Talent comes naturally
Das Talentprogramm Unternehmergeist Saar bei der IdeaLab! - WHU Founders‘ Conference
Gloria Rebmann, August-Wilhelm Scheer Institut
(Titelbild: © Gloria Rebmann)
Auf der Suche nach Innovations- und Pioniergeist außerhalb des Saarlandes, führte der Weg des Unternehmergeist Saar Teams nach Vallendar. Mitten in der Kleinstadt am Rhein treffen sich einmal im Jahr die Top Akteure der Start Up- und Entrepreneurship-Szene. Der Grund dafür ist die IdeaLab! – WHU Founders‘ Conference.
CREATE TOMORROW. So lautete das Motto der diesjährigen Event-Ausgabe, dementsprechend ereigneten sich am 7. und 8. Oktober zwei Konferenztage voller Inspiration, Wissen und Networking rund um die Themen Start-Ups und Unternehmertum. Mit dabei: 30 Speaker und Speakerinnen, mehr als 650 Besucher und Besucherinnen und 50 Start-Ups. Die IdeaLab! – WHU Founders‘ Conference wird seit dem Jahr 2000 einmal jährlich von Studierenden der WHU – Otto Beisheim School of Management veranstaltet und zählt zu einer der führenden Konferenzen auf dem Gebiet in Europa.
Ein Blick ins Line-Up zeigt warum: Lukasz Gadowski, Co-Founder der Online-Bestell- und Lieferplattform „Delivery Hero“, Sebastian Pollok, Gründer des Online-Versandhandels für Erotikspielzeuge „Amorelie“, und Tina Dreimann, Gründerin des Wagniskapitalgebers „Better Ventures“, sind nur drei erfolgreiche Beispiele neben zahlreichen weiteren. Dass eine Vielzahl der Speakerinnen und Speaker Alumni der WHU – Otto Beisheim School of Management sind, stellt eine weitere bemerkenswerte Besonderheit dar.
Einmal die Augen schließen und sich vorstellen, man wäre an einer Universität, aber 200 Jahre zuvor. Mit dieser spielerischen Interaktion startet Lukasz Gadowski seinen Vortrag zum Thema „100x energy, decentralized agriculture & flying taxis – a vision of sustainable abundance”. Denn neben Delivery Hero ist der Unternehmer auch Gründer und CEO von Team Global, einer Technologie-Holding, die in Asien, Europa und den USA Pionierunternehmen in den Bereichen Mobilität, Luft- und Raumfahrt, Energie und Robotik gründet und in diese investiert. Sein Fazit: die ständige Weiterentwicklung von Innovation muss vorangetrieben werden und historische Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, dabei groß zu denken. Denn vor 200 Jahren hielt man es wahrscheinlich nicht für möglich, über ein Telefon mit Personen in Amerika in Echtzeit zu kommunizieren.
Die Förderung des Pioniergeistes war ebenfalls zentrales Thema bei einem Panel zwischen Verena Hubertz und Tina Dreimann. „Wie kann die Politik die Entwicklung des deutschen Startup-Ökosystems beeinflussen?“ lautete der Titel der Diskussion. WHU-Alumni Verena Hubertz, die sowohl als Unternehmerin als auch Politikerin tätig ist, konnte best beziehungsweise worst of both worlds beleuchten. Beide Unternehmerinnen sind sich einig, dass in Deutschland noch viel getan werden muss. So sehen sie beispielsweise große Defizite im deutschen Schulsystem, denn Themen wie Unternehmensgründung oder Business-Planung werden bis dato komplett vernachlässigt. Aber auch in der deutschen Mentalität sehen beide ein Problem, während man in sich in den USA die Frage stellt „Why shouldn’t it work?“, frage man sich in Deutschland „Why should it work?“. Umso wichtiger sind also solche Veranstaltungen wie die IdeaLab! – WHU Founders‘ Conference, auf der sich mutige Persönlichkeiten mit Unternehmergeist treffen und austauschen können.
Der wohl außergewöhnlichste Speaker der diesjährigen IdeaLab! – WHU Founders‘ Conference war Rapper und Entrepreneur XATAR. Seine Biographie unterscheidet sich wahrscheinlich deutlich von den Werdegängen der üblichen Speaker und Speakerinnen der Konferenz. So erzählt der aus dem Iran stammende XATAR in seinem Vortrag von seiner schweren Kindheit, der kriminellen Vergangenheit und einer prägenden Zeit im Gefängnis. Vielleicht liegt es gerade an diesen Differenzen, dass XATAR mit seiner lockeren Attitude und erfrischenden Direktheit das Publikum in seinen Bann zieht. Seine Karriere begann XATAR zwar als Rapper, doch mittlerweile ist er zusätzlich als Produzent, Verleger und Unternehmer tätig. So gründete der Allrounder die „Goldmann Group“, ein Geflecht aus mehreren Geschäftseinheiten, darunter auch das Start-up G-ventures, eine Investmentfirma, die in junge Unternehmen und Ideen mit Potenzial investiert.
Ein gelungenes Beispiel dafür, dass Unternehmertum ein Thema unabhängig von Lebensweg, Alter oder Bildung ist. Das Talentprogramm des gemeinnützigen August-Wilhelm Scheer Instituts setzt genau hier an. Die nächste Generation von Gründerinnen und Gründern zu identifizieren und zu stärken, ist das maßgebliche Ziel des anwendungsorientierten Forschungsinstituts. Die Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist dabei unabhängig vom akademischen und beruflichen Hintergrund und erstreckt sich auf alle Altersklassen ab 18 Jahren. In seiner Ausrichtung und Fokussierung ist das Programm damit einzigartig, weil der Schwerpunkt auf dem unternehmerischen Talent und dessen Entwicklung und nicht etwa auf einer vorhergehenden Ausbildung liegt. In dem fünfwöchigen Programm profitieren die Teilnehmenden von Coachings, Expertenvorträgen und dem Aufbau eines starken Gründer-Netzwerkes. Dabei ist die Teilnahme am Unternehmergeist Saar Programm neben dem Beruf oder der Ausbildung möglich. Für das Vorhaben konnte das August-Wilhelm Scheer Institut eine Förderung von rund 1 Mio. EUR vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ins Saarland holen.