Mit dem Longboard bergauf: Je kleiner der E-Motor, desto größer das Potenzial
Im Gespräch mit Daniel Jäger und Benedict Kuhlmann von JayKay
Kurz und bündig:
Die JayKay GmbH ist ein junges Unternehmen aus der Bodenseeregion, das sich zum Ziel gemacht hat, Sportgeräte, wie wir sie heute kennen, durch elektronische und digitale Komponenten zu erweitern. Damit Ästhetik und Nutzererlebnis erhalten bleiben, setzen die Entwickler auf einen möglichst geringen Materialeinsatz und maximale Integration. Das Kernprodukt der 2014 gegründeten Firma ist eine elektronische Longboard-Achse mit einem unsichtbar verbauten Elektro-Antrieb, die mit beliebigen Decks kombiniert werden kann. Durch einen hundertprozentigen Freilauf der Räder sowie Energierückgewinnung beim Bremsen, ermöglicht der hocheffiziente Radnabenmotor auch bei leerem Akkustand maximalen Fahrspaß. Gesteuert wird das Board über einen eigens entwickelten Fingerring.
E-Scooter, e-Bikes, e-Tretroller – diese und viele andere Elektrofahrzeuge erobern gerade in rasantem Tempo unsere Straßen. Dank des Startups JayKay vom Bodensee gehört jetzt auch ein modulares e-Longboard zum Repertoire. Mit seinem in die Achse integrierten, hocheffizienten Motor übertrifft das Board nicht nur die Erwartungen der Skaterszene, sondern hat auch das Potenzial Vorreiter für neuartige Antriebskonzepte in anderen Branchen zu werden. Warum das so ist, erfahren wir von den Gründern Daniel Jäger und Benedict Kuhlmann im Rahmen der diesjährigen Messe Power2Drive Europe in München.
IM+io: Herr Jäger, wie kam es zur Gründung von JayKay?
DJ: Die Idee entstand mehr oder weniger zufällig. Ein guter Freund von mir, der bereits seit Jahren Longboard Decks baut, war auf der Suche nach einem elektrischen Antrieb. Damals war der Markt für e-Sportgeräte noch deutlich kleiner und weniger weit entwickelt. Bei den meisten Modellen wurde der Akku unterhalb des Bretts angebracht. Das veränderte das Fahrgefühl und die Ästhetik des Boards enorm. Außerdem wurden die meisten Produkte nur in Komplettsets angeboten. Er fragte mich also, ob es möglich wäre, einen völlig neuartigen, unsichtbaren Motor zu entwickeln, der flexibel mit beliebigen Decks genutzt werden kann. Ich war damals fest angestellt als Elektroingenieur und habe erst einmal gar nicht an die Gründung einer Firma gedacht. Aber die Frage stand nun im Raum und hat mich nicht mehr losgelassen. In einer Runde mit Freunden zwei Wochen später wurde dann die Idee für die Realisierung über eine Hohlachse geboren. In den folgenden Monaten haben mein jetziger Geschäftspartner Benedict und ich dann jede freie Minute genutzt, um herauszufinden, wie aus der Idee Praxis werden könnte. Wir sind beide Elektroingenieure und an Sport interessiert. Alles was wir uns theoretisch ausgedacht haben, konnten wir direkt draußen vor der Haustür testen. Das hat wahnsinnig viel Spaß gemacht.
IM+io: Und wie ging es dann weiter, Herr Kuhlmann?
BK: Da wir weder über größere finanzielle Mittel noch über eine professionelle Werkstatt verfügten, hat die Entwicklung des ersten E-Scooter, e-Bikes, e-Tretroller – diese und viele andere Elektrofahrzeuge erobern gerade in rasantem Tempo unsere Straßen. Dank des Startups JayKay vom Bodensee gehört jetzt auch ein modulares e-Longboard zum Repertoire. Mit seinem in die Achse integrierten, hocheffizienten Motor übertrifft das Board nicht nur die Erwartungen der Skaterszene, sondern hat auch das Potenzial Vorreiter für neuartige Antriebskonzepte in anderen Branchen zu werden. Warum das so ist, erfahren wir von den Gründern Daniel Jäger und Benedict Kuhlmann im Rahmen der diesjährigen Messe Power2Drive Europe in München. funktionsfähigen Prototyps etwas länger als ein Jahr gedauert. Ein wichtiger Erfolgsfaktor auf diesem Weg war die Forschungsarbeit von Prof. Kasper von der Uni Magdeburg. Er hat gemeinsam mit einem Doktoranden die Grundidee für unseren jetzigen Radnabenmotor geliefert, den wir dann, unter anderem durch die Erfindung einer eigenen Wickelmaschine, zur Serienreife gebracht haben. Danach ging es dann schnell in Richtung Startup: Wir haben unseren „in die Achse integrierten Gesamtantrieb“ patentieren lassen, Daniels Schwester Isabell als COO mit ins Boot geholt und angefangen das Business Schritt für Schritt aufzubauen.
IM+io: Mittlerweile gibt es einige Anbieter für e-Longboards auf dem Markt. Was ist das Alleinstellungsmerkmal Ihrer Lösung?
DJ: Was uns ausmacht, ist nach wie vor unser schlanker Ansatz. Unsere e-Antriebe können an jedes beliebige Deck geschraubt werden und sind für den Nutzer komplett unsichtbar. Das Endgewicht eines Boards mit einer JayKay-Achse zählt mit 5,5 Kilogramm zu den leichtesten e-Longboards weltweit. Hinzu kommt die Energierückgewinnung beim Bremsen. Sie sorgt dafür, dass das elektronische Abbremsen auch bei leerem Akku funktioniert und ermöglicht mit einer Ladezeit von nur 2,5 Stunden Reichweiten von 12 bis 15 Kilometern. Eine weitere Funktion, die von unseren Kunden besonders geschätzt wird, ist der hundertprozentige Freilauf der Räder. Er sorgt dafür, dass das herkömmliche Fahrgefühl durch den Elektrobetrieb nicht beeinträchtigt wird.
IM+io: Heißt das, der Nutzer kann selbst entscheiden wann er den Elektroantrieb nutzt und wann nicht?
BK: Ja, genau. Das war uns von Anfang an wichtig. Der Elektroantrieb soll ein zusätzlicher Mehrwert sein und keine Nachteile bringen. Wir wollen den Sportgeräten von Heute neues Leben einhauchen, ohne Ästhetik oder Grundfunktion zu verändern. Sobald es bergab geht kann man einfach laufen lassen, ohne den Antrieb vorher manuell abschalten zu müssen.
IM+io: Könnte der Motor auch in anderen Branchen für eine ressourcenschonendere Mobilität sorgen? Welche konkreten Anwendungsfälle wären hier denkbar?
DJ: Durch den speziellen Aufbau und die spezielle Wicklung erreicht der Motor einen relativ hohen Wirkungsgrad bei einem relativ geringen Materialeinsatz. Soweit ich weiß werden an der Uni Magdeburg bereits Prototypen für Autos und Windkrafträder getestet. Wir selbst haben bereits Anfragen von Firmen aus den unterschiedlichsten Bereichen erhalten, die unsere Technologie für ihre Produkte verwenden wollen.
IM+io: Wie kam es zu der Steuerung per Fingerring?
BK: Bevor wir uns für die Steuerung mit dem Ring entschieden haben, hatten wir eine ganz andere Lösung im Sinn. Die Achse sollte ursprünglich per Handgestik gesteuert werden. Nachdem wir die ersten Prototypen gebaut hatten und erste Erfahrungsberichte eingeholt hatten, gingen die Meinungen allerdings sehr weit auseinander. Die eine Hälfte war absolut begeistert. Die andere Hälfte ist nicht so richtig damit klargekommen. Da die Steuerung über das Smartphone für uns aus Sicherheitsgründen auch nicht in Frage kam, war der Fingerring die beste Alternative.
IM+io: Wie genau sieht die Zielgruppe aus und wie sollen Ihre Produkte genutzt werden?
DJ: Unsere e-Achse richtet sich vor allem an Skater, die etwas Neues ausprobieren, aber nicht auf ihre individuellen Decks verzichten wollen. Da wir das Ganze aber auch als Komplettlösung anbieten, ist sie auch für weniger erfahrene Boarder geeignet. Sobald asphaltierte Straßen zur Verfügung stehen, ist sie ein zusätzlicher Spaßfaktor für jegliche Freizeitaktivität oder, in Kombination mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in den Großstädten, eine sinnvolle Alternative zum Auto. Auch für Surfer, die gerade mal nicht im Wasser unterwegs sind, kann das Board interessant sein.
IM+io: Aktuell sind die e-Longboards zumindest im deutschen Straßenverkehr noch nicht zugelassen. Was bedeutet das für die Zukunft von JayKay?
BK: Ja, das ist leider so. Bisher wurde mit der Verabschiedung der Elektrofahrzeuge-Verordnung im Juni 2019 zwar die Zulassung von eTretrollern bewirkt, eine entsprechende Verordnung für „Elektrokleinstfahrzeuge ohne Lenkstange“ lässt jedoch trotz Ankündigung auf sich warten. Um den Prozess zu beschleunigen haben wir uns mittlerweile gemeinsam mit anderen Herstellern über den Electric Empire Bundesverband Elektrokleinstfahrzeuge e.V. organisiert. Gleichzeitig haben wir begonnen andere Märkte zu analysieren. In ganz Europa (außer Deutschland) dürfen e-Longboards bereits heute am Straßenverkehr teilnehmen. Ein weiterer wichtiger Faktor in diesem Zusammenhang ist aus meiner Sicht das Thema Infrastruktur. Gerade in den großen und mittelgroßen Städten, wird der größte Anteil öffentlicher Wege und Straßen immer noch durch PKW genutzt. Im Hinblick auf den Klimawandel sind hier dringend neue Konzepte gefragt. Was wäre zum Beispiel, wenn man die Anzahl der Autos in den Städten reduzieren und die jetzigen Parkstreifen in zusätzliche Fahrbahnen, speziell für kleine Elektrofahrzeuge, umwandeln würde?
IM+io: Und wo soll die Reise langfristig hingehen? Stehen bereits neue Funktionen auf der Roadmap?
BK: Wir arbeiten bereits an einer App, die Zusatzfunktionen für die Nutzer bieten soll. Geplant sind unter anderem digitale Assistenten für die Strecken- und Reichweitenplanung, ein Selfservice-Portal für einfache Wartungsarbeiten, wie zum Beispiel das Wechseln von Rollen und Decks, und eine Alarmierungsfunktion bei niedrigem Akkustand. Ebenso wollen wir über diesen Weg die technische Nutzerdaten der Boards auswerten und für die Entwicklung neuer Modelle einsetzen. Die zweite Generation unserer Achse wird auch noch eine Reihe weiterer Verbesserungen und Funktionen mitbringen. Aber das verraten wir erst, wenn es soweit ist. Jetzt geht es erst einmal darum, das aktuelle Produkt erfolgreich zu vermarkten