Kurz & Bündig
Das East Side Fab ist eine Initative von Unternehmen für Unternehmen, die sich vorgenommen haben, „aus Unterschieden, gemeinsam Innovation zu machen“. Gefördert durch das saarländische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr wurden ein Open Space und eine Innovation Community geschaffen.
Hier finden regelmäßig Workshops und andere Events statt, bei denen sich Gründerteams, Konzernchefs, Forschung und Mittelständler austauschen und voneinander lernen können.
„Innovation ist der mehrstufige Prozess, bei dem Organisationen Ideen in neue Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse umwandeln, um voranzukommen, im Wettbewerb zu bestehen und sich erfolgreich auf ihrem Markt zu differenzieren“ – dies ist eine von vielen Definitionen von Innovation, die den Auftrag des East Side Fab passend beschreibt.
Das als Verein organisierte East Side Fab mit Sitz im Saarbrücker Osten führt Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen mit Beratern und Wirtschaftsförderern sowie Vertretern aus Hochschulen, universitätsnahen Forschungseinrichtungen und Banken zusammen. „Wir wollen Brücken bauen und praxisorientiert an interdisziplinären Projekten, neuartigen Produkten und vor allem an Lösungen für die Zukunft arbeiten“, sagt der Vereinsvorsitzende Johannes Hauck, im Hauptberuf Stratege des Blieskasteler Elektrotechnik-Konzerns Hager.
Er weiß, dass viele saarländische Unternehmen aus diversen Branchen darüber nachdenken, die kommenden Herausforderungen – wie zum Beispiel die Digitalisierung der Geschäftsprozesse oder den Fachkräftemangel – „nicht mehr allein und mit Bordmitteln zu bewältigen, sondern die Probleme zusammen mit anderen Akteuren anzugehen.“ Mit einem lebendigen Netzwerk aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie mittels der konsequent eingesetzten Methoden „Open Innovation“ und „Co-Creation“ und digitalen Formaten fördert das East Side Fab den offenen Gedankenaustausch und die Projektbegleitung. Die Initiative kam von den Unternehmen. „Uns eint die Neugier, gemeinsam Neues auszuprobieren“, sagt Hauck. Als Starthilfe steuert das saarländische Wirtschaftsministerium 1,6 Millionen Euro für die ersten drei Jahre bei. Darüber hinaus finanziert sich der Verein aus den Beiträgen seiner Mitglieder. Deren Zahl ist seit der Gründung des Vereins im Oktober 2019 von sieben auf 31 angewachsen.
Beteiligt sind unter anderen Forschungseinrichtungen wie das August-Wilhelm Scheer Institut für digitale Produkte und Prozesse, das CISPA – Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit und das DFKI. Namhafte saarländische Industriebetriebe wie Hager, thyssenkrupp Automotive Body Solutions, Villeroy & Boch und die Baugruppe OBG oder der Messgeräte-Hersteller ZENNER International und auch die Landeshauptstadt Saarbrücken sind ebenfalls mit dabei. Auch Startups und Mittelständler wie der Gleitschirmhersteller Paratec, die Planbar Ingenieurgesellschaft, die Werbeagentur m&r Kreativ und YUNIQ aus Luxemburg, die UX-Entwickler Shapefield oder die Firmenholding inter.services haben die Vorteile des gemeinsamen Arbeiten und Denkens entdeckt. Der Strom- und Energiesektor wird repräsentiert durch co.met, Elektro Bartruff, die Landesinnung der Elektrohandwerke, Netzwerke Saarlouis und VSE.
Aus dem Hochschulbereich sind die htw saar mit dem FITT – Institut für Technologietransfer an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes sowie das K8 Institut mit von der Partie, aber auch Dock 11, die Plattform der Kreativbranche. Die Weiterbildungssparte ist vertreten durch das Festo Lernzentrum Saar, das Unternehmen b+p Beratung und Personal, die Startups SaKoWa, Knowledge Symphony und KRS Solutions im Bereich Simulationstechnologie sowie die Rechtskanzleien DURY und reuschlaw, die sich – am Puls der Zeit – u.a. im Kontext des Vereins mit Themen wie Datenschutz und Cybersicherheit befassen. Den Bankensektor repräsentiert die Finanzgruppe Sparkassenverband Saar.
Gemeinsam mit dem August-Wilhelm Scheer Institut für digitale Produkte und Prozesse sind schon einige Workshops und Events durchgeführt worden. Durch die Kollaboration ist weiterhin ein konkretes Projekt entstanden: Die Entwicklung einer virtuellen Plattform im Themenfeld digitaler Zwilling. Dahinter verbirgt sich ein 3D-Modell, das ein reales Objekt virtuell bis ins letzte Detail abbildet. Das kann beispielweise die Karosserie eines neuen Automodells sein, aber auch ein Bürohaus, das zwar schon geplant, aber noch nicht gebaut wurde. Alle technischen Informationen werden bei digitalen Zwillingen auf einer Datenbank detailliert hinterlegt und von den Projektbeteiligten ständig aktualisiert. Doch was unterscheidet den digitalen Zwilling einer Autokarosserie von dem eines komplexen Gebäudes, das voller Technik steckt? Und können beide Branchen voneinander lernen? Bei diesem Projekt wirken die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, der Auto-Prototypenentwickler thyssenkrupp Automotive Body Solutions und weitere Beteiligte wie KRS Solutions mit.
Ein weiteres Innovationsprojekt, welches bereits gestartet ist, ist ieMETaS (intelligent e–Mobility, Energy & IoT aus dem Saarland). In einer Zeit, in der die Elektromobilität immer mehr an Relevanz gewinnt, müssen die Rahmenbedingungen für die wachsende Anzahl an Elektrofahrzeugen geschaffen werden. Die Unternehmen co.met, GP Joule Connect, Hager, IZES und ZENNER International sowie die htw saar haben sich deshalb in einem Projekt zusammengefunden. Das Projektteam macht sich die Umsetzung des Last- und Energiemanagements für Ladeinfrastrukturen und der dezentralen Energieerzeugung zur Aufgabe. Hierbei werden insbesondere aktuelle energiewirtschaftliche und regulatorische Einflüsse berücksichtigt. Die zukünftigen Kommunikations- und Wertschöpfungsketten im Prozess werden hier ebenfalls demonstriert und getestet. Das Projektziel: Die exemplarische Realisierung einer zukunftskonformen Ladeinfrastruktur mit der angeschlossenen Back-End-Struktur für den halb-öffentlichen Raum.
„Unsere Tür steht jedem offen, der aktiv einen Kulturwandel in der eigenen Organisation vorantreiben und Innovationen zu nachhaltigen Erfolgen machen möchte“, sagt die Geschäftsführerin des East Side Fab Anna Lawera. „Jeder kann bei uns Mitglied werden und seine eigenen Bedarfe einbringen. Wir sind ein Ort von Unternehmen für Unternehmen und setzen auf die Zusammenarbeit mit Forschung und Wissenschaft – auch außerhalb des Saarlands, so wie auch viele unserer Mitglieder auf der ganzen Welt unterwegs sind.“ Torsten Schunk, Head of Competence Center bei thyssenkrupp Automotive Body Solutions, Vertreter des Vorstands und Schatzmeister des Vereins, betont dabei vor allem, dass „die Idee des East Side Fab als Innovationsbeschleuniger für Unternehmen aufgeht und Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft deutlich an Interesse gewinnen“.
(Bildquelle: © Cuvée – Die Werbewinzer)