Zwei Herzen in einer Brust
Der Spagat zwischen Politik und Wissenschaft
Im Gespräch mit Andreas Pinkwart, Mitglied des Landtages Nordrhein-Westfalen
(Titelbild: © AdobeStock | 505186230| Massimo Pizzotti)
Kurz und Bündig
Die Politik kann in einer Demokratie nicht uneingeschränkt auf Stimmen aus der Wissenschaft hören. Sie muss die unterschiedlichen Argumente abwägen und Entscheidungen offen kommunizieren. Daher ist es wichtig, dass Politiker sich Expertenmeinungen anhören. Auch lohnt sich für Wissenschaftler der Sprung in die Politik. Zugleich bleibt der Weg zurück nicht verschlossen, wenn man bereit ist, die Hürden zu nehmen.
Andreas Pinkwart kann auf eine lange Karriere in zwei Berufsfeldern zurückschauen. Als Wirtschaftswissenschaftler kennt er die Gegebenheiten der Wissenschaft und als Politiker die Arbeit in Parlamenten. Im Gespräch mit der IM+io berichtet Andreas Pinkwart darüber, wie die beiden Felder miteinander agieren und wie sie sich gegenseitig bedingen. Auch gibt er einen Einblick, wo der wissenschaftliche Hintergrund in der Politik helfen kann.
Herr Pinkwart, als Wirtschaftswissenschaftler und aktuell Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen vereinen Sie in Ihrer Biografie die beiden Disziplinen Wissenschaft und Politik miteinander. Sie waren Mitglied des Bundestages und -rates sowie stellvertretender Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen. Und zudem sind Sie Universitätsprofessor für Betriebswirtschaftslehre und haben an verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen geforscht und gelehrt. Wie kam es dazu, dass Sie beide Rollen, die des Wissenschaftlers und die des Politikers, ergriffen haben?
AP: Tatsächlich war das so nicht von mir geplant, aber ich war bereits als Schüler sehr interessiert an politischen Prozessen. Ich war beispielsweise als Schülersprecher aktiv und seit meinem 19. Lebensjahr dann auch aktives Mitglied der FDP. Aber auch mein Studienfeld, die Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, hat mich von Anfang an begeistert. Ich wollte weiter dazu forschen und zum Erkenntnisgewinn in diesem Feld beitragen und habe mich daher für eine wissenschaftliche Laufbahn entschieden.
Schließlich kam es dazu, dass ich zunächst ehrenamtlich und dann später hauptamtlich politische Führungsämter wahrnehmen konnte. Für letztere Phasen konnte ich mich beurlauben lassen, was die Option zur Rückkehr bot, die ich auch genutzt habe. Allerdings ist ein Wechsel zurück in die Wissenschaft jeweils mit erheblichem persönlichem Einsatz verbunden, um den Anschluss zu finden. Daher gibt es wohl auch nicht viele Politiker, die zugleich Wissenschaftler sind. Zudem sollten die beiden Rollen nach meinem Verständnis eigenständig betrachtet und ausgefüllt werden.