Per Online-Service zum Festpreistraumhaus
Im Gespräch mit Sebastian Doppelhammer, popularc
Unternehmensprofil
popularc ist der erste deutschsprachige Online-Marktplatz für Architektur- und Hausbauwettbewerbe und vereinfacht den Weg zum eigenen Traumhaus. Gegründet wurde die Plattform 2017 von den beiden Münchnern Sebastian Doppelhammer und Peter Kaufmann. Mittlerweile arbeitet ein vierköpfiges Team an der Optimierung der digitalen Services. Das Ziel: maximale Transparenz für die Bauherren – bereits in der Entwurfsphase – und individuelle Einfamilienhäuser zu einem überschaubaren Fixpreis.
Die Digitalisierung der Baubranche wird o auf das digitale Zeichnen von Bauplänen mit Computer-Aided Design (CAD) reduziert. Dabei hat sich auch im Bauwesen einiges getan: Building Information Modeling (BIM) digitalisiert gesamte Bauprozesse und erste Start-ups revolutionieren die Branche. Das „Proptech“ Popularc zum Beispiel, verbindet Bauherren, Architekten und Baupartner mithilfe einer digitalen Plattform und bietet digitale Services rund um die Traumhausplanung an. Das Ziel: mehr architektonische Qualität für Einfamilienhäuser und ein abwechslungsreiches Stadtbild.
IM+io: Herr Doppelhammer, welchen Herausforderungen stehen die Akteure der Baubranche heute gegenüber?
SD: Durch die Digitalisierung wird das Bauen für den Endkunden einfacher: Digitale 3D-Pläne übersetzen die Sprache des Architekten. Im Idealfall kann der Bauherr bereits in der Entwurfsphase per Virtual Reality (VR) einen Rundgang durch das geplante Gebäude machen. All diese neuen Technologien bergen ein großes Potenzial für neue Geschäftsmodelle und Innovationen im Baugewerbe. Leider sind jedoch viele digitale Anwendungsbeispiele in der Praxis noch Zukunftsmusik. Obwohl die Technologien zur Verfügung stehen, ist der Anteil an Architekten, der mit modernen 3D-Zeichnungen und BIM-Anwendungen arbeitet, immer noch sehr gering. Es fehlt an ausgebildetem Fachpersonal. Die deutsche Baubranche hat die Digitalisierung verschlafen und steht jetzt vor der großen Herausforderung das Verpasste aufzuholen.
IM+io: Was ist die Idee von Popularc und wie funktioniert die Plattform?
SD: Unser Ziel ist, den Prozess, den der Bauherr auf dem Weg zu seinem Traumhaus durchläuft, komplett auf den Kopf zu stellen. Beim klassischen Architekturbüro bekommt der Kunde einen individuellen Entwurf. Beim Fertighaushersteller bekommt er fertig designte Häuser „aus dem Katalog“. Individualität wird hier nicht sehr großgeschrieben. Wir wollen das Beste aus beiden Welten verbinden. Mit Popularc muss sich der Bauherr nicht mehr auf die Suche nach einem passenden Architekten begeben oder Fertighauskataloge wälzen, sondern erhält zu einem überschaubaren Festpreis individuelle Entwürfe seines Traumhauses – direkt auf seinen Computer oder das Smartphone. Damit kommt er viel schneller zu seinem Bauwerk und muss deutlich weniger Kompromisse eingehen – auch im Hinblick auf die Kosten.
IM+io: Und wie läuft dieser Prozess im Detail ab?
SD: Der Bauherr muss zunächst einen Online- Fragebogen ausfüllen, indem er den registrierten Architekten die Anforderungen an sein Traumhaus mitteilt. Mithilfe einer Bildergalerie können die Nutzer ihre favorisierten Baustile, wie „Holz und Beton“, „Fachwerk“ oder „Holzhaus mit Flachdach“, auswählen. Auch Angaben zum Grundstück, der Anzahl der gewünschten Stockwerke, oder individuelle Dokumente und Fotos können bequem per Formular übermittelt werden. Danach erhält der Bauherr ein individuelles Beratungsgespräch mit einer groben Kosteneinschätzung für das gesamte Bauprojekt. Für die Umsetzung der Entwurfsphase kann er zwischen drei Preismodellen wählen, die sich unter anderem an der Anzahl der Entwürfe und der Erfahrung der ausführenden Architekten orientieren. Nach der kompletten Übermittlung aller Daten startet nun der „Architektur- und Hausbauwettbewerb“. Innerhalb kurzer Zeit erhält der Bauherr mindestens drei bis sechs Entwürfe für sein Traumhaus. Das Preisgeld, welches er im Rahmen des zuvor ausgewählten Paketes für den Wettbewerb bezahlen muss, wird unter den ersten drei Wettbewerbsgewinnern aufgeteilt. Gleich im Anschluss wir der Bauherr erneut von Popularc kontaktiert und auf Wunsch mit unseren Baupartnern in Verbindung gebracht. Diese erstellen kostenlose Fixpreisangebote für die Umsetzung der Entwürfe und begleiten den Bauherrn bei der Realisierung seines Traumhauses.
IM+io: Welche Vorteile bietet das Konzept für die Architekten und Bauunternehmen?
SD: Die Plattform vereinfacht vor allem für junge Architekten – ohne einschlägige Referenzen – den Zugang zu potenziellen Auftraggebern. Aber auch für Architekten, die schon länger im Geschäftssinn, bietet die Plattform einen wichtigen Vorteil: sie haben die Möglichkeit wieder ein Teil der Branche „Einfamilienhausbau“ zu sein, welche bisher stark von der Fertighausindustrie dominiert wurde. Für unsere Baupartner, bei denen es sich in erster Linie um Systemhaushersteller handelt, bietet Popularc einen neuen, unkomplizierten und günstigen Vertriebskanal. Die Baupartner werden mit „bauwilligen“ Bauherren „gematcht“, die bereits einen fertigen Entwurf in der Tasche haben. Das sind ideale Voraussetzungen für die Umsetzung eines erfolgreichen Bauprojekts.
IM+io: Wie kam es zu der Gründung von popularc?
SD: Die Ursprungsidee entstand während meines Architekturstudiums. Im Rahmen eines Wahlfaches sollten wir uns überlegen, welchen Berufsweg man als Architekt statt einer Gründung eines „klassischen Architekturbüros“ einschlagen könnte. In diesem Zusammenhang habe ich meinen ersten Businessplan geschrieben. Damals ging es noch um eine Plattform zur Vermittlung bereits realisierter Einfamilienhäuser. Sie wurde nie umgesetzt, hat aber meine Begeisterung für digitale Geschäftsmodelle geweckt. Deshalb haben wir die Idee dann später wieder aufgegriffen. Mit popularc wollten wir den damals aufkommenden Trend der Kreativwettbewerbe im Grafikdesign auf architektonische Designprozesse übertragen. Wir haben einfach angefangen. Mittlerweile sind wir zu viert, wurden mehrfach gefördert und arbeiten parallel zu unseren eigenen Unternehmen weiter an der Optimierung und dem Wachstum der Plattform.
IM+io: Waren Sie die ersten mit dieser Idee?
SD: Auf dem deutschen Markt ist uns aktuell kein Konkurrent mit einer ähnlichen Plattform bekannt. Es gibt aber einen Anbieter in den USA und ein weiteres Unternehmen mit Ursprung in Italien.
IM+io: Wie wurde die Idee zur Plattform?
SD: Wie das so ist bei neuen Projekten, die bisher keiner umgesetzt hat, hat auch dieses Projekt viel Geduld und Ausdauer von uns gefordert. Von der ersten Idee bis zu der Plattform, wie wir sie heute sehen, sind circa vier Jahre vergangen. Besonders die technologische Umsetzung war eine große Herausforderung.
Wir kommen aus der klassischen Bauplanung, deshalb waren und sind wir in Sachen Softwareentwicklung – auch heute noch oft – auf externe Unterstützung angewiesen. Als wir Ende 2017 mit der Plattform live gegangen sind, ging es dann an die Nutzerakquise. Um die Mindestanzahl der Entwürfe für die Bauherren bereitstellen zu können, war erst einmal wichtig, genügend Architekten und Baupartner für die Plattform zu begeistern. Das ist uns Gott sei Dank relativ schnell gelungen und wir konnten mit den ersten Projekten starten.
IM+io: Wohin soll sich popularc langfristig entwickeln?
SD: Auch wenn sich alles bislang sehr gut entwickelt hat, sehen wir uns nach wie vor als Start-up. In der Zukunft soll popularc der Marktplatz für den Einfamilienhausbau mit Anspruch werden. Um das zu erreichen arbeiten wir derzeit vor allem an der Gewinnung weiterer Bauherren. Außerdem möchten wir den Planungsprozess bis hin zur Produktion komplett digital abbilden. Hier wird BIM eine große Rolle spielen. Bislang stellen wir es den Architekten noch frei, ob sie Ihre Entwürfe als 2D- oder 3D-Pläne übermitteln. Künftig sollen spezielle 3D-Modelle zum Standard werden, die der Kunde mithilfe seines Smartphones und einer einfachen VR-Brille auf Knopfdruck betrachten kann. So erhält er bereits vor der Grundsteinlegung einen realistischen Eindruck von seinem Traumhaus.
IM+io: Und wohin wird sich die Baubranche entwickeln?
SD: Der Druck in der Baubranche wird steigen. Immer mehr Bauherren werden digitale Services wie virtuelle Rundgänge voraussetzen. Und dann stehen auch schon gleich Anwendungsfälle aus dem 3D-Druck oder aus der Robotik auf dem Plan. Hier sind alle Akteure des Bauwesens gefragt, schnell zu reagieren und das Verpasste aufzuholen.