Drei Petrischalen mit kultivierten Fleischproben, die in einer Reihe auf blauem Hintergrund angeordnet sind, veranschaulichen Fortschritte in der sauberen Proteintechnologie und der Lebensmittelnachhaltigkeit.

Kultiviert statt geschlachtet: Fleischproduktion jenseits der Weide

Malte Tiburcy, MyriaMeat im Gespräch mit Milena Milivojevic, IM+io
MyriaMeat wurde 2022 gegründet, um echtes Fleisch ohne Tierhaltung zu erzeugen – mithilfe von Tissue Engineering auf Basis pluripotenter Stammzellen. Die Technologie stammt aus der Universitätsmedizin Göttingen und ermöglicht die naturgetreue Nachbildung von Muskelgewebe. Der Herstellungsprozess orientiert sich am natürlichen Muskelwachstum, inklusive mechanischer Belastung zur Reifung. Anders als pflanzliche Alternativen handelt es sich bei dem Endprodukt um echtes Fleisch – nur eben ohne Schlachtung. Langfristig soll kultiviertes Fleisch eine nachhaltige Ergänzung zur klassischen Tierhaltung werden.

Landschaft, leuchtende Mikroorganismen, die komplizierte Muster bilden, magische biolumineszierende Bakterien in einem winzigen Universum

Futter aus dem Ferment: Der Weg vom Bakterienstamm zum Proteinpulver

Julian Schildknecht, MicroHarvest im Gespräch mit Milena Milivojevic, IM+io
MicroHarvest will eine globale Proteinlücke schließen – nachhaltig, effizient und skalierbar. Die Idee: Mikroorganismen liefern durch Fermentation ein hochqualitatives Proteinpulver mit über 60 % Proteingehalt. Der gesamte Prozess dauert nur 24 Stunden, ist ressourcenschonend und verzichtet auf Gentechnik. Im Vergleich zu Fleisch oder Soja verbraucht die Produktion deutlich weniger CO₂ und Wasser. Aktuell liegt der Fokus auf Tiernahrung, doch auch der Markteintritt in die menschliche Ernährung ist bereits in Planung.

Digitaler Zwilling eines Patienten mit Lymphom, der den Krankheitsverlauf detailliert zeigt, Lymphom, digitale Zwillingstechnologie in der Krebsbehandlung

Was wäre, wenn…: Szenarien der Zelltherapie digital durchgespielt

Ulrike Weirauch, Christoph Kämpf, Kristin Reiche, Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI
Adoptive zelluläre Immuntherapien wie die CAR-T-Zelltherapie eröffnen neue Wege in der Krebsbehandlung, stoßen jedoch auf Herausforderungen bei Wirksamkeit und Nebenwirkungen. Virtuelle Zwillinge (VTs) können helfen, patient:innenindividuelle Therapieverläufe vorherzusagen und die Wirkung der Therapie zu optimieren. Dafür kombinieren sie verschiedene Digitale Zwillinge biologischer Systeme und integrieren hochdimensionale Daten wie Multi-Omics-Profile und klinische Verlaufsdaten. Die Modellierung biologischer Wechselwirkungen über In-silico-Methoden und KI ermöglicht eine präzisere Therapiewahl sowie frühzeitiges Erkennen von Risiken. Voraussetzung dafür ist eine hohe Interoperabilität der Systeme und die Einhaltung regulatorischer Standards zur Sicherung von Qualität und Vertrauen.

Illustration: Fortgeschrittene Isometrie für Systemmarketing

Code statt Klemmbrett: Wie Prozesse intelligent wachsen

Ralf Schmidt, Scheer GmbH
Die Biotechnologiebranche steht unter wachsendem Druck – von regulatorischen Anforderungen über Nachhaltigkeitsziele bis hin zur Notwendigkeit schneller Innovation. Historisch gewachsene IT-Strukturen mit papierbasierten Prozessen bremsen jedoch oft den Fortschritt. Moderne SAP-Lösungen wie S/4HANA, BTP oder Digital Manufacturing schaffen die Grundlage für durchgängig digitale, integrierte Prozesse. Sie ermöglichen Echtzeitdatenverarbeitung, KI-gestützte Analysen und eine nahtlose Integration von Labor und Produktion. So wird aus isolierten Insellösungen ein vernetztes Ökosystem, das Effizienz, Compliance und Innovationsfähigkeit gleichzeitig stärkt.

BERRY Smart – Geerntet mit System

Hannah Louise Brown, Organifarms im Gespräch mit Milena Milivojevic, IM+io
Organifarms ist ein Start-up aus Konstanz, das mit dem Ernte-Roboter BERRY die Landwirtschaft automatisiert und den Personalmangel in Gewächshäusern adressiert. Die Idee entstand 2019 auf einem Hackathon, aus dem Wunsch heraus, technologische Lösungen für drängende Probleme der Landwirtschaft zu finden. BERRY erkennt reife Erdbeeren mithilfe von Künstlicher Intelligenz, erntet sie vorsichtig und bringt sie selbstständig in den Kühlbereich. Die Innovation wurde bereits mit dem GreenTech Innovation Award ausgezeichnet. Ziel des Unternehmens ist es, die Technologie auf weitere Obstsorten und Anbausysteme auszuweiten.

Konzept des digitalen Zwillings. Ein Finger berührt und verbindet sich mit einem digitalen Finger, um sowohl die physische als auch die digitale Welt zu aktivieren. Geschäfts- und Technologie-Simulationsmodellierung

Virtuelle Körper, echte Chancen – Für eine Medizin, die Geschlecht mitdenkt

Laura Steffny, August-Wilhelm Scheer Institut
Digitale Zwillinge revolutionieren die Medizin: Statt Durchschnittswerte zu verwenden, ermöglichen sie individuell zugeschnittene Diagnosen und Therapien. Besonders in der geschlechtersensiblen Versorgung schließen sie Datenlücken, die bisher zu Fehldiagnosen und unpassenden Behandlungen führten. Erste Studien zeigen eine deutlich höhere Präzision bei Vorhersagen etwa von Schwangerschaftsdiabetes oder Prostatakrebs. Digitale Zwillinge basieren auf realen Gesundheitsdaten und modellieren den menschlichen Körper dynamisch und lernfähig. Damit könnten sie den Weg zu einer gerechteren, personalisierten Medizin ebnen – wenn ethische Standards, Datenschutz und Diversität berücksichtigt werden.