„Wir sind davon überzeugt, dass die Blockchain-Technologie im Bankgeschäft enorme Effizienzgewinne ermöglichen kann“
Im Gespräch mit Michael Spitz, Main Incubator GmbH, Commerzbank
Kurz und bündig
main incubator versteht sich als Treiber für Banking-Innovationen im Commerzbank-Konzern mit dem Ziel einen wesentlichen Beitrag zur Digitalisierung der Commerzbank zu leisten. Mit eigenen Labs zum Beispiel für die Themen Blockchain und Künstliche Intelligenz will man neue Technologien und ihren möglichen Einfluss auf das Bankgeschäft erforschen sowie Zukunftslösungen umsetzen.
Als Tochtergesellschaft und R&D Unit der Commerzbank will die main incubator GmbH Banking-Innovationen in die Commerzbank selbst oder zu ihren Kunden bringen. Über strategische Investments unterstützt der main incubator tech-getriebene Start-ups, deren Lösungen einen Mehrwert für die Commerzbank und ihre Kunden bieten. Mit der Entwicklung eigener Prototypen treibt der main incubator darüber hinaus auch selbständig Innovationen voran. Was das bedeutet und welche Rolle dabei die Blockchain-Technologie spielt, haben wir von Michael Spitz, dem Geschäftsführer dieser Commerzbank Tochter, erfahren.
IM+io: Herr Spitz, in der öffentlichen Wahrnehmung sieht es eher so aus, als würden traditionelle Banken die Digitalisierung verschlafen und in ihrer Existenz bedroht. Welchen Weg schlägt man mit dem main incubator auf der Suche nach Antworten ein? Welche Rolle spielen dabei die Möglichkeiten der Blockchain-Technologie?
MS: Der main incubator wurde im Oktober 2013 aus der Mittelstandsbank der Commerzbank heraus gegründet. Auslöser waren die radikalen Marktveränderungen durch Digitalisierung und FinTechs. Die Antworten sollten nicht nur aus der Bank selbst herausgefunden werden, sondern vor allem auch über eine Tochtergesellschaft, die wesentlich agiler und schneller Innovation vorantreiben kann. Wir sind davon überzeugt, dass die Blockchain-Technologie im Bankgeschäft, aber auch industrieübergreifend, enorme Effizienzgewinne ermöglichen kann. Sie hat das Potenzial, Intermediäre auszuschalten und damit gleichzeitig neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen. Diese werden den Finanzsektor sicherlich stark beeinflussen. Wir wollen die sich daraus ergebenden Chancen proaktiv nutzen. Daher haben wir zusammen mit der Commerzbank ein in Deutschland einzigartiges Blockchain-Labor aufgebaut. Gemeinsam mit Partnern aus dem deutschen Mittelstand und der Wissenschaft sehen sich hier 18 Kollegen in Frankfurt und London die verschiedensten Anwendungsfälle an.
IM+io: Wird sich die Commerzbank auch direkt mit Kryptowährungen als Asset und/ oder Zahlungsmittel auseinandersetzen?
MS: Die Commerzbank nimmt die Entwicklung im Bereich von Kryptowährungen und alternativen Zahlungsmitteln sehr ernst. Im Blockchain Lab der Commerzbank und des main incubators überprüfen wir aktuell die unterschiedlichen Technologien und forschen dabei sowohl an öffentlichen als auch an nicht-öffentlichen Plattformen.
IM+io: Zu Ihren Aufgaben und Zielen gehört das Prototyping für die Commerzbank. Was muss man sich darunter vorstellen?
MS: Mit der Entwicklung eigener Prototypen für Banking-Produkte und -Services schaffen wir proaktiv eigene Lösungen, die vor allem auf die Bedürfnisse der Commerzbank und ihrer Kunden zugeschnitten sind. Dabei fokussieren wir uns auf 12 Emerging Technologies, die die Grundlage für unsere Prototyping-Aktivitäten bilden: Artifical Intelligence (AI), Big Data, Biometrics, Blockchain, Cloud, Internet of Things (IoT), Machine Learning (ML), Open API, Quantum Computing, Robotics, Virtual sowie Augmented und Mixed Reality und Wearables. Derzeit bewegen uns vor allem die Themen Blockchain und AI, die wir in eigens dafür ins Leben gerufenen Labs bearbeiten. Generell können wir bereits heute feststellen, dass in der Commerzbank Gruppe schon über die Hälfte der Investments des main incubators genutzt werden. Für 2018 arbeiten wir gemeinsam an der Implementierung weitere Produkte aus den Bereichen Ventures und Prototyping des main incubators.
IM+io: Wo wollen Sie dann als Unternehmen und damit letztlich auch die Commerzbank in fünf Jahren stehen?
MS: Der main incubator ist die Forschungsund Entwicklungsabteilung der Commerzbank. Hier erforschen wir neue Technologien und ihren möglichen Einfluss auf unser Bankgeschäft. Wir scouten und investieren gezielt in innovative Start-up-Unternehmen. Seit seiner Gründung 2013 haben wir rund 760 Start-ups gesehen und in 12 davon investiert. So tragen wir dazu bei, dass die Commerzbank sich wie geplant zu einem digitalen Technologieunternehmen entwickelt. Für die Commerzbank ist dabei klar: Wer im Bankgeschäft langfristig Erfolg haben will, muss Digitales und Persönliches intelligent miteinander verbinden. Um ihren Kunden das Leben im Banking zu erleichtern, setzt die Bank auf eine gesunde Mischung aus einfachen, transparenten und digitalen Produkten, gepaart mit einer hervorragenden individuellen Beratung.