Politikberatung im Beziehungskonflikt
Neue Herausforderungen meistern
Thomas Kliche, Hochschule Magdeburg-Stendal
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Kurz und Bündig
Die Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert, und damit hat sich auch das Verhältnis zur Wissenschaft gewandelt. Wissenschaftsfeindlichkeit ist auf dem Vormarsch, und erschreckend viele Menschen beziehen Informationen aus dubiosen Quellen. Wenn die Politik weiter auf wissenschaftliche Beratung setzen will, was sie muss, dann sind neue Beratungsforen notwendig.
Mit stetig komplexeren Herausforderungen für die Gesellschaft gerät die Wissenschaft, die Lösungen für die politischen Entscheider anbietet, verstärkt unter Druck. Auch eine Wissenschaftsfeindlichkeit hat sich etabliert, die rationalen Entscheidungen entgegenwirkt. Auf diese neuen Herausforderungen müssen Politik und Wissenschaft reagieren, um die Politikberatung zu erhalten.
Vier Arbeitsformen beherrschen dabei das Zusammenspiel von Politik und Wissenschaft: erstens die gegenseitige Benutzung der beiden Systeme. Dabei folgen die Systeme ihren je eigenen Handlungslogiken und Leitwerten – Machterhalt für die Politik, Gewinne für die Wirtschaft, methodisch kontrollierte Befunde und projektgestützte Karrieren für die Wissenschaft. Die Systeme ziehen aus den anderen heraus, was sie für ihre Ziele brauchen; die Wissenschaft gibt somit zum Beispiel Innovationen in die Wirtschaft oder Wissen und Legitimation in die Politik ab und erhält dafür Ressourcen. Alle benutzen sich gegenseitig.
Zudem läuft die Wissenschaft der Politik hinterher. Die Politik kann wissenschaftliche Einsichten übergehen, wo sie mag – wie etwa seit Jahren in den Bereichen Digitalisierung, Folgen wachsender sozialer Ungleichheit, Artensterben oder Klimakollaps. Politik setzt die Agenda, die Medien ziehen nach. Wissenschaft allein hat kaum die Kraft, zur Öffentlichkeit durchzudringen und Botschaften zu setzen. So liegt etwa das Wissen über Grenzen des Wachstums und über den Klimakollaps seit vielen Jahren vor, wurde aber als übertrieben abgetan.
Des Weiteren ist die Wissenschaft institutionell eingebunden in die Gemeinschaftssteuerung von Feldern, die stetig Sachverstand