Im Groove des Jazzomaten:
Improvisation im Suchfenster
Martin Pfleiderer, Klaus Frieler, HfM Weimar im Gespräch mit Milena Milivojevic, IM+io

(Titelbild: © AdobStock | 1097910167 | Gali )
Kurz und Bündig
Das Jazzomat Research Project hat eine frei zugängliche Datenbank mit rund 450 manuell transkribierten und annotierten Improvisationssoli aus hundert Jahren Jazzgeschichte aufgebaut. Eine Analyse-Software bietet unzählige Möglichkeiten der vergleichenden statistischen Auswertung dieser Soli, beispielsweise hinsichtlich der gespielten Tonhöhen und –dauern oder der verwendeten melodischen Muster (Patterns). Zusätzlich wurden über tausend Jazzsoli mit Ansätzen des maschinellen Lernens automatisiert transkribiert. Auf dieser Datengrundlage lassen sich präzise, empirisch fundierte Beschreibungen von Jazzstilen und Personalstilen erstellen, und es ergeben sich neue Erkenntnisse zur Psychologie des Improvisierens. Außerdem kann mit anwendungsfreundlichen Webtools beliebig nach melodischen Patterns und deren Variationen gesucht werden.
Mitten im Fluss der Musik tauchen Finger in rasender Geschwindigkeit über die Tasten, Saxofontöne tanzen, und niemand weiß genau, was als Nächstes passiert. Improvisation im Jazz ist Faszination, Rätsel und Handwerk zugleich. Doch wie erkennt man, was dahintersteckt? Wie lassen sich die Bausteine der Kreativität fassen, wenn jeder Ton spontan entsteht? Und was kann moderne Technologie über das musikalische Denken verraten, das sonst im Verborgenen bleibt?