Transparenz für eine leistungsfähige und starke Zukunft
Christian Poch, Scheer GmbH
In Zeiten einer ständig wachsenden und schnelllebigen Globalisierung ist die Herkunft von Waren für Endverbraucher, Zwischenhändler und Behörden aufgrund internationaler Produktions- und Logistikwege nicht immer klar nachvollziehbar. Insbesondere für Unternehmen, die in stark regulierten Märkten agieren, wird Prozesstransparenz aufgrund steigender rechtlicher Anforderungen zunehmend wichtiger. Beispielhaft für stark regulierte Märkte sind Produzenten aus der Lebensmittel-, Getränke-, Genussmittel- (Tabak und alkoholische Getränke), pharmazeutischen- oder holzverarbeitenden Industrie.
Die Prozessexperten der Scheer GmbH haben einen Abgleich der unterschiedlichen branchenspezifischen Rechtsgrundlagen gemacht. Die Compliance innerhalb von Unternehmen zu stärken beziehungsweise den Umgang mit Regularien zu vereinfachen resultierte daraus. Ziel dieser Analyse war es Gemeinsamkeiten innerhalb der unterschiedlichen Branchen zu identifizieren, um eine generelle Lösung für den Umgang mit Regularien zu entwickeln.
Als signifikante Gemeinsamkeit der unterschiedlichen Rechtsgrundlagen konnte die Forderung des Gesetzgebers nach mehr Transparenz über die Produktions- uns Logistikprozesse identifiziert werden. Auf Basis der erhobenen Informationen konnten folgende konkrete Anwendungsfälle (Use-Cases), die im Zusammenhang mit einer transparenten Produktions- und Logistikwertschöpfungskette stehen, herausgearbeitet werden:
- Echtheitszertifizierung von Produkten
- Reduzierung nicht autorisierter Geschäfte
- Personalisiertes Marketing
- Personalisierte Produktion
„Echtheitszertifizierung von Produkten“ basiert auf der EU Richtlinie 2011/62/EU, die auch als „Arzneimittelfälschungsrichtlinie“ bekannt ist. Die EU-Kommission möchte mit dieser Richtlinie der Überschwemmung des Medikamentenmarktes mit Plagiaten entgegenwirken, beziehungsweise dem Abrechnungsbetrug mit „echten“ Medikamenten vorbeugen. Mit diesem Ziel vor Augen, hat die EU-Kommission erkannt, dass im Rahmen der digitalen Transformation von Unternehmen Verkaufseinheiten serialisiert und die Informationen in einer Datenbank nachgehalten werden können.
Dieses vom Gesetzgeber für die pharmazeutische Industrie festgelegte Vorgehen lässt sich nun auch auf andere Branchen adaptieren, um die Echtheit von Produkten gegenüber Kunden oder Behörden nachzuweisen.
Herausforderung durch Plagiate
Insbesondere Hersteller von Luxusgütern, Genussmitteln oder Kosmetikartikeln sind häufig mit Plagiaten konfrontiert. Kunden oder Endverbraucher solcher Waren können nicht mehr sicher sein, das gewünschte Produkt eines bestimmten Herstellers zu einer vom Hersteller definierten Qualität nach dem Kauf tatsächlich in den Händen zu halten. Die Produktserialisierung sowie das Tracking von Produktions- und Logistikwegen können helfen, dass der Kunde die Echtheit des Produktes einfacher erkennt. Das könnte eine erhöhte Kundenbindung bewirken.
Die Minderung nicht autorisierter Geschäfte ist ebenfalls auf behördliche Anforderungen zurückzuführen. Auch hier haben Behörden entschieden, unautorisierten Geschäften (z.B. Parallelimporte und Grauimporte) durch eine Produktserialisierung entgegenzuwirken. Die Schaffung transparenter Produktions- und Lieferketten vereinfacht es Regierungen, nicht autorisierte Importe einfacher zu identifizieren und diesen unautorisierten Geschäften entgegenzuwirken.
Neben den eben bereits durch Regularien entstandenen Use-Cases, birgt die Schaffung von Transparenz über die gesamte Wertschöpfungskette jedoch noch weitere Potenziale für Unternehmen. Insbesondere bei Märkten mit heterogenen Händlerstrukturen ist für produzierende Unternehmen der Weg des Produktes zum Endkunden nicht immer transparent nachvollziehbar. Dieses fehlende Wissen erschwert es den Unternehmen, Endkunden noch gezielter anzusprechen, bessere Produkte zu entwickeln und ein für den Endkunden zugeschnittenes, personalisiertes Marketing aufzusetzen.
Je mehr Informationen für Marketingzwecke erhoben werden können, desto größer sind die Mehrwerte, die auf Basis dieser Daten geschaffen werden können. Der Einsatz von smarten, mobilen Lösungen ermöglicht es beispielsweise, gezielt Informationen über Zielgruppen zu gewinnen, oder ein aktives Feedback von Kunden zu erhalten. Auf Basis dieser Informationen kann das Unternehmen zukünftig seine Produkte und Dienstleistungen noch zielorientierter entwickeln und Bestandskunden im Rahmen von Marketingkampagnen gezielt auf bestehende Produkte und Dienstleistungen aufmerksam machen.
Insbesondere Betreiber sozialer Netzwerke haben diesen Zukunftstrend bereits heute erkannt und erste Geschäftsmodelle etabliert.
Ein weiterer Mega-Trend der heutigen Zeit ist die gezielte Herstellung von Produkten, die individuell auf die Kundenwünsche ausgerichtet sind. Viele Unternehmen haben erkannt, dass mit einem speziell auf den Kunden zugeschnittenen Produkt ein signifikanter Wettbewerbsvorteil einhergeht, und positionieren sich mit diesem USP (unique selling proposition) äußerst erfolgreich im Markt. Auch in einigen Bereichen der pharmazeutischen Industrie (z.B. Krebstherapie) ist eine Personalisierte Produktion bereits State of the Art. In diesem Zusammenhang zielt der Einsatz einer personalisierten Produktion darauf ab, Wirkstoffe optimal für die Belange der Patienten zusammenzustellen