin weiter Gold als begehrtem, begrenztem Gut den Rang abläuft. Denn Gold erfüllte 5000 Jahre lang den Zweck von hartem Geld, dessen Wert nicht auf Knopfdruck verwässert werden konnte, wie das heute beim Euro oder beim Dollar der Fall ist. Bitcoin ist kein „get-rich-quick-scheme“. Wer erwartet, heute Bitcoin zu kaufen, um möglichst schnell reich zu werden, wird enttäuscht werden. Dazu ist Bitcoin schon zu erwachsen. Auf der anderen Seite gibt es wahrscheinlich niemanden, der Bitcoin über einen Zeitraum von mehreren Jahren besessen hat und vielleicht sogar mit dauerhaften kleinen Beträgen Bitcoin angespart hat.
Der Vorteil von Kryptowährungen gegenüber dem Dollar oder Euro
Erhält man einen 50-Euro-Schein, handelt es sich dabei um einen Vorgang ohne Mittelsmann. Das heißt: Die Transaktion erfolgt direkt von A nach B, ohne dass jemand anderes davon weiß oder es verhindern kann. Man hat völlige Transaktions- und Bewegungsfreiheit, ein Recht, dass viele „Bitcoiner“ als „Supergrundrecht“ sehen. Mit der Transaktionsfreiheit kann man zum Beispiel ein Busticket kaufen, an einer Demonstration teilnehmen und seine Meinungsfreiheit ausüben. Im Internet hingegen existiert diese Art von Transaktionsfreiheit nicht. Selbstverständlich lässt sich Geld mit PayPal verschicken oder eine digitale Banküberweisung durchführen. Der Unterschied besteht darin, dass Nutzer in diesen Transaktionen auf Einrichtungen wie Banken oder Zahlungsdienstleister angewiesen sind. In Deutschland haben wir uns daran gewöhnt, dass wir diesen Dienstleistern vertrauen können. Doch wie schnell diese Transaktionsfreiheit in Frage gestellt wird, war zu sehen, als Kanada die Konten von Truckern eingefroren hat oder in Russland das Swift System abgeschaltet wurde. Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum sind quasi wie digitales Bargeld. Mit ihnen können Werte von A nach B (Peer to Peer) ohne einen Mittelsmann versendet werden.
Kryptowährungen sind Zahlungsmittel der Zukunft und Anlageobjekte
Bitcoin ist im Grunde eine Wette darauf, dass es irgendwann das Zahlungsmittel der Zukunft wird. Denn aktuell, und das muss man ganz klar sagen, werden Bitcoin & Co. nur in Nischen tatsächlich als Währung verwendet. Bis dahin werden Kryptowährungen wohl noch eine Weile als Anlageobjekt angesehen werden, vergleichbar mit Gold.
Wenn man den oben beschriebenen Geldaspekt mal beiseitenimmt und Bitcoin zum Beispiel mit Gold vergleicht, gibt es einige Eigenschaften, die der Bitcoin Gold voraus hat:
- Ein Bitcoin ist beliebig teilbar (bis zu neun Nachkommastellen) und kann damit beliebige Werte darstellen. Mit Gold geht das nicht (wenn man nicht mit Feile und Milligrammwaage hantieren möchte).
- Bitcoin lässt sich innerhalb von Sekunden global versenden.
- Die Echtheit lässt sich auch ohne spezielle Instrumente leicht verifizieren.
- Bitcoin hat keine Lagerkosten.
Der einzige Nachteil, den Bitcoin gegenüber Gold hat ist, dass Bitcoin erst eine Geschichte von 13 Jahren vorweisen kann, während Gold seit 5.000 Jahren die Kaufkraft erhält.
Der Einstieg in das Bitcoingeschäft
Glücklicherweise gelingt der Einstieg in das Bitcoingeschäft heutzutage ohne große Vorbereitung. Man muss sich nicht mit der Technologie beschäftigen, sondern kann ohne technisches Know-How am Preisgeschehen teilhaben. Anbieter übernehmen die durchaus gegebene Komplexität zum Beispiel für die sicherere Verwahrung der Kryptowährungen. Wenn man jedoch tatsächlich Bitcoin in Eigenverantwortung besitzen möchte, muss man sich schon ein bisschen einlesen. Denn „be your own bank“, wie das inoffizielle Motto von Bitcoin lautet, ist auch mit Sorgfaltspflichten verbunden.
Für die Auswahl der Plattformen gilt es zu beachten, dass man grundsätzlich zwischen Brokern, die den Einstieg so einfach wie möglich machen, und echten Börsen, auf denen man den Handel selbst vornehmen kann, unterscheidet. Erstere agieren wie Aktienbroker, bei denen man angibt, wie viel man kaufen möchte. Beispiele hierfür sind „Bitpanda“ oder die „Bison-App“. Empfehlenswerte Beispiele für echte Börsen sind „Kraken“ oder „Binance“.
Mit Bitcoins bezahlen, sparen, tauschen, verschenken, vererben
Das Bezahlen mit Bitcoins funktioniert aktuell kaum. Die Nachfrage ist schlicht zu gering. Das ist verständlich, denn auch die Firma Kryptonauten hat bislang jeden Bezahlvorgang mit Bitcoin bereut. Bitcoin als Bezahlmethode kann es nach unserer Meinung nach erst geben, wenn der Kurs über einen langen Zeitraum stabil ist und alle Skalierungsfragen von Bitcoin geklärt sind. Denn aktuell ist es nicht ohne weiteres möglich, die ganze Welt auf das Bitcoin Netzwerk zu bringen, auch nicht mit dem sogenannten „Lightning Netzwerk“, dass in Zukunft als „Bezahlnetzwerk“ fungieren soll.
Wenn man einen VPN-Anbieter für das Internet bezahlen möchte und der Verbraucher nicht bereit ist, seine persönlichen Daten zu übermitteln, kann Bitcoin eine gute Option sein. Die viel zitierten Darknet-Transaktionen hingegen sind hingegen kein guter Anwendungszweck für Bitcoin. Denn alle Bitcoin-Transaktionen lassen sich auf der Blockchain nachverfolgen, und sobald man persönliche Daten mit einer Adresse verknüpfen kann (weil der Nutzer sich zum Beispiel bei einer Börse angemeldet hat), ist es mit der Anonymität vorbei.
Sparen ist das Stichwort. Idealerweise richtet man sich bei einem der großen Broker einen Sparplan ein, der in regelmäßigen Abständen automatisch kauft. Der Anlegehorizont sollte mindestens fünf Jahre sein. Bei einigen Anbietern gibt es tatsächlich auch Zinsen auf die hinterlegten Bitcoins, allerdings nur, wenn man sie an den Anbieter verleiht und somit die Kontrolle abgibt.
Das Rücktauschen von Bitcoins in Euro sollte über denselben Anbieter funktionieren, über den die Coins auch erworben wurde. Eine Empfehlung: Wenn man Bitcoin verkauft, sollte man sich darüber klar sein, dass man in dem Moment Euro kauft und somit hartes Geld gegen eine weiche Währung tauscht.
Bitcoins können auch verschenkt und vererbt werden: Derjenige, der Zugriff auf den privaten Schlüssel hat, mit dem man Bitcoins versenden kann, ist der aktuelle Besitzer. Wenn ich Bitcoin vererben möchte, muss ich sicherstellen, dass die Erben Zugriff auf diesen Schlüssel bekommen. In der Regel wird der Schlüssel durch 12 oder 24 Wörter repräsentiert, die man sicher aufbewahren muss. Es sollte also jemanden geben, dem man vertraut und der im Falle des Ablebens Zugriff auf die Coins hat.
Bitcoin und der digitale Euro
Noch ist offen, wann und wie der digitale Euro kommt. Aller Voraussicht nach werden keine der Eigenschaften, die Bitcoin attraktiv machen, auch Eigenschaften des digitalen Euros sein. Beim digitalen Euro wird es mit Sicherheit eine zentrale Instanz geben, die bei allen Zahlungen in der Mitte steht. Wahrscheinlich wird es zudem keine Anonymität wie bei Bargeld geben, und die Menge wird auch nicht begrenzt sein. Im Gegenteil: Mit dem digitalen Euro wird es noch leichter, Geld zu drucken und sogar Negativzinsen durchzusetzen, was bei Bargeld zum Beispiel nicht geht.
Metaverse und Kryptowährungen
Das Metaverse ist eigentlich eher ein Fall für Ethereum. Ether (ETH) hat sich als de facto Standardwährung für digitale Werte wie NFTs positioniert. Die „Smart Contract“- Eigenschaften der zweitgrößten Kryptowährung bieten eine Reihe von erforderlichen Funktionen, die Bitcoin nicht hat. Wer aber wirklich in diese Welt eintauchen möchte, sollte sich definitiv vorher ein wenig mit Kryptowährungen beschäftigen. Denn dort werden sie nicht nur im Portfolio gehalten, sondern tatsächlich verwendet.
Empfehlungen für Kryptowährungen
Als Einsteiger ist man mit Bitcoin und Ethereum erst einmal gut beraten. Es gibt tausende Kryptowährungen (Coins), und wahrscheinlich werden mehr als 90 Prozent nicht den gewünschten Erfolg haben und dementsprechend an Wert verlieren. Welche Coins eventuell zu den anderen 10 Prozent gehören könnten, ist selbst für sogenannte Experten nur schwer abzuschätzen. Solche Coins fallen daher unter die Kategorie Spekulation und sind deshalb kein sicheres Investment.