„Diese Nanopayment Lösung ist für Verlage der Mittelweg zwischen einem werbefinanzierten und dem Abo Modell“
Im Gespräch mit Meinhard Benn, SatoshiPay GmbH
Kurz und bündig
SatoshiPay bietet eine Plattform, die es Content Anbietern ermöglicht, Nutzern Geldbeträge bis zum Bruchteil eines Cents zu berechnen, um Zugang zu online verfügbaren Inhalten zu erhalten. Bei diesem sogenannten Nanopayment erfolgt die Bezahlung einzelner Inhalte über ein vorher aufgeladenes Konto, und zwar im gleichen Schritt wie der Download des Inhalts. Dahinter liegt die Blockchain-Technologie als Mittelstück des Prozesses, für die globale Übermittlung der Beträge über Kontinente und Währungssysteme hinweg. Die Ein- und Auszahlung durch die Geschäftspartner erfolgt ganz konventionell über gesetzliche Zahlungsmittel.
Wer wirklich wert- und gehaltvolle Informationen aus dem Netz herunterladen möchte, trifft zunehmen auf Paywalls, die den Download nur gegen Bezahlung zulassen. Viele Leistungen wären eigentlich über Cent-Beträge zu erwerben, wären passende Instrumente für dieses Nanopayment verfügbar. Mit Hilfe der Blockchain-Technologie erobert SatoshiPay derzeit genau diesen Markt. Über das Businessmodell dieses Start-up – ein Bezahlsystem, das sowohl für traditionelle Zahlungsmittel als auch für Kryptowährungen kompatibel ist – und die dahinterliegende Technologie haben wir mit dem Gründer und CEO Meinhard Benn gesprochen.
IM+io: Herr Benn, welches Businessmodell verfolgen Sie mit SatoshiPay?
MB: Das Geschäftsmodell ist ein B2B2C Modell. Das heißt, wir liefern für unsere Geschäftskunden, die hauptsächlich im Verlagsbereich unterwegs sind, ein Userinterface, über das man Content herunterladen und im gleichen Schritt bezahlen kann. Wir nehmen dafür eine 10 prozentige Gebühr vom Publisher, für den Endkunden fallen keine Gebühren an. Auch wenn wir auf der Basis der Blockchain- Technologie arbeiten, müssen wir den Menschen, die keine Kryptowährung haben – und das ist ja im Moment noch die große Mehrheit – eine Möglichkeit geben, einfach in dieses Ökosystem zu kommen. Daher bieten wir den Zugang über herkömmliche Zahlungsmethoden. Kreditkarte und Paypal sind beide bei uns einsetzbar, um eine einmalige Aufladung vorzunehmen. Der Endanwender sichert sich so ein Guthaben, das dann wieder in Kleinstbeträgen ausgegeben werden kann. Bei den Nanopayment Vorgängen fallen für ihn aber keine weiteren Gebühren ein, es müssen auch keine Kartendaten oder Ähnliches eingegeben werden. Mit einem Klick wird durch das Abrufen des Dokuments auch gleichzeitig bezahlt, das erfolgt in Sekundenschnelle. Das Prepaid Konto garantiert dem Kunden zudem die absolute Kostenkontrolle.
IM+io: Gibt es denn für dieses Nanopayment schon einen Markt?
MB: Definitiv ja. Es gibt bereits Anbieter, die arbeiten etwa für Spiegel Online, wo für 39 Cent ausgewählte Artikel angeboten werden. Wir aber finden, dass 39 Cent noch ein bisschen hoch sind, wir würden gerne niedrigere Preise ermöglichen. Zum Beispiel, um dafür zu bezahlen, dass man eine 15 Sekunden Zwangswerbeeinblendung auf einer Website überspringen kann. Der Content Anbieter, der seine Inhalte ja finanzieren muss, kann hier das Nanopayment als Alternative anbieten. Publisher müssen auch überlegen, was sie den zunehmend eingesetzten Adblockern entgegenhalten wollen. Unsere Nanopayment Lösung ist für Verlage ein Mittelweg zwischen einem rein werbefinanzierten und dem Abo Modell. Es gibt relativ wenige Nutzer, die sich auf ein Abo einlassen, aber sie haben trotzdem eine generelle Zahlungsbereitschaft. Da kommt Nanopayment ins Spiel. Wenn man ihnen die Möglichkeit bietet, das Äquivalent einer Werbeeinblendung, nämlich 2 bis 3 Cent, zu zahlen, dann ist das ein Weg, der Akzeptanz findet. Bislang gibt es aber für diese kleinen Summen kein System – da kommt SatoshiPay dann zum Zug.
IM+io: Gibt es bereits Kunden oder sind Sie noch in der Pilotphase?
MB: Wir sind in einer Übergangsphase und haben jetzt zwei Jahre Forschung und Entwicklung hinter uns gebracht. Diese Phase haben wir zwar noch nicht abgeschlossen, wir sind aber im Dezember 2017 an einem großen Meilenstein angekommen. Wir haben unser System live geschaltet mit einem skalierbaren Blockchain System, das zuverlässig funktioniert. Wir sprechen damit jetzt aktiv Kunden aus dem Publishing Bereich an. Das bringt auch schon erste Resultate, wir haben einen unterschriebenen Vertrag, andere stehen kurz vor der Unterschrift. Da geht es um die erwähnten Alternativprodukte zu Werbeeinnahmen. Das Interesse ist dabei tatsächlich branchenübergreifend, wobei die Technologiebranche am empfänglichsten dafür ist, sich dem Thema über die Blockchain anzunähern. Gleichzeitig ist dort die Zahlungsbereitschaft der Leserschaft relativ hoch.
IM+io: Welche Rolle genau spielt die Blockchain- Technologie bei Ihrem Angebot?
MB: Die spielt eine sehr zentrale Rolle. Die Idee liegt aber darin, die technische Komplexität des Prozesses sowohl von den Publishern und auch den Endkunden fernzuhalten. Für diese soll der gesamte Vorgang am Ende nur günstiger, schneller und anwenderfreundlicher sein. Das ist uns auf der Basis der Blockchain gelungen, wo wir dem Endanwender die Möglichkeit geben, sein Konto mit Zahlungsmethoden aufzuladen, die er kennt, um dann sein Guthaben nach und nach über Content Tokens auszugeben. Der Publisher erhält diese Content Tokens, bekommt dann aber von uns eine klassische Banküberweisung – es sei denn, er wünscht explizit eine Blockchain Überweisung. Grundsätzlich aber tauschen wir die Tokens in gesetzliche Zahlungsmittel, also Euro, Dollar oder Ähnliches um. So erhält der Publisher eine Währung, mit der auch sein Accounting Department zurechtkommt. Das Mittelstück des Prozesses, also die globale Übermittlung von Kleinstbeträgen über Kontinente und Währungssysteme hinweg, erfolgt über die Blockchain. Wir haben uns vor kurzem entschieden, nicht mehr auf den volatilen Bitcoin sondern auf das Stellar Netzwerk zu setzen. Stellar ist ein Netzwerk zwischen verschiedenen Banken, zwischen verschiedenen Zahlungssystemen und auch verschiedenen Blockchain- und Echtgeld- Währungen. Wir werden also künftig keine Blockchain Token einsetzen, die im Wert manchmal am Tag 20-30 Prozent variieren, sondern einen Euro Token anbieten, der immer den Wert 1 EUR oder 1 Euro Cent behält und nicht der Volatilität der Krypto-Währungen unterliegt. Das Ganze wird aber auf der Blockchain übertragen. Die Wertstabilität der Euro Token garantiert uns eine Bank in Frankreich, die mit einer eMoney Licence reguliert ist und uns diese Tokens auf der Stallar Blockchain zur Verfügung stellt. So entsteht ein hybrider Prozess, der die Blockchain mit ihrer einfachen und schnellen Übertragung und eine stabile Währung im Sinne der User verbindet.
IM+io: Sehen Sie sich dann dauerhaft als Unternehmer bei SatoshiPay oder kann es auch sein, dass Sie das Unternehmen nach ein paar Jahren nicht mehr interessiert und ein neues Start-up Projekt lockt?
MB: SatoshiPay ist bereits jetzt bei weitem das Größte, das ich jemals gegründet habe, und wir stehen gerade erst am Anfang von dem, was wir erreichen können. Jetzt, wo das Team mit wirklichen Experten ausgestattet ist, wird es erst richtig spannend. Das „Baby“ möchte ich jetzt auch groß ziehen. Ich glaube aber, dass wir irgendwann an einen Punkt kommen, wo nur noch Wachstum gefragt ist, dann wird es weniger spannend. Da würde ich mich dann lieber eher an ein neues Produkt oder ein neues Projekt heranwagen wollen, gerne aber unter dem Unternehmensdach von SatoshiPay. Ich möchte auf jeden Fall dabei sein, wenn wir den Weg nach oben gehen, denn wir haben das Potenzial, in der Liga der ganz Großen wie Paypal mitzuspielen. Wir im Team sind alle von der Idee getrieben, etwas Großes zu schaffen, und das steht im Mittelpunkt aller Planungen und Aktivitäten.
IM+io: Wo sehen Sie bei all diesen Ambitionen die Zukunft des Unternehmens?
MB: Das Ziel ist, eine breite Infrastrukturfirma für Kleinstzahlungen aufzubauen. Dabei muss es gar nicht bei Kleinstzahlungen bleiben, unser Portfolio kann dann durchaus Bezahlung per Blockchain in jeder Größenordnung umfassen. Bei der Kleinstzahlung ist allerdings die Lücke am schärfsten, dort ist Bedarf, dort sind wir einmalig. 2025 Jahren sollten wir durchaus auf eine Größe von 100 Mitarbeitern + x gewachsen sein, als Unternehmen das weltweit operiert. Wir wollen bis dahin eine echte Marke werden, ein Unternehmen, an das man sofort denkt, wenn man über Bezahlsysteme und Blockchain nachdenkt. Dabei muss es übrigens langfristig nicht nur um Content gehen, der bezahlt werden muss. Unsere Plattform kann ja auch als API, also als Anwendungsprogrammierschnittstelle, für andere Parteien zur Verfügung stehen. Damit kann man Systeme für IoT umsetzen, auch andere in-app oder in-game Währungen über unsere Plattform abwickeln oder Ähnliches. Die Transaktion kann auch in beide Richtungen gehen, im Fall der Webbranche könnte das großen Sinn machen. Mancher verdient im Web viele kleinere Geldbeträge, indem er etwa für einen Euro bei einer Umfrage mitmacht. Diesen Gegenwert erhielte er dann als Aufladung für sein Konto und könnte so wieder Content herunterladen, der von diesem Konto bezahlt wird. Man kann auch im Web mit Microwork Geld verdienen und das über unsere Plattform einsammeln, um sich dann das Geld wieder auszahlen zu lassen. Das ist durchaus ein Modell für Entwicklungsländer, da kann der Einzelne Geld durch Clickwork erwerben und sich auszahlen lassen – das ist besonders dort wichtig, wo es keine verlässlichen Banken und Kontoführungen gibt.