Automatisierung im Takt
Wenn Prozess und Technologie im Einklang spielen
Christian Linn, Scheer PAS

(Titelbild: © Adobe Stock | 730972888 | Andrii)
Kurz und Bündig
Automatisierungsprojekte führen häufig nicht zum gewünschten Erfolg, weil die Prozesse des Unternehmens nicht ausreichend berücksichtigt werden. Eine gemeinsame Berücksichtigung von Prozessanforderungen und technischer Integration bietet einen ganzheitlichen Ansatz, der Transparenz schafft, die Zusammenarbeit zwischen IT und Fachabteilungen fördert und eine flexible Anpassung an Veränderungen ermöglicht. Nur durch eine solche ganzheitliche Betrachtung können Automatisierungsprojekte erfolgreich gestaltet werden und ihren vollen Nutzen für das Unternehmen entfalten.
Die Automatisierung von Geschäftsprozessen ist für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, um Effizienzen zu steigern, Kosten zu senken und die Produktivität zu erhöhen. Allerdings entfalten viele Auto-matisierungsprojekte nicht ihr volles Potenzial. Die größte Hürde ist dabei oft eine komplexe und heterogene IT-Landschaft. Es gilt zum einen, die Herausforderungen bei der Automatisierung zu erkennen, und zum anderen, Schritte aufzuzeigen, wie die Verknüpfung von technischer Integration und Prozesssicht Unternehmen zum Erfolg führen kann.
Ein wesentlicher Aspekt in der Automatisierung von Prozessen ist die Integration und automatische Verarbeitung von Daten, Applikationen und Systemen. Viele Unternehmen haben historisch gewachsene und sehr komplexe IT-Landschaften, die allerdings nur schwer zu integrieren sind. Ältere Applikationen sind oft monolithisch beziehungsweise als geschlossene Systeme aufgebaut, die nicht für Integration gebaut wurden und über keine standardisierten Schnittstellen verfügen. Diese können daher nicht oder nur mit sehr großem Aufwand an individuelle Anforderungen und Prozesse angepasst werden. An diesem Punkt setzen Integrationsplattformen an. Sie bieten die Möglichkeit, Integrationen zu entwickeln, um Daten zusammenzuführen, Applikationen miteinander zu verknüpfen und technische Workflows zu automatisieren.
Geschäftsprozesse beinhalten jedoch in der Regel eine Vielzahl von Schritten, Entscheidungspunkten und Ausnahmen. Um das bestmögliche Potenzial einer Automatisierung zu entfalten, braucht es ein gutes Verständnis dieser Prozessschritte. In der Praxis ist dieses Verständnis jedoch oft nicht vorhanden und es existiert nur eine unzureichende Dokumentation der bestehenden Geschäftsprozesse.
Bestehende Geschäftsprozesse werden unzureichend dokumentiert
Integrationsplattformen unterstützen dabei nicht optimal, da deren Fokus auf der technischen Lösung der Integration und nicht auf der Optimierung des Prozesses liegt. Dadurch wird es schwierig, die Automatisierung so zu gestalten, dass sie den tatsächlichen Geschäftsanforderungen entspricht und diese auch positiv beeinflussen kann.
Hinzu kommt oft eine unterschiedliche Sichtweise auf Automatisierungsprojekte und mangelnde Kooperation zwischen den beteiligten Bereichen im Unternehmen. Die Fachbereiche denken in Prozessen und sind in erster Linie an der Optimierung von Geschäftskennzahlen interessiert. IT-Abteilungen tragen die Verantwortung für die technische Integration und die Stabilität, Komplexität und Sicherheit der IT-Landschaft. Die verschiedenen Blickwinkel und Ziele führen zu Missverständnissen, mangelnder Kooperation und letztendlich zu Verzögerungen, erhöhtem Zeitaufwand oder suboptimalen Ergebnissen in der Automatisierung.
In Automatisierungsprojekten oft vernachlässigt wird die fortlaufende Analyse und Optimierung von Prozessen. Dadurch werden über die Zeit auftretende Schwachstellen, Ineffizienzen oder Lücken in automatisierten Prozessen nicht identifiziert und behoben. Zum anderen sind Prozesse in den seltensten Fällen statisch. Vielmehr entwickeln sie sich dynamisch über die Zeit, da sich beispielsweise Produkte, Geschäftsmodelle, Märkte, Kundenanforderungen oder Mitarbeitende ändern.

Der Schlüssel zum Erfolg: Prozess und Integration vereinen
Um diesen Herausforderungen zu begegnen und Automatisierungsprojekte erfolgreich zu gestalten, ist es essenziell, einen ganzheitlichen Ansatz zu wählen, der in optimaler Weise die Prozess- und Integrationssicht vereint. In der Praxis hat sich dabei ein iteratives Vorgehen bewährt, das neben Design, Implementierung und Ausführung der Prozesse eine kontinuierliche Analyse der Automatisierung beinhaltet und weiterfolgende Optimierungen im Prozess und der Integration ermöglicht. Dadurch kann eine Prozessautomatisierung
erreicht werden, die optimal die Bedürfnisse des Unternehmens (beispielsweise Effizienz, Kostenreduktion, Produktivität) unterstützt.
Automatisierungspotenziale optimal umsetzen
Wurde ein Automatisierungspotenzial identifiziert, unterteilt sich das Vorgehen in verschiedene Schritte: Zunächst wird der zu automatisierende Idealprozess modelliert, dann wird die entsprechende Integrationslogik für den Prozess implementiert. Während der produktiven Ausführung des Prozesses wird dieser kontinuierlich überwacht und analysiert, sowohl auf Ebene der einzelnen Prozessinstanzen als auch in der Gesamtbetrachtung des Prozesses. Basierend auf diesen Analysen kann der Prozess, falls notwendig, angepasst und optimiert werden.
Mit Process iPaaS (Integration Platform as a Service) gibt es eine Technologieplattform, die dieses Vorgehen optimal unterstützt. Eine Process iPaaS kombiniert Prozessdesign, Implementierung von Integrationen, Schnittstellen (APIs) und User Interfaces (UIs) sowie die Ausführung und Analyse von Prozessen nahtlos in einer Lösung. Das bietet eine Reihe von Vorteilen.
Durch Integration wertschöpfende Prozesse Ende-zu-Ende automatisieren
Selbst komplexeste Geschäftsprozesse können auf diese Weise modelliert und automatisiert werden. Durch umfangreiche Integrationsfunktionalitäten lassen sich wertschöpfende Prozesse Ende-zu-Ende automatisieren, auch in komplexen und heterogenen IT-Landschaften und über System- und Unternehmensgrenzen hinweg. Die Integrationslogik wird dabei direkt mit der Prozesslogik verknüpft, wodurch die Integrationen optimal auf den Prozess abgestimmt sind. Das Prozessmodell dient als Grundlage für die Kooperation von IT und Fachbereich und fördert somit das gemeinsame Verständnis des Prozesses. Dieses Zusammenspiel führt zu schnelleren und effizienteren Ergebnissen.
Durch kontinuierliche Analyse der ausgeführten Prozesse mithilfe von Process Mining (eine datenbasierte Rekonstruktion und Auswertung von Geschäftsprozessen) werden weiterführende Optimierungsmöglichkeiten im Prozess und der Integrationslogik transparent dargestellt. Anschließend können datengestützte Entscheidungen über nötige Verbesserungen getroffen werden. Unternehmen können somit erreichen, dass ihre Integrations- und Automatisierungsinitiativen langfristig und fortlaufend zum Geschäftserfolg beitragen.