Es braucht keinen Blick in die Glaskugel
Mit Neurowissenschaft zu besserer Selbsteinschätzung und typgerechter Lernoptimierung
Oliver Jeschonnek, meteor 16
Kurz & Bündig
Bei Fernlernangeboten ist die Selbstmotivierung des Lernenden entscheidend. Daher muss der Fernlernende oder der digital Lernende bei seinem gewählten Lern- oder Weiterbildungsangebot „in seinem Element“ sein. Inhalte und Formate müssen zu den individuellen und persönlichkeits- abhängigen Fähigkeiten passen. Vorgestellt wird die Methode der neuronalen visuellen Wahrnehmung als Analyseinstrument, um die individuellen Fähigkeiten herauszufinden. Auf Grundlage dieser Analyse werden unterschiedliche Lerntypen beschrieben und Hilfestellungen zur Lernstrategie sowie Tipps zur Selbstmotivation entwickelt.
Die digitale Revolution ist krisenbedingt überall angekommen, selbst in Kindergärten, Schulen, Hochschulen und bei Bildungsanbietern: Smartphones, Tablets und Videokonferenzen sind allgegenwärtig, bieten trotz teilweiser Überforderung viele neue Chancen und Möglichkeiten. Auch digitales Lernen kann erfolgreicher digitalisiert werden − wenn seine Formate sich den unterschiedlichen Persönlichkeiten und davon abhängigen Wahrnehmungs- und Lerngewohnheiten anpassen.
Zielgruppen, Kunden oder eben auch einzelne Fernlernteilnehmer mit ihren Bedürfnissen genau zu kennen, hat für Unternehmen, Markenartikler und besonders Bildungsanbiete wie das ILS – Institut für Lernsysteme, „Deutschlands größte Fernschule“, enorme Bedeutung. Durch die Digitalisierung und das Überangebot an Produkten und Dienstleistungen ergeben sich neue Herausforderungen an Informationsaufbereitung und User Experiences, zugeschnitten auf immer weiter fragmentierte Zielgruppen. Die meisten von uns können sich sicher noch gut an die eigene Schul-, Ausbildungs- und Studienzeit erinnern. Der eine lernte am besten, indem er sich Neues aneignete, alle verfügbaren Informationen sammelte und sie sich dann Schritt für Schritt sehr systematisch erarbeitete. Dabei ging er gründlich und ausdauernd, mit hohem Drang zu Details vor. Ein anderer wiederum lernte ähnlich, brauchte als zusätzliche Erfolgsfaktoren statt einer kommunikativen Lerngruppe sehr viel Ruhe, Alleinsein und Rituale. Im deutlichen Kontrast dazu waren die Typen, die sich Neues durch Ausprobieren und Fragen nach dem höheren Sinn erschlossen. Dies ist zwar eine etwas vereinfachte Beschreibung verschiedener Stile, sie soll uns aber als Illustration dienen. Wir haben es mit unterschiedlichen sogenannten kognitiven Stilen zu tun. Dabei geht es um individuelle persönlichkeitsabhängige Fähigkeiten, auf die Menschen zurückgreifen, um Probleme zu lösen oder mit Informationen umzugehen.