Hybrides Projektmanagement – Modellbasiert zum individuellen Vorgehen in Projekten
Ein Beitrag von: Christian Seel, Holger Timinger, Martina Blust, Institut für Projektmanagement und Informationsmodellierung Landshut (IPIM), Christian Neu, Dirk Werth, AWS-Institut gGmbH
Agiles Projektmanagement mit Scrum [1] oder Kanban [2] und traditionelle Vorgehensmodelle, wie das Wasserfall [3] -, das V-Modell [4], das Stage-Gate Vorgehensmodell und andere, sind in der Literatur gut beschrieben und werden in der Praxis seit langem eingesetzt. Allerdings werden diese Vorgehensmodelle in den meisten Projekten an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst. Diese als Tailoring [5] bezeichnete Adaption erfolgt in der Regel ohne methodische Grundlage und ist nach Projektabschluss oft auch nicht mehr nachvollziehbar.
Ferner steigt neuerdings die Anwendung sogenannter hybrider Vorgehensmodelle. Mit hybriden Vorgehensmodellen sind Vorgehensmodelle gemeint, die sich aus mindestens zwei Vorgehensmodellen zusammensetzen. Oft ist mindestens eines der Vorgehensmodelle traditioneller Art und mindestens eines agiler Art.
Das Tailoring zur Erstellung eines hybriden Projektmanagementvorgehens hängt von einer Reihe projektspezifischer Faktoren ab. Diese Faktoren werden als Parameter bezeichnet. BOEHM und TURNER [7] nennen beispielsweise die fünf Parameter Teamgröße, Stabilität der Anforderungen, Gefährdungspotenzial, Kultur und Qualifikationsgrad relevanter Stakeholder als Einf lussgrößen auf ein Projekt. Diese lassen sich um weitere Parameter, wie Projektart, Komplexität, Budget, Festpreis, Risiko und Risikopolitik etc. ergänzen.
In der Regel hängt die Entscheidung, welche Anpassungen im Rahmen des Tailorings vorgenommen werden, aber von mehr als einem Parameter ab. Daher werden mehrere Parameter zu einem Konfigurationsterm zusammengefasst. Mehrere dieser Konfigurationsterme werden in einem umfassenden Referenzmodell zusammengefasst.
Zur Gestaltung des eigenen hybriden Vorgehensmodells wird der Ordnungsrahmen für hybrides Projektmanagement genutzt [6]. Der Ansatz schließt ein adaptives Referenzmodell mit ein, welches derzeit im Rahmen des BMBF geförderten Projektes PRAGUE (Self Service Konfiguration von Projektmanagementmethode und -werkzeug) erarbeitet und in einem digitalen Assistenten umgesetzt wird (siehe Abbildung 1). Unternehmen können diesem Assistenten Informationen über sich und ihr Projekt liefern. Auf Basis der eingegebenen Informationen – zum Beispiel Größe des Projekts, Art der Projektaufgabe etc. – wird dieser automatisiert ein Vorgehen zur Bearbeitung der Projektaufgabe vorschlagen. Das Projektkonsortium für dieses Vorhaben besteht aus der Projektron GmbH (Konsortialführer, KMU), der EANTC AG (KMU), dem August Wilhelm Scheer Institut für digitale Produkte und Prozesse gGmbH (Forschungseinrichtung) sowie dem Institut für Projektmanagement und Informationsmodellierung (IPIM) der Hochschule Landshut.