Blockchain - Technologie für Volkswagen
Karl Teille, Institut für Informatik, Volkswagen Konzern
Kurz und bündig:
Die Blockchain-Technologie wird im Volkswagen Konzern als eine Kerntechnologie betrachtet. Aktuelle Projekte haben beispielsweise das Ziel, die Abbildung und Dokumentation internationaler Logistikabläufe zu optimieren. Andere ergeben sich im Kontext des Autonomen Fahrens. Wenn Fahrzeuge in der Lage sind, eigenständig zu fahren, ergibt sich auch die Notwendigkeit der Fähigkeit, eigenständig Geschäfte wie etwa Bezahlvorgänge durchzuführen.
Die Blockchain eröffnet weit mehr Möglichkeiten als den Handel mit Kryptowährungen. Der vieldiskutierte Hype entwickelt sich zur Zukunftstechnologie für Unternehmen, die die Chancen der Digitalisierung gezielt nutzen wollen. Der Volkswagen Konzern betrachtet schon heute die Blockchain als eine Kerntechnologie, ermöglicht sie doch die sichere und effiziente Weitergabe von digitalen Informationen – und das an beliebig vielen Stellen in unterschiedlichen Anwendungsbereichen.
Die Konstrukteure des Internets hatten in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts das Ziel, ein Kommunikationssystem mit maximaler Resilienz zu schaffen. Das System sollte auch beim Ausfall wichtiger Knoten und Verbindungen die Kommunikationsfähigkeit der restlichen Knoten uneingeschränkt erhalten. Wie wir heute wissen, haben sie ihr Ziel bestens erreicht. Wesentliche Erfolgsfaktoren sind ein einheitliches Protokoll und eine dezentrale Organisationsform. Genauso wie das Internet die heutige Welt in Bewegung hält und seine Stabilität seiner Dezentralität verdankt, erlangen Blockchains ihre Resilienz insbesondere dank ihres zugrunde liegenden dezentralen Aufbaus. In Zukunft werden Systeme, die die modernen Konzepte der Blockchain-Technologie mit den Verfahren klassischer Buchführungssysteme verbinden, unsere Welt in Bewegung halten. Diese dezentralen Datenbanksysteme beinhalten eine Vielzahl von Vorteilen. Sie ermöglichen eine skalierbare Sicherheit an korrekten Transaktionen sowohl innerhalb eines Unternehmens wie auch zwischen weltweit agierenden Partnern. Dabei garantieren sie die Korrektheit der Transaktionen über ihre dezentrale Organisation. Zudem sind sie für den Anwender einfach zu handhaben. Unter Partnern werden hierbei zukünftig nicht nur Menschen oder Organisationen sondern auch „Dinge“ im Sinne des Internet of Things verstanden. Somit führt die Blockchain-Technologie vom „Internet der Informationen“ zum „Internet der Werte“ (Internet of value).
Anforderungen an Rechnersysteme
Der Durchbruch und die Popularität dieser Technologie sind verbunden mit dem Aufkommen der digitalen Kryptowährung Bitcoin. Der in bestimmten Aspekten durchaus kritisch zu sehende Hype um diese digitale Innovation machte das zugrundeliegende verteilte Datenbanksystem populär. Wir werden uns in diesem Beitrag mit dem deutlich weitergehenden Nutzen in verschiedenen Anwendungsfällen beschäftigen. Einem Nutzen, den wir langfristig für viel größer und bedeutsamer halten.
Eine der wichtigsten Anforderungen an kommerziell eingesetzte Rechnersysteme und Rechnerarchitekturen ist die Transaktionssicherheit, also die Garantie der Konsistenz der Datenbestände nach der Durchführung bestimmter Programmschritte. Diese Leistung soll nicht nur von Rechnern sondern von ganzen Systemen, vernetzten Strukturen im Intranet oder Internet gewährleistet werden. Blockchains können diese Sicherheit garantieren. Indem sie stetig auf bisher durchgeführte Transaktionen verweisen, können sie die Richtigkeit neuer Transaktionen sicherstellen. Ein Übertragungsfehler oder eine Manipulation ist nicht ausgeschlossen, würde aber die Integrität des Gesamtsystems in Frage stellen und damit über fehlerhafte Prüfsummen (Hashwerte) sofort entdeckt werden.
Anwendungsbereiche der Blockchain in Volkswagenkonzernen
Im Volkswagenkonzern wird die Blockchain- Technologie als eine Kerntechnologie betrachtet. Die sichere und effiziente Weitergabe von digitalen Daten und Informationen an beliebig vielen Stellen in unterschiedlichen Anwendungsbereichen ist dabei von zentraler Relevanz. Verschiedene Projekte in unterschiedlichen Marken des Volkswagen Konzerns entwickeln unterschiedliche Prototypen für den kommerziellen Einsatz. Der Unternehmensbereich IT arbeitet neben den unterschiedlichen Fachbereichen auch mit Partnern und Start-ups reichen von der Produktion und Logistik über die unternehmensübergreifende Kommunikation sowie diverse finanzielle Abwicklungen bis hin zu komplett neuen Geschäftsmodellen. Dabei reicht das Spektrum der Prototypen von der Autonomen Outbound Supply Chain über ein digitales dezentrales Ladesäulen Netzwerk bis hin zur Weitergabe des digitalen Fahrzeugschlüssels oder des autonomen Zahlens im Kontext Autonomes Fahren.
In einem laufenden Projekt ist es beispielsweise das Ziel, die Abbildung und Dokumentation internationaler Logistikabläufe zu optimieren. Die Blockchain ist aufgrund ihrer inhärenten Historie aller bisherigen Transaktionen eine ideale Ausgangsbasis für eine stets nachvollziehbare Dokumentation und leistet einen signifikanten Beitrag zur Schaffung von Transparenz für alle Partner innerhalb der internationalen Logistikabläufe. Da die bisherigen Erfahrungen positiv sind, entschied sich Volkswagen, das Projekt unter realen Bedingungen umzusetzen.
Autonomes Fahren
Ein weiterer aktueller Anwendungsfall ergibt sich im Kontext des Autonomen Fahrens. In einer Welt, in der Fahrzeuge in der Lage sein werden, eigenständig von A nach B zu fahren, wird auch die Fähigkeit, eigenständig Geschäfte zu machen, also Geschäftsfähigkeit zu erlangen, relevanter. Die auf Blockchain-Technologie basierende Möglichkeit der autonomen Bezahlung von Ladevorgängen, von Maut- oder Parkgebühren ebenso wie die autonome und direkte Einnahme von Zahlungen für angebotene Dienste ebnen den Weg für die Erschließung neuer Geschäftsfelder. Der Kundenutzen steigt dabei über das Autonome Fahren hinaus.