Wenn sich Wälder selbst verwalten
Die Blockchain verändert als disruptive Technologie auch traditionelles Business
Editorial, August-Wilhelm Scheer
Wie groß ist Ihr Vertrauen in den Kunden? Wie sehr vertrauen Sie dem Lieferanten? Trauen Sie tatsächlich dem Lizenzprodukt, das angeblich höchste Qualität besitzt? Im Windschatten der Debatte um Industrie 4.0 und Digitalisierung ganzer Branchen segelte die Diskussion um Smart Contracts, Distributed Ledger-Technologie und die Blockchain in die Vorstandsetagen der Unternehmen, um sie zusätzlich zu verunsichern. Braucht das Unternehmen nun auch noch die Blockchain-Technologie, um weiterhin erfolgreich zu agieren? Um die Antwort auf diese Frage vorwegzunehmen: mittel- bis langfristig ja.
Öffentliche Aufmerksamkeit erhielt die Blockchain vor allem durch das Entstehen der Kryptowährungen. Doch der Impact von Blockchain geht weit darüber hinaus. Wie weit, ist in der vorliegenden Ausgabe der IM+io zu lesen. Die Blockchain Technologie ist nicht nur unerlässlich in der sicheren Abwicklung der Kryptowährungsgeschäfte. Sie könnte das Vertragsund Abwicklungswesen in einer Weise verändern, die mit den erwartbaren Veränderungen durch Innovationen wie Künstliche Intelligenz, 3D-Druck oder Autonomes Fahren vergleichbar sind – denn dies alles sind Technologien, die zuvor analoge Prozesse in hohem Maße disruptiv digitalisieren.

Digital unterfüttert wird im Falle der Blockchain vor allem das Vertrauen, ein essentielles Gut in jedem Unternehmen. Statt zum Beispiel Kooperationen über Rahmenvereinbarungen zu etablieren, können mittels Blockchain- Technologie flexible Netzwerke von Partnern und Prozessen auf Basis der Konsensbildung koordiniert und die Korrektheit der Ausführung auditiert werden. Vor allem gilt diese Art der Konsensbildung für den Banking-Bereich, wo hohe Effizienzgewinne mithilfe von Distributed Ledgers erwartet werden.
Sicherlich gibt es – vernünftigerweise – auch Kritik: Noch ist diese Technologie nicht soweit, beispielsweise Intermediäre abzulösen, noch sind Sicherheitsfragen mit Blick auf Smart Contracts nicht abschließend geklärt. Künftig sind aber Anwendungsfälle wie im Katasterwesen oder in der elektronischen Patientenakte sowie Geschäftsmodelle auf Blockchain Basis, zum Beispiel in der Logistik oder der Shared Economy erkennbar. Veränderungen sind aber auch im ganz traditionellen Business zu erwarten. Schon jetzt untersucht das Projekt terra 1, inwieweit die Blockchain in der Bioökonomie relevant wird, oder kurz: ob sich ein Wald selbst verwalten kann. Wie weit diese Technologie trägt, untersucht die Regierung von Malta derzeit, die die Mittelmeerinsel zum regelrechten „Blockchain Island“ erklärt. Ob diese eine relevante Spielwiese für Pioniere wird, muss Malta erst noch beweisen. Doch schenken Sie vorerst uns das Vertrauen in diese Ausgabe. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Ihr August-Wilhelm Scheer