Software muss nicht fliegen.
Es braucht einen radikalen Paradigmenwechsel.
Heinz Scheuring, Scheuring AG
Kurz & Bündig
Der Schaden, den fehlgeleitete Software Evaluationen in Unternehmen, Organisationen und ganzen Volkswirtschaften anrichten, ist groß. Erheblichen Anteil daran haben Studien und Rankings, die an den Bedürfnissen der Anwender vorbeizielen und die Softwarehersteller dazu animieren, die Prioritäten falsch zu setzen. Die Softwareindustrie und die Anwender dürfen sich davon nicht beirren lassen. Sie müssen sich – radikal – am Anwendernutzen orientieren.
Hersteller von Business Software orientieren sich zu stark an der Wirkung ihrer Produkte bei der Erstpräsentation, Fachjournalisten zu sehr an der Zahl der Features. Die Relevanz der Funktionen im praktischen Betrieb gerät dabei unter die Räder. Gefragt ist ein Paradigmenwechsel bei den Prioritäten: die kompromisslose Fokussierung auf jene Merkmale und Bedienkonzepte, die den maximalen Beitrag zum langfristigen Unternehmenserfolg versprechen. Das Gebot heißt radikale Nutzenorientierung. Ganz besonders gilt dies für die Evaluation und Einführung von Software.
Das Szenario: Mit viel Enthusiasmus und nach allen Regeln der Kunst wird die Evaluation und Einführung des neuen Managementsystems in Angriff genommen. Ziele werden gesetzt, der Anforderungskatalog mit Muss- und Sollkriterien entwickelt, motivierte Benutzer ins Projektteam geholt. Long- und Shortlists entstehen, Kataloge und Testberichte werden verarbeitet, und auch der externe Berater gibt sein Bestes. Auf die Herstellerpräsentationen und Besuche bei Referenzanwendern folgt die vergleichende Bewertung, die zum finalen Entscheid führt. Auch die Maßnahmen zur Systemkonfiguration, Schulung und Einführungsbegleitung entsprechen dem Lehrbuch. Und doch bleibt der erhoffte Erfolg am Ende aus. Der in Aussicht gestellte hohe Nutzen – schlagkräftige Planung, automatisiertes Controlling, hohe Transparenz, bessere Entscheide auf allen Stufen – lässt auch ein Jahr nach der Einführung auf sich warten. Das Vertrauen in die Daten fehlt und die Anwender beschweren sich über den hohen Bedienungsaufwand, den ihnen das System abverlangt. In der Folge blüht die Schattenwirtschaft in Form der früheren Excel-Insellösungen wieder auf. Business Software – IT-Anwendungen, die Aufgaben des Managements und der Geschäftsprozesse unterstützen – ist für den Erfolg jedes Unternehmens heute unverzichtbar. Entsprechend bedeutsam sind deren zielführende Evaluation und Implementierung im Unternehmen.
Doch was bedeutet dies konkret? Welches sind passende Maßstäbe zur Beurteilung der Tauglichkeit von Software? Worauf ist bei der Einführung zu achten? Und was ist im einleitenden Szenario schiefgelaufen?