Mit der digitalen Transformation zum Network Marketing 2.0
Michael Gottlieb, freier Redakteur
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Wenn von Network Marketing die Rede ist, kommt vielen als erste Assoziation die klassische Tupperparty in den Sinn. Bei dieser Verkaufsveranstaltung laden Gastgeber:innen eine Gruppe von Freunden, Familie und Bekannten zu sich nach Hause ein, um Produkte der Marke Tupperware oder eines anderen Unternehmens zu präsentieren und zu verkaufen. Doch durch die Digitalisierung verlagert sich auch das Network Marketing Business immer mehr auf Online-Plattformen und soziale Medien. Jenseits von zahlreichen unseriösen Schneeballsystem bietet Network Marketing für Unternehmer:innen sehr viele neue Chancen, aber auch zahlreiche Herausforderungen.
Wie funktioniert Network Marketing genau?
Beim Network Marketing (beziehungsweise Multi Level Marketing oder MLM) handelt es sich um eine Geschäftsstrategie, bei der durch einen unabhängigen Vertriebspartner, der das jeweilige Unternehmen repräsentiert, unterschiedliche Produkte oder Dienstleistungen verkauft werden.
Ein wichtiger Teil der Strategie von Network Marketing ist der Aufbau eines eigenen Vertriebsteams. Network Marketer profitieren dabei von den Verkäufen ihrer Vertriebspartner und erhalten dafür eine zusätzliche Provision. Auf lange Sicht haben sie dadurch die Möglichkeit, ein Residualeinkommen (passives Einkommen) zu schaffen.
Das erste bekannte Unternehmen, bei der das Network Marketing als Vertriebsstrategie eingesetzt wurde, ist die 1934 von Carl Rehnborg gegründete California Vitamin Company, die auf den Verkauf von Nahrungsergänzungsmittel setzte. 1946 gründete Earl Tupper das auch heute noch sehr bekannte Unternehmen Tupperware. In den weiteren Jahrzehnten kamen unter anderem Amway und Herbalife auf den Markt.
Network Marketing birgt nahezu unendliches Potenzial
Auch wenn MLM in der Öffentlichkeit oftmals nur als Nischengeschäft wahrgenommen wird, handelt es sich dabei um einen Milliardenmarkt.
Laut dem Bundesverband Network Marketing (BVNM) betrug der Umsatz in Deutschland im Jahr 2020 rund 18,2 Milliarden Euro. Dabei handelt es sich allerdings nur um eine vorsichtige Schätzung. In der Praxis dürften die Umsätze noch wesentlich höher sein, da nicht alle Unternehmen, die auf Network Marketing setzen, Mitglieder im BVNM sind und ihre Umsätze möglicherweise nicht vollständig erfasst werden können.
Der weltweite Umsatz wird von der World Federation of Direct Selling Associations (WFDSA) auf etwa 180 Milliarden US-Dollar geschätzt. Und ein immer größerer Teil dieses Kuchens wird nicht auf den klassischen Verkaufsveranstaltungen erwirtschaftet, sondern über das Internet.
Wie das funktioniert, zeigen neben Herbalife und Amway vor allem Unternehmen wie Young Living, doTerra und Avon. Alle diese Anbieter haben mittlerweile eine Online-Plattform entwickelt, die es unabhängigen Vertriebspartnern erleichtert, ihre Produkte online zu verkaufen und auf Schulungsinhalte zuzugreifen.
Die Chancen und Herausforderungen im digitalen Network Marketing
Das digitale MLM-Business bietet motivierten Personen die Möglichkeit, sich neben dem Angestellten-Job eine eigene Existenz aufzubauen und diese in weiterer Folge auszubauen.
Die Startkosten sind dabei in den meisten Fällen überschaubar, da für den Aufbau zumeist nur geringe Investitionen erforderlich sind und beispielsweise keine eigenen Geschäftsräume benötigt werden.
Ein besonderer Berufsabschluss ist für den Einstieg ebenfalls keine Voraussetzung. Alles Wissenswerte zu den Themen Marketing und Vertrieb sowie detaillierte Informationen zu den einzelnen Abläufen erhalten Quereinsteiger:innen über die Online-Schulungsplattformen der Anbieter.
Wer ein gutes Netzwerk hat und auf den Aufbau eines eigenen Vertriebsteams setzt, kann sich durch die Erfolgsbeteiligungen an den Verkäufen ein Residualeinkommen aufbauen und das Business somit nahezu zum erfolgreichen Selbstläufer machen.
Das klingt alles zu schön, um wahr zu sein? Selbstverständlich dürfen auch die Herausforderungen auf dem Weg zum Erfolg nicht unterschätzt werden. Denn beim Network Marketing gibt es kein Fixgehalt, sondern lediglich Provisionen für verkaufte Produkte und Dienstleistungen.
Zudem haftet dem MLM durch zahlreiche unseriöse Schneeballsysteme in der Vergangenheit immer noch ein negatives Image an.
Wer mit Network Marketing im digitalen Zeitalter durchstarten möchte, benötigt auf jeden Fall eine ausgeklügelte Strategie dafür.
Eine erfolgreiche Strategie für das digitale Network Marketing entwickeln
Der wichtigste Aspekt zum Start ist dabei die Auswahl eines passenden Vertriebspartners. Für Neulinge im MLM empfiehlt es sich, auf Anbieter zu setzen, die bereits entsprechende Verkaufserfolge vorweisen können. Ebenso wichtig ist jedoch eine gewisse Begeisterung für die Produkte und Dienstleistungen, die künftig verkauft werden sollen.
Die beste Basis, um potenzielle Kund:innen zu erreichen und ein Team von Vertriebspartnern aufzubauen, ist immer noch eine eigene Webseite. Sie sollte informativ und benutzerfreundlich gestaltet sein und klare Calls-to-Action enthalten, um Besucher:innen zum Kauf oder zur Kontaktaufnahme zu ermutigen.
Social-Media-Plattformen wie Instagram, TikTok, Facebook, Twitter und LinkedIn sind großartige Möglichkeiten, um regelmäßig Inhalte zu veröffentlichen und dadurch die eigene Reichweite zu erhöhen. Dabei ist es ratsam, nicht auf allen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Es sollte nur jene Plattformen ausgewählt werden, die zur Zielgruppe der angebotenen Produkte und Dienstleistungen passen.
Ein wichtiger Teil guter Onlinekommunikation ist immer noch ein eigener E-Mail-Newsletter. Marketing über E-Mail ist eine perfekte Möglichkeit, um Kund:innen und Vertriebspartner über Neuigkeiten und Angebote auf dem Laufenden zu halten. Der Aufbau einer entsprechenden E-Mail-Liste ist jedoch kein Sprint, sondern ein Marathon. Um die Leser:innen bei Laune zu halten, sind regelmäßige Veröffentlichungen mit Inhalten und Angeboten erforderlich, die es nur über diesen Channel gibt.
Mittlerweile gibt es viele MLM-Software-Plattformen, die speziell für den Einsatz im Network-Marketing entwickelt wurden. Sie können Funktionen wie automatisierte Verkaufs- und Provisionsverfolgung, Bestellabwicklung, Rechnungsstellung und vieles mehr bieten. Oftmals stellen die MLM-Anbieter selbst entsprechende Tools zur Verfügung. Richtig genutzt sparen sie jede Menge Zeit und helfen dabei, das Business mittelfristig weitestgehend zu automatisieren. So läuft das Geschäft auch während einer Krankheit oder eines Urlaubs erfolgreich weiter.