Exzellenzinitiative für Bildung
Eine Investition mit Cashback
Ein Kommentar von August-Wilhelm Scheer, Herausgeber IM+io
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Für mich steht das strategische Ziel von Exzellenz in Bildung und Qualifikation ganz oben auf der Agenda. Dabei geht es nicht nur um Universitäten, es geht um Exzellenz von der Kita über die verschiedenen Schulformen bis zu Hochschulen und Institutionen, die sich dem lebenslangen Lernen verschrieben haben. Das durchgängige Angebot exzellenter Qualifikation wäre dabei eine demokratische und soziale Maßnahme, da jeder Einzelne davon profitiert. Es wäre ein guter Weg, Fachkräfte auszubilden und zu halten. Es würde zugewanderten Menschen neue und sichere Perspektiven bieten, von denen zudem das Gemeinwesen profitiert. Deutschland könnte auch beim internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe selbstbewusst Flagge zeigen und gleichzeitig Wirtschaftsunternehmen anziehen, die gute Fachkräfte brauchen. Wir müssen Verpasstes aufholen und uns im europäischen und weltweiten Wettstreit wieder neu positionieren. Hier zu investieren garantiert den Cashback – nicht zuletzt in Form von Steuereinnahmen und abgesicherter Binnenkonjunktur.
Auch wenn der Staatsgründer von Singapur, Lee Kuan Yew, kein Vorbild für einen Demokraten abgibt, lässt sich doch einiges von ihm lernen. Ihm gelang die Wandlung Singapurs mit seiner multiethnischen Bevölkerung vom sumpfigen Hafennest ohne Ressourcen zur Schweiz Asiens – mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen. Ein ganz wesentlicher Hebel des Erfolgs war die Investition eines Drittels des Staatshaushaltes in Bildung – und noch heute sind es die gut ausgebildeten Menschen, die Singapur für Unternehmen aus aller Welt interressant machen. Zugegeben, unsere aktuelle Zeit birgt ganz andere Herausforderungen als das Asien der 1950er Jahre, aber das Beispiel zeigt Wege auf.
Wenn man in Taiwan seit Jahren Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung auf die Halbleiterindustrie ausrichtet und unterdessen damit den Weltmarkt bestimmt, ist das so zwar kein Modell für Deutschland mit seiner vielfältigen Industrie- und Wirtschaftslandschaft. Es beweist aber, dass vom Staat vorausschauend geplante, mit entsprechenden Mitteln ausgestattete und konsequent durchgeführte Initiativen zu nachhaltigem Erfolg führen.
Wir haben keine Rohstoffe und seltene Erden, aber Menschen, deren (Aus-)Bildung wieder zu einem maßgeblichen Kapital werden kann und muss. Es darf nicht sein, dass ein signifikanter Anteil junger Menschen die Schule ohne Abschluss verlässt und dem Arbeitsmarkt begrenzt oder gar nicht zur Verfügung steht. Wir dürfen nicht riskieren, dass hochmotivierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ins „Bergfreie“ fallen, weil sie niemand auf dem Weg in die Digitalisierung begleitet und fortgebildet hat. Und es wäre grob fahrlässig, sich blind auf die Zuwanderung von ausländischen Fachkräften zu verlassen, anstatt das Potenzial vor Ort zu heben. Aber nicht nur die Politik ist hier gefragt. Anstatt regelmäßig zu klagen, könnte auch die Wirtschaft mehr tun, um Fachkräfte heranzuziehen und zu sichern. Dazu gehören auch Investitionen in innovative Lehrstühle.
Das föderale System bietet Ländern und Regionen große Freiräume bei der Gestaltung von Bildung und Qualifikation – diese kann man nutzen, um mit langfristiger Perspektive zu investieren. Diese Freiräume dürfen aber nicht zu einem Flickenteppich von Experimenten führen. Koordination, Management und Budgets auf Bundesebene sind hier unerlässlich. Dabei verbietet es sich, in Wahlperioden zu denken, denn es geht darum, Deutschland für die nächsten Jahrzehnte richtig und damit krisenfest aufzustellen. Wir müssen wieder hungrig nach neuem Wissen werden und diesen Hunger mit exzellenter Bildung stillen.