Hyperautomation
Kurzfristiger Hype oder strategische Notwendigkeit?
Ein Kommentar von August-Wilhelm Scheer, Herausgeber IM+io
(Titelbild: © Adobe Stock | 279859768 | Yingyaipumi)
Hyperautomation ist spätestens seit 2022 als strategisches Unternehmensziel in den Fokus gerückt. Nicht zuletzt die bis heute oft zitierte Aussage von Gartner Research Vice President, Fabrizio Biscotti, wonach sich Hyperautomation von einer Option zu einer Überlebensbedingung entwickelt hat, brachte viele Unternehmen in den vergangenen Jahren dazu, sich dem Thema zu widmen. Auch angesichts neuer Möglichkeiten durch Künstliche Intelligenz (KI) wird der Hype um Hyperautomation aktuell befeuert. So eröffnet Conversational AI (Artificial Intelligence) schon heute Wege, die weit über die der gängigen Chatbots hinausgehen. Ist Hyperautomation also wirklich „the next big thing“ oder nur eine Welle, die wieder abflacht, um von neuen Wellen überrollt zu werden?
Hyperautomation beschreibt den strategischen Ansatz in Unternehmen, so viele Geschäfts- und IT-Prozesse wie möglich zu automatisieren. Es geht um den orchestrierten Einsatz bestehender Technologien und Werkzeuge. Gestraffte und automatisierte Geschäftsprozesse sollen den Bedarf an menschlichen Eingriffen reduzieren, die Effizienz steigern, die Produktivität erhöhen und Kosten sparen. Das ist zumindest die Zielvorstellung in einer idealen Hyperautomation Welt.
Aus meiner Sicht viel zu wenig betont wird die neue Komplexität, die durch diese Hyperautomation entsteht. Diese zu beherrschen stellt die große Herausforderung für Unternehmen dar und ist erfolgskritisch für den gesamten strategischen Ansatz. Unternehmen können nur scheitern, wenn sie quasi blind, weil unvorbereitet, in die Welt der Hyperautomation einsteigen. Es braucht eine klare Definition der Business Ziele genauso wie eine Vision dessen, was am Ende erreicht werden soll. Und es braucht passende Plattformen, um die erwähnte Orchestrierung der Technologien, Werkzeuge und Prozesse beherrschbar zu machen.
Für den Erfolg von Hyperautomation ist die Umstellung auf Plattformarchitekturen unerlässlich. Dabei ist es entscheidend, Prozesse zunächst klar zu beschreiben – eine wesentliche Designaufgabe. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Integrationsfähigkeit. Unterschiedliche Komponenten von unterschiedlichen Herstellern und auch eigenentwickelte Komponenten sollen zu durchgängigen Prozessen zusammengebaut werden. Auf der Plattform stehen zudem die notwendigen Werkzeuge bereit, um Anwendungen schnell und flexibel zu entwickeln. Entwicklungen wie low code und no code, verbunden mit den Möglichkeiten der KI, machen die Beteiligung von Fachabteilungen mit ihrem unverzichtbaren Wissen sehr viel einfacher.