Hauptsach gudd vernetzt:
Die Innovationsagenda des Saarlandes
Jürgen Barke, Wirtschaftsminister des Saarlandes, im Gespräch mit dem Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie (MWIDE)
( © Adobe Stock | 458277590 | eplisterra )
Kurz und Bündig
Das Saarland setzt mit der „Strategie für Forschung und Innovation 2024–2030“ auf gezielten Technologietransfer und Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Über Programme wie InnoBonus und das Zentrale Technologieprogramm Saar (ZTS) werden Forschungsaufträge und Innovationsprojekte kleiner und mittlerer Unternehmen gefördert. Ergänzt wird dies durch Investitionen von über 500 Millionen Euro in die Forschungsinfrastruktur – unter anderem am CISPA und an Fraunhofer-Instituten. Ziel ist, den Mittelstand zu stärken, neue Arbeitsplätze zu schaffen und das Saarland als innovationsgetriebenen Wirtschaftsstandort zu positionieren.
Wenn aus einer Idee in einem Labor ein Produkt wird, das den Alltag verändert, steckt oft mehr dahinter als Zufall. Es ist das Ergebnis einer Strategie, die Wissenschaft, Wirtschaft und Gründergeist verbindet. Im Saarland zeigt sich, wie konsequent dieser Weg gedacht und gegangen werden kann – von der Grundlagenforschung bis zur Produktion. Aber wie schafft man es, dass Innovation nicht nur entsteht, sondern auch bleibt?
MWIDE: Warum sind Innovationen gerade aus saarländischer Sicht so zentral für Wohlstand und Wachstum?
JB: Innovationen sind entscheidend für die Zukunftsfähigkeit des Saarlandes. Das Land befindet sich seit Jahren in einem tiefgreifenden Strukturwandel: Der Rückgang klassischer Industrien wie Stahl und Automobil zwingt Wirtschaft und Politik dazu, neue Wachstumsfelder zu erschließen – insbesondere in den Bereichen Digitalisierung, Forschung und nachhaltige Technologien. Das sichert die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft, schafft Arbeitsplätze und treibt den technologischen Wandel voran. Gerade im aktuellen Transformationsprozess müssen wir die damit verbundenen Chancen aktiv nutzen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Digitalisierung. Sie verändert Wertschöpfungsketten grundlegend – etwa durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz – und eröffnet neue Möglichkeiten für Wachstum und Beschäftigung. Das Saarland hat hier früh eine Vorreiterrolle eingenommen: Die Verbindung von Informationstechnologie und industrieller Fertigung ist eine unserer großen Stärken. Darauf bauen wir mit unserer international anerkannten Informatikforschung an Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen auf, die dem Standort weltweite Strahlkraft verleiht.
MWIDE: Was für eine Rolle spielt die Innovationsagenda der Landesregierung, um im Saarland Innovationen zu fördern und regionale Innovationsökosysteme zu stärken?
JB: Innovationen sind der Schlüssel zum Erfolg im Strukturwandel. Unser Standort ist leistungsfähig – und das soll auch so bleiben. Mit unserer „Strategie für Forschung und Innovation Saarland (2024–2030)“ unterstützen wir Wirtschaft und Wissenschaft gezielt bei ihren Innovationsaktivitäten. Gerade kleine und mittlere Unternehmen können häufig nicht selbst forschen, während es im Saarland eine Vielzahl an Forschungseinrichtungen auf Spitzenniveau gibt. Deshalb fördern wir den Transfer von Forschungsergebnissen in die Wirtschaft aktiv. Ein Beispiel ist das mit rund 630.000 Euro geförderte Projekt „Innovationsökosysteme zur Unterstützung der Governance der Strategie für Forschung und Innovation“, das vom cc-NanoBioNet e.V. koordiniert wird. Hier entsteht ein Innovationsökosystem im Bereich Pharmazie und KI, das Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Kliniken und Unternehmen miteinander vernetzt.
MWIDE: Was für Grundlagen sind notwendig, um künftig im Innovationswettlauf vorne dabei zu sein?
JB: Die aktuelle Innovationsstrategie, an der rund 100 saarländische Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Transferinstitutionen mitgewirkt haben, zeigt deutlich: Innovation und Transfer gehören untrennbar zusammen. Besonders für den Mittelstand ist es entscheidend, neue Technologien und Dienstleistungen schnell zur Marktreife zu bringen. Deshalb führen wir den strategischen Prozess gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern fort – mit einem klaren Fokus auf Forschung, Innovation und Transfer als Treiber des wirtschaftlichen Wandels. Dabei ist eine innovationsfreundliche Infrastruktur zentral. Deshalb investieren wir über eine halbe Milliarde Euro in die Forschungsinfrastruktur, etwa am CISPA – Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit, am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland und bei Fraunhofer. Damit schaffen wir über 3.000 direkte Arbeitsplätze.
MWIDE: Welche konkreten Maßnahmen ergreift die saarländische Landesregierung, um Innovationen in der saarländischen Wirtschaft zu fördern?
JB: Wir stärken gezielt unsere Technologietransfereinrichtungen – Triathlon, fitt, saaris und EastSideFab. Sie leisten mit ihren Angeboten wie Vernetzungsaktivitäten, Kooperationsanbahnung und thematischen Workshops einen großen Beitrag zu einem wirkungsvollen Transfersystem. Im Rahmen der Innovationsstrategie haben wir außerdem im Mittelstandspaket neue Förderprogramme gestartet. Sie helfen Unternehmen, innovative Produkte und Dienstleistungen schneller zu entwickeln, auf Marktentwicklungen zu reagieren, und unterstützen zugleich Forschungseinrichtungen. Dafür stellen wir rund 60 Millionen Euro bereit. Ein wichtiger Schritt ist auch die Umstellung auf Pauschalförderungen und die vollständige Digitalisierung des gesamten zukünftigen Fördermanagements.
MWIDE: Welche innovationspolitische Stoßrichtung verfolgt das neue Programm InnoBonus?
JB: Mit dem neuen Förderprogramm InnoBonus unterstützen wir den Technologietransfer von der Forschung in die Wirtschaft mit insgesamt 10 Millionen Euro. Unser Ziel ist es, insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen im Saarland die Umsetzung ihrer Innovationsvorhaben zu erleichtern. Das Saarland verfügt über eine starke Forschungslandschaft und exzellente Hochschulen – dieses Potenzial wollen wir heben. Oft sind es gerade kleine Innovationsschritte, die Wachstum und neue Arbeitsplätze schaffen. Gefördert werden deshalb Forschungsaufträge saarländischer KMU an Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. InnoBonus ergänzt damit bestehende Förderangebote wie das Zentrale Technologieprogramm Saar (ZTS).
MWIDE: Und wie funktioniert das Zentrale Technologieprogramm Saar (ZTS)?
JB: Das Zentrale Technologieprogramm Saar fördert Projekte zur Prozess- und Produktinnovation. Es trägt damit dazu bei, den Strukturwandel zu beschleunigen und das Innovationspotenzial der saarländischen Wirtschaft zu stärken. Unterstützt werden Forschungs- und Entwicklungsvorhaben von Unternehmen mit einer Betriebsstätte oder Niederlassung im Saarland. Das Programm ist branchenoffen und orientiert sich an den Schwerpunkten der „Strategie für Forschung und Innovation Saarland (2024–2030)“. Förderfähig sind Personalkosten, die über ein Modell vereinfachter Kostenoptionen abgerechnet werden. Auf die Personalkostenpauschale wird eine Restkostenpauschale gewährt, die alle übrigen förderfähigen direkten und indirekten Kosten abdeckt. Die Projekte laufen in der Regel drei Jahre. Für das ZTS stehen derzeit 17 Millionen Euro Fördermittel bereit.
MWIDE: Wie tragen Sie dazu bei, neue Räume für Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu schaffen?
JB: Mit dem Innovation Center auf dem Campus der Universität des Saarlandes schaffen wir ideale Bedingungen für den Austausch zwischen Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Dort können Studierende, Forschende, Gründungsinteressierte, Start-ups und Unternehmen gemeinsam Ideen entwickeln und umsetzen – ein zentraler Baustein für den Transformationsprozess im Saarland.
Seit 2024 fördern wir zudem das Projekt Saar-Inkubator mit 10 Millionen Euro aus dem Transformationsfonds. Der Transformationsfonds ist ein Finanzierungsinstrument des Saarlandes, das gezielt Projekte unterstützt, die den wirtschaftlichen und technologischen Wandel im Land voranbringen sollen – etwa in Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder Bildung. Damit haben wir auch zum Erfolg im bundesweiten Leuchtturmwettbewerb „Startup Factories“ beigetragen: Das überregionale Konsortium Southwest X – The Bridge to Innovation erhält insgesamt 22,5 Millionen Euro, davon bis zu 10 Millionen Bundesmittel und 12,5 Millionen private Mittel. Ziel ist es, den Wissenstransfer aus der Forschung in die Wirtschaft deutlich zu beschleunigen und Gründerteams auf ihrem Weg zu innovativen Unternehmen zu begleiten.







