Exponentielle Herausforderungen und exponentielles Denken
Dirk Nicolas Wagner, Karlshochschule International University
Kurz & Bündig
Das Wachstum von Tech-Giganten wie Google und Facebook hat in den vergangenen Jahren fast alle anderen Unternehmen in den Schatten gestellt. Ein wirtschaftliches Desaster bewirkte dagegen die Verbreitung des Coronavirus. Beide Entwicklungen verliefen exponentiell.
Die Analyse ausgewählter exponentieller Herausforderungen zeigt, dass der künstlichen Intelligenz eine besondere Bedeutung zukommt. Es wird schnell klar, dass in diesen Zusammenhängen die Fähigkeit zu exponentiellem Denken eine Grundvoraussetzung für erfolgreiche Entscheidungen ist. Die Hindernisse, die dabei in unseren Köpfen bestehen, gilt es zu verstehen, um exponentielles Denken zu ermöglichen.
Hätte man vor Jahren zutreffend eingeschätzt, wie das Unternehmen Google sich einmal entwickeln würde, könnte man heute sehr vermögend sein. Hätte man vor einigen Monaten zutreffend eingeschätzt, welche globalen Auswirkungen ein neuartiges Virus aus einer zuvor weitgehend unbekannten Stadt in China haben würde, müsste man heute vielleicht weniger Vermögensverluste beklagen. In beiden Fällen war eine Fähigkeit gefragt, die man exponentielles Denken nennt. Diese Fähigkeit gewinnt in einer globalisierten und zunehmend digitalisierten Welt schnell an Bedeutung. Grund genug, einmal zu beleuchten, was das eigentlich genau ist, exponentielles Denken.
Hierzulande musst du so schnell rennen, wie du kannst, wenn du am gleichen Fleck bleiben willst.“ Dieses als Red-Queen-Hypothese bekannt gewordene Zitat aus Lewis Carrolls Roman „Alice hinter den Spiegeln“ aus dem Jahr 1871 ist bei Change-Management-Experten schon länger sehr beliebt. Im Moment wird jedoch gerne unterschätzt, wie viel schneller wir unsere Unternehmen in Zukunft rennen lassen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wesentliche Treiber dafür sind die Digitalisierung und in diesem Zusammenhang insbesondere die Fortschritte im Bereich des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz (KI). Diese finden sich eingebettet in einen Kontext der Globalisierung, der immer wieder für unvorhergesehene Instabilitäten sorgt. Die aktuelle Corona-Krise belegt das eindrucksvoll. Die Ursache für die Fehleinschätzung dessen, was von uns unternehmerisch gefordert wird, ist nur allzu menschlich: Die Fähigkeit zu exponentiellem Denken wird immer wichtiger, ist aber wenig ausgeprägt.